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Gärtnerei-Inhaberin Christina Wieland: "Einen schöneren Beruf gibt es nicht"

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Ab acht Uhr werden in der Gärtnerei Huber hunderte Pflanzen versorgt. Ein grüner Daumen ist für den Job Pflicht. Welche Aufgaben morgens anfallen.

von Julian Ruf
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Christina Wieland in einem ihrer Gewächshäuser. Die Stiefmütterchen dürfen bei ihr im Frühling nicht fehlen.
Christina Wieland in einem ihrer Gewächshäuser. Die Stiefmütterchen dürfen bei ihr im Frühling nicht fehlen.  Foto: Seidel, Ralf

Der Tag beginnt zeitig für Christina Wieland, wenn es auf den Straßen noch sehr ruhig zugeht. Die Inhaberin der Gärtnerei Huber in der Kaiserstraße vor den Toren Pfedelbachs ist schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen, bevor es dann ab acht Uhr richtig geschäftig wird. In ihrem rund 8000 Quadratmeter großen Betrieb, inklusive Gewächshäusern, müssen im Frühling unter anderem die Stiefmütterchen hergerichtet, Blumensträuße gebunden, hunderte Pflanzen gegossen und der an das Gewächshaus anschließende Laden bestückt werden, bevor dieser seine Türen öffnet. "Einen schöneren Beruf kann es für mich gar nicht geben, denn man muss nicht ständig in einem Büro sitzen", sagt die 48-Jährige.


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Mit Gießen allein ist es allerdings am Morgen in der großen Gärtnerei nicht getan. Je nach Jahreszeit ist dann morgens um acht Uhr auch die Ernte angesagt. Unter anderem Tomaten, Gurken, Salat und Broccoli baut Christina Wieland mit Hilfe ihrer Mitarbeiter an. Das frische Gemüse wird dann direkt an Restaurants in der Umgebung geliefert, oder aber in Kartons gepackt für den Onlinehandel vorbereitet. "Gerade Gewürzpflanzen wie Peperoni und Chili versenden wir in ganz Deutschland bis nach Österreich."

Wissen ist gefragt

Den sprichwörtlichen grünen Daumen habe sie schon immer gehabt. "Das liegt bei uns wohl in der Familie", sagt sie. Bereits 1948 gründete ihre Großmutter einen Blumen- und Gemüseladen, damals noch in der Pfedelbacher Rosenstraße. 1979 zogen ihre Eltern mit dem Geschäft an den heutigen Standort um und gründeten die Gärtnerei Huber. 2021 hat Christina Wieland den Betrieb dann vollständig von ihren Eltern übernommen. "Mein Vater ist eigentlich schon 2014 in den Ruhestand gegangen. In der Zwischenzeit war die Gärtnerei verpachtet", erzählt sie weiter. Die gelernte Floristin und Gärtnerin musste mit den Jahren einiges hinzulernen. "Für einen Betrieb dieser Größe muss man sich sehr viel Wissen aneignen. Hobbygärtner sein, reicht da bei Weitem nicht aus." Von 2005 bis 2019 führte Christina Wieland einen Blumenladen im Ö-Center in Öhringen. "Das war mir aber irgendwann zu viel Trubel. Hier im Gewächshaus ist alles ursprünglicher, bodenständiger."


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Während Christina Wieland sich um ihre Pflanzen kümmert, springen zwei rabenschwarze altdeutsche Schäferhunde um sie herum. "Das sind Benno und Tessa, unsere inoffiziellen Mitarbeiter. Bald soll hier zusätzlich noch eine kleine Hobbyzucht mit Schäferhunden entstehen", verrät sie. Die Floristin arbeitet allgemein viel enger mit Tieren zusammen, wie so mancher Außenstehende vermuten mag, denn ihre Gewächshäuser sind nicht nur ein Zuhause für Schäferhunde.

Die Hummeln sind los

Christina Wieland (links) bringt zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Manuela Vogelmann die erste Fuhre Blumen ins Freie.
Fotos: Ralf Seidel
Christina Wieland (links) bringt zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Manuela Vogelmann die erste Fuhre Blumen ins Freie. Fotos: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

"Wir lassen zur Bestäubung unserer Pflanzen regelmäßig Hummeln frei. Um 8 Uhr morgens wird eine Box, sozusagen deren Zuhause, geöffnet, aus der die Hummeln dann ausschwärmen. Gegen Blattläuse setzen wir Schlupfwespen ein." Die Wespen schlüpfen dabei aus kleinen Papiertüten, die überall im Gewächshaus aufgehängt sind. "Es gibt einen ausgearbeiteten Plan, nach dem wir unsere Nützlinge gezielt einsetzen, um für eine möglichst gute Bestäubung und gleichzeitig auch für die Schädlingsbekämpfung zu sorgen. Das ist biologischer als Pestizide", erklärt Christina Wieland. Und damit nicht genug: Eine eigene Pferdezucht soll auch noch dazukommen. Die Pferde, die es im Betrieb jetzt schon gibt, sind momentan für Planwagen- und Hochzeitsfahrten im Einsatz.


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Ganz ohne Büro kommt Christina Wieland aber dann doch nicht aus. "An den Sonntagen ist für gewöhnlich die Bürokratie an der Reihe. Da werden Rechnungen geschrieben und alles erledigt, was sonst eben noch so dazu gehört." Die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben sei eben nicht immer zu erreichen, auch nicht, wenn das Hobby eigentlich der Beruf sei, ergänzt sie.

Die nächste Generation mit einem grünen Daumen steht vielleicht schon in den Startlöchern. "Meine Tochter ist jetzt 18 und sieht sich nicht im Gärtnergewerbe. Aber unser Kleiner ist mit seinen 7 Jahren schon voll dabei. Zumindest im Augenblick ist er sich ganz sicher, dass er hier einmal das Ruder übernehmen wird", sagt Christina Wieland schmunzelnd.

Bestäubung

In kleineren, privaten Gewächshäusern können Pflanzen manuell bestäubt werden. Hierzu verwenden Hobbygärtner gern elektrische Zahnbürsten, um natürliche Bestäuber, wie zum Beispiel Bienen, nachzuahmen. Eine gängige Praxis beim Bestäuben ist auch der Einsatz von Pinseln und Bürsten. Die Methode variiert je nach Art der Pflanze.

 
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