Fahrzeug von Winfried Kretschmann in Verkehrsunfall verwickelt
Die Mercedes S-Klasse von Ministerpräsident Kretschmann ist am Montagabend auf der A81 bei Möckmühl in einen Unfall verwickelt worden. Ein Kleinkind erlitt schwere Verletzungen. Die Polizei vermutet inzwischen, dass zwei Fahrzeuge offenbar mit nicht an das Wetter angepasster Geschwindigkeit unterwegs waren.
Die Mercedes S-Klasse von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist am Montagabend auf der A81 bei Möckmühl in einen Unfall verwickelt worden. Dabei erlitten laut Angaben der Polizei ein Kleinkind und dessen Vater schwere Verletzungen. Das Kind schwebt nach Auskunft der Polizei in Lebensgefahr. Kretschmann blieb laut Staatsministerium unverletzt.
Diskussion über Geschwindigkeit
Sowohl Kretschmanns Fahrer als auch der Familienvater, der auf ein Begleitfahrzeug des Ministerpräsidenten krachte, sollen nach Angaben eines Polizeisprechers "offenbar mit einer der Witterung nicht angepassten Geschwindigkeit" unterwegs gewesen sein. Deswegen werde jetzt gegen beide Fahrer ermittelt. Zum Zeitpunkt des Unfalls, der sich gegen 19.20 Uhr ereignete, regnete es stark und es soll laut einer Mitteilung der Heilbronner Polizei Aquaplaning gegeben haben.
Kretschmann startete am Montag im Raum Heilbronn seine einwöchige Sommertour durch Baden-Württemberg. Bevor er abends zur Heimfahrt aufbrach, war er noch am Dorfladen in Jagsthausen zum Imbiss zu Gast - unter anderem mit Landrat Detlef Piepenburg und dem SPD-Landtagsabgeordneten Reinhold Gall.
Unfallhergang auf der A81
Auf der Autobahn war laut Polizei Kretschmanns Fahrzeug ins Schleudern geraten, es prallte gegen die Mittelleitplanke und kam auf dem rechten Fahrbahnrand zum Stehen. Der Unfallort befand sich in Fahrtrichtung Heilbronn zwischen Widdern und Möckmühl, kurz nach der Jagsttalbrücke. Ein Begleitfahrzeug Kretschmanns hielt am Standstreifen, um die Unfallstelle abzusichern.
Ein Seat, der hinter den beiden Regierungswagen gefahren ist, kam ebenfalls ins Schleudern und fuhr in das stehende Fahrzeug der Kolonne. Bei der Kollision wurden der 33-jährige Fahrer des Seat und sein einjähriges Kind, das im Kindersitz auf der Rückbank saß, schwer verletzt. Die 29-jährige Mutter, die Beifahrerin war, erlitt leichte Verletzungen.
An Fahrer des Ministerpräsidenten bestehen bestimmte Anforderungen. Sie müssen in der Regel mehrjährige nachweisbare Erfahrungen als Fahrer in der Personenbeförderung nachweisen, vorzugsweise von herausgehobenen Persönlichkeiten. Bei der Einstellung wird vorausgesetzt, dass keine Punkte im Zentralregister vorliegen. Der Ministerpräsident hat verschiedene Fahrer. Alle Fahrer erhalten regelmäßige Fahrsicherheitstrainings.
Zwei Rettungshubschrauber waren im Einsatz und brachten die Verletzten in die Klinik. Die beiden Regierungsfahrzeuge wurden noch von einem Wagen der Polizei begleitet, der nach Angaben des Staatsministeriums ebenfalls auf der Standspur den Unfall abgesichert hatte.
Sachschaden bei 130.000 Euro
Alle Personen in Kretschmanns Fahrzeugkolonne blieben unverletzt. Die A81 war im betreffenden Abschnitt für mehrere Stunden gesperrt. Der entstandene Sachschaden liegt nach erster Einschätzung der Polizei bei 130.000 Euro. Der Ministerpräsident "hat den Unfall erstmal gar nicht mitbekommen", sagte Regierungssprecher Rudi Hoogvliet am Morgen danach bezüglich des Auffahrunfalls. Kretschmann habe sich schließlich im Fahrzeug auf dem Standstreifen etwas weiter vorne befunden - und der Seat sei in das Begleitfahrzeug gekracht.
In dem Streckenabschnitt, wo der Unfall passierte, ist unbegrenzte Geschwindigkeit erlaubt. Wie schnell Kretschmanns Fahrer unterwegs war, als es zum Unglück kam, ist bislang nicht bekannt.
Einsatz der Feuerwehr
Die Feuerwehr Widdern war mit drei Fahrzeugen und 21 Mann im Einsatz. Aquaplaning-Unfälle kämen hier öfter vor, sagte Kommandant Patrick Ehrhardt. Am Montagabend machte die Polizei Heilbronn zunächst keine Angaben zum Unfallhergang. Bei anderen Unfällen ohne Beteiligung politischer Prominenz ist es durchaus üblich, dass die Polizei schnell über den Hergang informiert.
Die Heilbronner Polizei begründete das Vorgehen in diesem Fall damit, dass sich das Stuttgarter Staatsministerium vorbehalten habe, über den Unfall zu informieren. Am Dienstagmorgen jedoch hieß es seitens des Ministeriums: Angaben zum Unfallhergang seien nun doch von der Heilbronner Polizei zu erfahren.
Dienstfahrer mit langähriger Erfahrung
Der Unfallort lag nördlich der Autobahnauffahrt Möckmühl, die nach dem letzten Termin Kretschmanns in Jagsthausen eigentlich für dessen Heimfahrt naheliegend gewesen wäre. Doch offenbar wählte sein Fahrer die Auffahrt Osterburken. Die Route werde vom Fahrer "entlang der Verkehrsverhältnisse entschieden", so Hoogvliet.
Er betonte, dass Kretschmann von einem "sehr erfahrenen, langjährigen Fahrer" gefahren worden sei. Es sei zudem der erste schwerere Unfall des Ministerpräsidenten seit seinem Amtsantritt im Jahr 2011. Er könne sich lediglich an einen weiteren, leichteren Unfall mit geringem Sachschaden erinnern, erläuterte Hoogvliet.
Kretschmann zeigt sich tief betroffen
Kretschmann selbst war einen Tag später noch immer geschockt. "Meine ganze Sorge gilt den beiden Schwerverletzten", sagte der Regierungschef am Rande eines weiteren Kreisbesuchs in Tuttlingen. Seine Gedanken seien "natürlich bei ihnen".
Am Dienstagabend erklärte das Staatsministerium, Kretschmann wolle seine Sommertour zunächst fortsetzen. Am Dienstag in Tuttlingen nahm er jedenfalls nur einen Termin am Vormittag wahr. Den Rest des Tages mit einem Brauerei- und Museumsbesuch sagte er ab.