Bei Aquaplaning Fuß vom Gaspedal
Nach dem Unfall auf der A81, in den Ministerpräsident Kretschmann verwickelt war, rät Harald Lepple von der Heilbronner Verkehrswacht, bei regennasser Fahrbahn hastiges Lenken zu vermeiden. Zudem müssen Autofahrer auf ausreichend Profiltiefe achten.

Montagabend auf der A81. Die schwere Staatskarosse von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist in einen Aquaplaning-Unfall verwickelt, Menschen werden verletzt. Nach zum Teil heftigen Regenfällen ist es in den vergangenen Tagen in der Region immer wieder zu Unfällen wegen Wasserglätte gekommen.
"Hastige Lenkbewegungen sollte man auf jeden Fall vermeiden", sagt Harald Lepple, Vorsitzender der Verkehrswacht Heilbronn. Es sei die Folge einer Schreckreaktion, die ein Fahrzeug zum Ausscheren bringe. Außerdem empfiehlt er, die Geschwindigkeit auf Tempo 80 bis maximal 100 Stundenkilometer anzupassen, je nach Situation. Wer ein Auto mit Schaltgetriebe fährt, solle die Kupplung treten und das Lenkrad ruhig halten. Bei Automatik-Fahrzeugen empfiehlt der 73-Jährige, vom Gas zu gehen.
Richtiges Verhalten trainieren
Die Profiltiefe der Reifen sei zudem entscheidend. Wenngleich Lepple sagt: "Irgendwann schafft es kein Reifen mehr und er schmiert auf." Auf dem Übungsgelände der Verkehrswacht Heilbronn auf dem Wolfszipfel könne Fahren bei Aquaplaning mit Tempo 50 simuliert und richtiges Verhalten trainiert werden. Lepple geht davon aus, dass Kretschmanns Fahrer über entsprechende Trainings verfügt. Das Fahrzeug sei jedoch sehr schwer. "Wenn das wegen Aquaplanings ins Rutschen kommt, ist es sehr schwer, es wieder in den Griff zu bekommen."
Der ADAC rät, vorausschauend zu fahren und genügend Abstand zum Vordermann zu halten. Verkehrszeichen weisen oft auf drohende Gefahren hin. Außerdem solle man auf Spurrillen achten und versetzt dazu fahren. Dies gelte besonders auf der rechten Spur von mehrspurigen Bundesstraßen und Autobahnen. Wer sich durch technische Unterstützer wie Antiblockiersysteme (ABS) oder Elektronische Stabilitätsprogramme (ESP) im Auto in Sicherheit wiegt, hat schlechte Karten. Weder Allradantrieb noch ABS verhinderten Aquaplaning. Und auch ESP hilft laut ADAC nur bedingt.
Fahrzeug unter Kontrolle bringen
Erst am Ende der Aufschwimmphase könne das Elektronische Stabilitätsprogramm dazu beitragen, die Fahrstabilität wieder zu erlangen. Wenn nur ein Rad betroffen ist, könne ESP die restlichen drei Räder regulieren und das Fahrzeug unter Kontrolle bringen.
Der ADAC teilt mit, dass es bei einer Profiltiefe bei Sommerreifen von unter 3,5 Millimetern kritisch werden könne. Aus diesem Grund sollen Sommerreifen rechtzeitig getauscht werden. Außerdem soll der Reifendruck regelmäßig geprüft werden. Wer laufrichtungsgebundene Reifen selbst montiert, solle auf die richtige Laufrichtung achten. Die Wörter "Rotation" oder "Direction" und ein Pfeil weisen auf die Laufrichtung des Reifens hin. Der ADAC rät zu Fahrsicherheitstrainings. Dort werde nicht nur richtiges Verhalten bei Aquaplaning trainiert, sondern auch, wie man sich auf unvorhersehbare Gefahrensituationen vorbereitet und im Ernstfall richtig reagiert.
Aquaplaning
Aquaplaning (auch Wasserglätte) bezeichnet das Aufschwimmen des Reifens auf dem Wasser einer nassen Fahrbahn. Die Wassermassen schieben sich wie ein Keil zwischen den Straßenbelag und den Autoreifen, teilt der ADAC mit. Die Reifen können das Wasser nicht mehr "verdrängen" und verlieren den Kontakt zur Straße. Sie schwimmen auf und werden unbeherrschbar. Aquaplaning kann auf allen Straßen mit hohem Wasserstand auftreten. Überall dort, wo Regenwasser nicht richtig ablaufen kann, wie in Senken, Unterführungen, Spurrillen oder Kurven ist besondere Vorsicht geboten.