Die Sache mit dem Lärm an der Jagsttalbrücke in Widdern
Anwohner an der Autobahn 81 leiden seit Jahren unter der Jagsttalbrücke und ihren Begleiterscheinungen. Sie fordern ein Tempolimit auf der Brücke.

Wir haben die Nase voll", sagt Peter Priebe. Er wohnt unter der 80 Meter hohen Jagsttalbrücke in Widdern und ist wie viele Mitbürger genervt von dem Autobahnlärm. Einer von ihnen ist Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn, ein Mann, mit weitreichenden Kontakten in die Politik. Er hat sein Baugeschäft direkt unter der Autobahnbrücke. Und selbst er kann nur wenig Verbesserung der Situation erreichen. Bopp bekommt dann wohlklingende Schreiben aus den zuständigen Ministerien, in denen Verständnis durchklingt, aber eben auch deutlich wird: Gegen den Lärm auf der Brücke der A81 könne man nicht viel machen.
"Sie sind schon bemüht", sagt Bopp (61) über diese Art von Schreiben aus den Ministerien. Die kämpfenden Anwohner sind sich ein einem wesentlichen Punkt einig. Wenn man kostengünstig, schnell und unbürokratisch etwas tun möchte, dann ist ein Tempolimit und die Installation eines Blitzers auf der Brücke naheliegend.
Pensionär Priebe (76) argumentiert, dass der Lärm durch Abrollgeräusche gleich wesentlich reduziert wäre, wenn die Fahrzeuge langsamer unterwegs seien. Er stellt sich eine Begrenzung auf 100 oder 80 Stundenkilometer für Autos vor, und Lkw sollen nur noch 60 Stundenkilometer fahren dürfen.
Bei Westwind sei es in Widdern besonders laut, sagt Priebe. "Manchmal sitzen wir im Sommer auf der Terrasse beim Frühstück, und das ist, als würden wir in einer Wirtschaft sitzen." Man verstehe kaum ein Wort des anderen. Bei Ostwind sei es wesentlich besser, allerdings seien dann Anwohner in Möckmühl betroffen - auch dort gebe es Klagen. Wer einmal vor Ort war, kennt das Geräusch - ein ewiges, monotones Surren liegt in der Luft. Durch die Renovierung der Brücke vor einigen Jahren seien immerhin die Poltergeräusche verstummt, die entstanden, wenn Autos auf die Brücke fuhren, sagt Priebe.

Es gibt nicht nur Negatives zu berichten über die Probleme mit der Autobahnbrücke. Allseits bekannt ist, das sie Menschen anzieht, die Suizid begehen möchten. Ulrich Bopp erinnert sich noch an Szenen, die besser gar nicht genau beschrieben werden. Seit ein weitläufiger Sprungschutz angebracht ist, sind die Zahlen allerdings deutlich zurückgegangen. Es ist nicht mehr so einfach wie früher, dort zu springen.
Straßenverhältnisse nach Unfall von Kretschmann wieder ein Thema
Seit dem schweren Autounfall auf der A81 ganz in der Nähe der Jagsttalbrücke, in den Ministerpräsident Winfried Kretschmann verwickelt war, sind für die Widderner auch die Straßenverhältnisse auf der Autobahn wieder Thema. Ulrich Bopp sagt, er habe darüber mit dem Ministerpräsidenten gesprochen und das Thema gehe ihm sehr nahe. Aquaplaning sei ein unterschätztes Problem in diesem Streckenabschnitt. Es müsse möglich sein, dass Regenwasser besser und schneller abfließe, so Bopp. Auskunft über die genaue Route Kretschmanns hatte das Staatsministerium damals unbeantwortet gelassen. Bopp und Priebe sind überzeugt, dass der Fahrer des Ministerpräsidenten nicht in Osterburken auf die A81 auffuhr, sondern über die Rastanlage Jagsttal, die über Widdern zu erreichen ist - bei Polizeikontrolle gebe es allerdings ein 20-Euro-Bußgeld, wissen die Anwohner in Widdern. "Das sorgt für einen gewissen Missmut in der Bevölkerung", sagt Bopp.
Überzeugt haben Bopp die Aussagen von Statikern zur Absage eines zusätzlichen Lärmschutz-Aufbaus für die Autobahnbrücke. Die gesamte Brücke könne ins Wanken geraten, bezieht er sich auf deren Standpunkt. Umso mehr sei ein Tempolimit das geeignete Mittel, um Lärm zu verringern, sagt ausgerechnet der bekennende "Schnell-Fahrer" Ulrich Bopp.