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Hubschrauber-Lärm weckt bei Raubüberfall-Opfern Erinnerungen

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Vor drei Jahren wurde ein Ehepaar aus dem Heilbronner Osten Opfer eines Raubüberfalls. Als vor zwei Wochen ein paar Straßen weiter erneut der Hubschrauber kreist, erlebt das Paar widersprüchliche Gefühle. Wie geht man damit um?

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Wenn Hubschrauber über Wohngebieten kreisen, sucht die Polizei oftmals nach vermissten Senioren. Aber manchmal läuft auch − wie erst kürzlich − eine Fahndung nach Räubern. Foto: zef art/stock.adobe.com
Wenn Hubschrauber über Wohngebieten kreisen, sucht die Polizei oftmals nach vermissten Senioren. Aber manchmal läuft auch − wie erst kürzlich − eine Fahndung nach Räubern. Foto: zef art/stock.adobe.com  Foto: zef art/stock.adobe.com

Die Eheleute Frisch (Name von der Redaktion geändert) haben es am Samstagmorgen vor zwei Wochen nach dem Aufstehen bemerkt, dass ein Polizeihubschrauber über dem Heilbronner Osten kreiste. "Der Lärm, das Licht", beschreibt Arnold Frisch die Situation - all das kennt er schon aus der Vergangenheit. Ein kreisender Hubschrauber löst Erinnerungen aus.

Das Ehepaar Frisch war im Jahr 2018 im Schlafzimmer überfallen und gefesselt worden wie jetzt jener Mann ein paar Straßen weiter von ihnen. Das Paar fühlt mit. "Wir haben das alles inzwischen relativ gut überstanden", sagt Arnold Frisch. "In der ersten Zeit, nachdem der Raub passiert war, waren wir aber schon sehr dünnhäutig." Übertriebene Neugierde hätten sie als belastend empfunden. Ehrliche Anteilnahme sei wichtig gewesen. Mittags nach der Tat kam die Familie zum Kaffee und man habe versucht, etwas Normalität in das Unfassbare zu bringen.

Aufklärung des Falls wäre wichtig für die Opfer

Arnold Frisch freut es einerseits, dass im aktuellen Raubfall in der Melli-Beese-Straße bereits ein Tatverdächtiger ermittelt wurde - ihr eigener Fall ist bis heute ungelöst. Es gibt aber auch ein andererseits. "Natürlich wollen wir, das unser Fall aufgeklärt wird", sagt Frisch. Nur die Vorstellung, seine Frau und er müssten erneut als Zeugen aussagen und womöglich sogar vor Gericht, das erschrecke sie sehr. "Das ist genau das, was wir nicht brauchen", sagt Frisch. "Es ist etwas widersprüchlich."


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Dem Paar geht es wie vielen Opfern nach Überfällen. Es bleibt etwas - und das ist eine Art Grundangst vor einer Wiederholung des Geschehenen. "Ich schrecke auf, wenn es abends irgendwo im Haus knackt", beschreibt Arnold Frisch seine Reaktion. Sicherheitstechnisch haben sie aufgerüstet nach der Tat. Wie viele Bewohner des Heilbronner Ostens verfügen sie über eine Alarmanlage. Es passiert immer wieder, dass es zu Fehlalarmen kommt. Auch in Nachbarhäusern in der Straße. "Ich gehe dann regelmäßig raus und schaue nach", sagt Frisch - es könnte ja doch etwas sein, warnt ihn ein Gefühl.

Polizeilichen Statistiken, wonach Einbruchszahlen zurückgehen, will er nicht mehr unkritisch glauben. Vielleicht werde versuchter Diebstahl nicht mehr aufgeführt und früher habe man das gemacht, befürchtet er. Misstrauen ist da. Obwohl er es schätzt, dass die Polizei aktuell zur Prävention viel Streife fahre. "Die passen schon auf uns auf."


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Raubüberfall auf Ehepaar macht viele betroffen


Von der Stadtverwaltung ist Arnold Frisch eher enttäuscht. Nach dem Raub hatte er mit Nachbarn eine Unterschriftenliste initiiert, sie hätten die Rosengartstraße gerne zur Anliegerstraße gemacht. Das sei aber schnell abgewiegelt worden mit der Argumentation, das sei nicht umsetzbar.

Kamera in der Nachbarschaft liefert brauchbares Beweismaterial

Insgesamt findet Frisch, dass in der Gesellschaft der Schutz vor Taten zu wenig Raum einnimmt. Wenn man sich eine Kamera am Haus installiere, die noch einen Meter des Gehwegs filme, werde man darauf hingewiesen, dass das nicht rechtens sei. Und wenn es zu einem Raub kommt, wie bei ihnen, liefere eine Kamera in der Nachbarschaft, die eben ein Stück Gehweg mitgefilmt habe, das einzig brauchbare Beweismaterial.

Vor Kurzem war in einer Parallelstraße zur Rosengartstraße einige Tage lang ein heruntergekommener Transporter abgestellt. Dieser Wagen habe dubios gewirkt, schildert Arnold Frisch. Er habe das bei der Polizei gemeldet, sensibilisiert auch durch den Raubüberfall in der Melli-Beese-Straße, und die Polizei habe das seinem Eindruck nach zunächst nicht interessiert. Etwas später sei der Transporter aber dann, offenbar von Straßenarbeitern, abgeholt worden.

Der Raubüberfall, den das Ehepaar betraf, war sogar in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" zu sehen. "Wir fühlten uns falsch dargestellt", blickt Arnold Frisch zurück - im Nachhinein frage er sich, was das überhaupt bringen solle, wenn Dinge verfälscht wiedergegeben würden. Die Sendung brachte keine weitere Aufklärung, auch nicht eine angebliche Ähnlichkeit zu einem Fall in Duisburg.

Nächster Serienteil: Polizeibeamte, die außergewöhnlich gut im Erkennen von Gesichtern sind

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