Die Reichsten sind reicher geworden trotz Corona
Die größten Vermögen in Heilbronn-Franken sind auch während der Pandemie gewachsen. Hinter dem Spitzenreiter kommt aber erst einmal lange - niemand.

Nun also doch nicht mehr: Vergangenes Jahr hielt der Springer-Verlag noch an seiner Liste der 1000 reichsten Deutschen fest, obwohl er sein Wirtschaftsmagazin "Bilanz" einstellte und es in die "Welt am Sonntag" integrierte. Dieses Jahr ist Schluss damit - und so bleibt nur noch das "Manager Magazin", wenn es um die Suche nach den größten Vermögen im Land geht. Und damit auch in der Region.
Dieter Schwarz liegt uneinholbar vorne
Viel geändert hat sich sowieso nicht, jedenfalls nicht in der Reihenfolge: Dieter Schwarz liegt nach wie vor im Prinzip uneinholbar vor der Familie Würth und den Bechtle-Großaktionären der Familie Schick-Krief. Was allerdings auffällt in der Liste der 13 Namen aus Heilbronn-Franken, die vom Magazin aufgeführt werden: Sechs Vermögen sind deutlich mehr geworden, aber nur eines hat sich sichtbar verringert. Die Corona-Krise hat zwar das Wirtschaftsleben umgekrempelt und teilweise herbe Einbußen beschert, den Guthaben der Reichsten konnte sie aber quasi nichts anhaben.
Das beginnt schon bei Dieter Schwarz. Der Wert seiner Unternehmen und Immobilien, zum größten Teil in Stiftungen untergebracht, die von ihm kontrolliert werden, wird nochmals höher eingeschätzt als im Vorjahr. 33,5 Milliarden Euro schreiben ihm die Autoren zu, 3,5 Milliarden mehr als im Vorjahr. Alleine dieser Zuwachs ist größer als der Wert der Bechtle-Aktien und allen weiteren Vermögens, das die Familie Schick-Krief auf sich vereint. Sicher, Heilbronns Ehrenbürger hat den Betrag nicht auf dem Bankkonto, sondern auf diese Summe beläuft sich der Wert von Kaufland, Lidl, Pre Zero und den zentralen Schwarz-Unternehmen, inklusive zahlreicher Grundstücke. Und nur mit einem Kniff, nämlich dem Zusammenziehen der BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und ihrem Bruder Stefan Quandt zu einer Familie, bleibt der 82-Jährige auf Rang zwei der Tabelle für Deutschland.
Würth wurde reicher, aber andere wurden noch reicher
Überholt Zugenommen hat das Vermögen der Familie Würth, der weit mehr als nur das Künzelsauer Großhandelsunternehmen gehört. 9,9 Milliarden Euro bedeuten 600 Millionen mehr als vor einem Jahr. Und dennoch sind die Würths inzwischen auf Rang 21 in Deutschland abgerutscht, überholt unter anderem von den Biontech-Gründern Ugur Sahin und Özlem Türeci, ihren Großaktionären Andreas und Thomas Strüngmann oder dem Shopify-Gründer Tobias Lütke.
Um 200 Millionen Euro auf 2,8 Milliarden hat sich das Vermögen der Familie Schick-Krief gesteigert, unter anderem dank der weiter aufstrebenden Bechtle-Aktie, die allmählich in die Nähe der Aufstiegszone für den Dax kommt. Was aber nicht unbedingt das Ziel ist. Der Neckarsulmer IT-Diensleister gehört zu den Profiteuren der Corona-Umbrüche und hat nach wie vor gut zu tun.
Keinerlei unternehmerische Aktivität, jedenfalls nicht offen bekannt, übt die Familie Hagenmeyer aus. Aber mit 1,5 Milliarden Euro hat sie den Wert ihrer Finanzanlagen, die einst durch den Verkauf von Getrag zusammenkamen, um 400 Millionen Euro deutlich gesteigert.
Familien unterhalb der der Milliardärsriege
Damit ist die regionale Milliardärsriege komplett. 700 Millionen Euro schreiben die Autoren den Familien Blanc und Fischer zu - wobei diese übrigens nicht miteinander verwandt sind. Ihre Vorfahren gründeten einst den Küchenteile-Hersteller EGO in Oberderdingen, auch der Küchenspülen-Produzent Blanco gehört zum Portfolio. Noch mal einen Satz nach oben machten die drei Eigner-Stämme des Baukonzerns Leonhard Weiss, der auch in Heilbronn-Franken größter Arbeitgeber seiner Branche ist und vergangenes Jahr 1,7 Milliarden Euro umsetzte. Die Familien Weiss, Schmitt-Weiss und Schmitt werden zusammen auf 600 Millionen Euro geschätzt. Der Bau boomt - es sind damit 200 Millionen mehr als im Vorjahr.
500 Millionen Euro werden der Familie Gerhard Sturm zugeschrieben, die beiden anderen Eigner-Familien von EBM-Papst, die Familien Philippiak und Silke Ziehl, werden aber nur auf 400 Millionen Euro geschätzt. Mit 450 Millionen Euro um 100 Millionen reicher geworden sollen die Bürkerts sein, denen der gleichnamige Ingelfinger Ventilspezialist gehört. Ebenso hoch wird das Vermögen von Christian Berner, Sohn von Albert Berner und mittlerweile Eigner des Großhandelskonzerns, geschätzt. Und auch die Familie Layher wird so hoch bewertet, damit aber um 50 Millionen Euro geringer als im Vorjahr. Dabei läuft es beim Gerüsthersteller nicht schlecht, die nächste Werkserweiterung startet in Kürze.
Noch eine Familie kommt auf 400 Millionen Euro: Die Erben von Otto Rettenmaier, deren Portfolio neben der Schwertransporter-Gruppe TII mit Marken wie Scheuerle und Kamag auch ein Weingut in Frankreich, große Heilbronner Immobilien und Anteile am Holzfaserkonzern JRS in Rosenberg umfasst.
Dahinter reißt die Liste ab. Schade, denn berechnet wurde sie bis zu Rang 1000, der im Bereich von 150 Millionen Euro angesiedelt ist. Weitere illustre Unternehmer-Familien wie die Läpple-Erben, die Wirthweins, Uwe Ziehl, Schunk oder Rhein waren hier im Vorjahr aufgeführt.