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Raubüberfall auf Ehepaar macht viele betroffen

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Bewohner im Heilbronner Osten zeigen sich bestürzt. Der brutale Überfall auf ein Ehepaar in der Rosengartstraße am vergangenen Samstag verstärkt bei einigen das Gefühl, in einer unsicheren Gegend zu wohnen.

Von Heike Kinkopf
Bewohner im Heilbronner Osten zeigen sich bestürzt. Der brutale Überfall auf ein Ehepaar in der Rosengartstraße am vergangenen Samstag verstärkt bei einigen das Gefühl, in einer unsicheren Gegend zu wohnen.

Kriminaltechniker sicherten am Wochenende vor Ort Spuren. Foto: Heike Kinkopf
Kriminaltechniker sicherten am Wochenende vor Ort Spuren. Foto: Heike Kinkopf

„Man bekommt Angst“, sagt eine ältere Frau. Sie lebt zwar nicht in direkter Nachbarschaft der Opfer. Sie weiß aber: Der Einbruch ist kein Einzelfall. Die Seniorin steht auf der Straße bei ihrem Fahrzeug, zeigt auf verschiedene Häuser ringsherum und erklärt: „Da ist schon eingebrochen worden und dort.“ Der jüngste Fall nun bringt sie und ihren Mann ins Grübeln. „Wir überlegen, uns eine Alarmanlage einbauen zu lassen.“ 

Der Raubüberfall auf den 66 Jahre alten Mann und die 58 Jahre alte Ehefrau in ihrem Haus in der Rosengartstraße macht nicht nur diese Seniorin fassungslos. „Wo leben wir eigentlich?“, fragt eine andere. Dass Einbrüche vorkommen, hat sie selbst erlebt. Dass Einbrecher die Hausbewohner fesseln und malträtieren, sagt sie, dass habe eine andere Dimension. Ihrem Empfinden nach nimmt die Brutalität von Tätern zu.

„Wir leben hier relativ sicher“, meint dagegen Holger Betz. Der 56-Jährige ist nach eigenen Angaben häufig im Ausland unterwegs. Zwei Monate im Jahr verbringt er in Südamerika. „Es gibt kein Land, in dem nicht eingebrochen wird.“ Dieses Mal trifft es Menschen, die nur ein paar Häuser weiter wohnen. „Dadurch, dass es näher rückt, verändert es nicht meinen Blick“, sagt Betz. Gleichwohl wisse er von einer Freundin, die bereits zwei Mal Opfer eines Einbruchs geworden sei, wie sehr dieses Erlebnis sie nachhaltig in ihrem Sicherheitsempfinden beeinträchtigt habe.  

Überfall rüttelt am Sicherheitsgefühl 

„Ich kenne das Ehepaar“, sagt eine 73-Jährige, die ein paar Straßen von der Rosengartstraße entfernt wohnt. „Man macht sich Gedanken.“ Der Raubüberfall beunruhigt. „Das geht ja schon einige Jahre so“, sagt die 73-Jährige mit Blick auf Einbrüche im Osten der Stadt. Dort stehen viele Einfamilienhäuser, versteckte villenähnliche Anwesen und moderne Bungalows. Bei ihren Nachbarn sei einmal tagsüber eingebrochen worden. „Man hat nichts gehört.“ Der Überfall rüttelt am Sicherheitsgefühl von Stadtteil-Bewohnern. Der Tatort wirkt so nah. „Ab und zu sieht man die Polizei Streife fahren, aber die kann ja nicht ständig überall sein“, meint die Frau. Was tun? „Soll man alles vergittern?“, fragt sich die 73-Jährige und schüttelt den Kopf. „Das sieht schrecklich aus.“   

Die Gesprächspartner machen aus ihrer Verunsicherung keinen Hehl. Sie wollen ihre Namen nicht in öffentlich machen. Wer weiß, ob das nicht Täter aufmerksam macht? Ratlos zeigt sich eine Seniorin. „Man weiß nicht, wie man sich verhalten soll, was man machen soll.“ Sie könne doch nicht jeden, der ein Auto mit ausländischem Nummernschild fährt, gleich als Kriminellen verdächtigen, wehrt sie ab. Menschen bekommen Besuch, sie haben Verwandte und Freunde. „Soll ich jetzt jeden mit südländischem Aussehen unter Generalverdacht stellen?“, fragt sich die Seniorin. Eine Antwort hat sie nicht.   

 

Polizei befragt Nachbarschaft

Nach dem gewaltsamen Überfall setzen die Ermittler auf die Befragung von Nachbarn, um die Täter aufzuspüren. Eine Fahndung nach den Tätern blieb zunächst ohne Erfolg. „Da zählt wirklich jedes kleine Detail, das möglicherweise jemand beobachtet hat“, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Anwohner würden daher „in ganz massivem Umfang“ befragt.

Die Eindringlinge hatten demnach in gebrochenem Deutsch Geld, Schmuck und Gold gefordert. Nach Informationen von Stimme.de handelt es sich bei dem Wert der Beute um einen niedrigen fünfstelligen Euro-Betrag. Ein plötzlich auftretendes Geräusch soll die Täter vertrieben haben. 

Was der Auslöser war, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Nach ersten Ermittlungen gehen die Beamten von mindestens zwei männlichen Tätern aus. Das Ehepaar konnte sich selbst befreien und leicht verletzt die Polizei alarmieren.

Polizei sucht Zeugen

Mehrere Streifen und ein Polizeihubschrauber fahndeten vergeblich nach den Männern. Die Kriminalpolizei Heilbronn hofft auf Zeugenhinweise. Personen, die in der vergangenen Nacht verdächtige Beobachtungen gemacht haben, sollten sich umgehend mit der Kriminalpolizei Heilbronn unter Telefon 07131 104-4444 in Verbindung setzen.

Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich die Täter bereits in den Tagen und Wochen zuvor in der Nähe des Hauses in der Rosengartstraße aufgehalten haben könnten, könnten Personen bereits im Vorfeld verdächtige Beobachtungen gemacht haben, denen sie möglicherweise keine größere Bedeutung zugemessen hatten. Auch in solchen Fällen, wird gebeten, dies der Kripo umgehend mitzuteilen.

Ähnlicher Raubüberfall in Neckargartach 

Ob ein Zusammenhang mit dem Überfall auf ein Ehepaar im November in Heilbronn-Neckargartach besteht, ist offen. Nach Informationen von Stimme.de gibt es Parallelen. So handelt es sich in beiden Fällen um villenähnliche Anwesen, in beiden Fällen handelt es sich bei den Opfern um Unternehmerfamilien. Auch gingen die Täter ähnlich vor, indem sie die Türen aufbohrten. Ob die beiden Raubüberfälle allerdings tatsächlich in einem Zusammenhang stehen, ist zum Zeitpunkt noch völlig unklar.

 

 

 
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