Die größten Arbeitgeber: Corona und Autokrise werden sichtbar
Viele unter den größten Arbeitgebern in Heilbronn-Franken haben in den vergangenen zwölf Monaten Stellen abgebaut. Einige konnten aufgrund der Corona-Pandemie aber sogar Personal aufbauen.

Gut, dass es Würth und die Schwarz-Gruppe gibt. Ohne diese beiden Zugpferde aus der Handelsbranche wäre der Stellenaufbau in diesem Jahr ungewohnt dürftig ausgefallen. Da aber die Neckarsulmer mit ihren Ketten Kaufland und Lidl allein um 661 Männer und Frauen aufstockten und Würth nochmals um 630, haben diese beiden Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten für den Löwenanteil - knapp 1700 - der 2100 zusätzlichen Stellen gesorgt, die von den größten Unternehmen der Region geschaffen worden sind.
Das belegt unsere Umfrage unter 101 Arbeitgebern in Heilbronn-Franken - Firmen, Geldinstitute, Gesundheits- und Sozialdienste.
Diesmal fällt einiges auf
Deutlich mehr Arbeitgeber als sonst haben Stellen abgebaut. Bei insgesamt 32 steht im Vergleich zum Vorjahr ein Minus. 46 stockten auf, vier blieben unverändert, fünf sind neu in unserer Tabelle. Die übrigen stehen momentan auf unserer Beobachtungsliste, da sie zuletzt zwischen 400 und 600 Beschäftigte hatten. Insgesamt wurden bei den 32 Unternehmen 1698 Stellen abgebaut. Im Gegenzug haben die 46 Unternehmen zusammen 3816 Menschen zusätzlich eingestellt, so dass unter dem Strich ein Plus mehr als 2100 Beschäftigten steht.
Die Automotive-Branche hat es gebeutelt
Nur noch Läpple, Continental und W. Gessmann haben überhaupt aufgestockt. Dafür gab es einen zum Teil drastischen Rückgang bei Audi, Magna, Rheinmetall, Thyssen-Krupp, der Soehnergroup, Fritz, Weber Hydraulik und Kaco Dichtungstechnik. Weniger die Corona-Krise als die Transformation und die Absatzprobleme der Autobranche hinterlassen hier ihre Spuren. Keine Branche hat so massive Einschnitte im vergangenen Jahr erleiden müssen.
Manche haben auch profitiert
Corona zeigt insgesamt verhältnismäßig wenig Auswirkungen, an einigen Stellen aber durchaus. So haben jene Maschinenbauer gut zu tun gehabt, die Anlagen für die Medizintechnik herstellen - allen voran Bausch & Ströbel aus Ilshofen, die sich auf Abfüllanlagen für Impfstoffe und Medikamente spezialisiert haben. Kein Wunder, dass die Belegschaft unter dem Strich um 184 oder knapp zwölf Prozent alleine am Stammsitz gewachsen ist.
Auch Optima und Syntegon profitierten von der gestiegenen Nachfrage, stockten aber nicht so deutlich auf. Der IT-Dienstleister Bechtle, der ohnehin seinen Höhenflug seit Jahren fortsetzt, verzeichnete dank der Homeoffice-Offensive naturgemäß mehr Bestellungen für die entsprechende Ausstattung - und stellte weiter Personal ein.
Wer unter Corona gelitten hat
Auf der anderen Seite zählt die Bäckereikette Härdtner zu jenen, die unter Corona zu leiden hatten. "Glücklicherweise mussten wir trotz Corona niemanden entlassen", erklärt Unternehmenssprecherin Sarah Freier. "Die rund 100 Mitarbeitenden weniger resultieren vor allem aus nicht nachbesetzten Minijobbern, da unsere Cafés zeitweise geschlossen waren." Der Catering-Hersteller Hofmann Menü hat hingegen sogar leicht aufgestockt - obwohl viele Kantinen und Mensen monatelang geschlossen waren.
Neu in der Tabelle
Insgesamt gab es in unsere Tabelle in diesem Jahr mehr Neubesetzungen als sonst. Schuld sind zum einen Übernahmen und Fusionen: Neu ist die Bott-Gruppe, nachdem sie durch den Zukauf der Firma Elabo die nötige Mitarbeiterzahl überschritten hat. Auch die VR-Bank Heilbronn-Schwäbisch Hall ist einzig dank ihrer Fusion zu Jahresbeginn in die Liste aufgestiegen.
Dass es bei der Leiharbeit wieder boomt, zeigt der Wiedereinstieg von Bera, während der Crailsheimer Wettbewerber Temperso erstmals dabei ist und Tempton, ehemals WFD, nach der Insolvenz der Muttergesellschaft unter dem neuen Eigner sich erst einmal konsolidiert. Offensichtlich übersehen haben wir in den vergangenen Jahren die Brand-Gruppe in Wertheim, die mit gleich 783 Beschäftigten in der Region dabei ist. Das Klinikum Crailsheim hingegen ist dank des massiven Personalaufbaus neu aufgerückt.
Nicht mehr dabei unter den größten 75 sind nun die sechs hinteren Plätze der Vorjahresliste: Weber Hydraulik, Kaco Dichtungstechnik, Binderholz, Unilever, Friesland Campina und Sigloch wurden von den Neueinsteigern überholt - wobei betont werden muss, dass Binderholz (ehemals Klenk Holz AG) sogar Personal aufgebaut hat. Nur eben nicht genug.