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Einzigartiges Wohnprojekt in Bönnigheim: So lebt es sich unter einer Glaspyramide

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Das von Unternehmer Bruno Staiger entwickelte Wohnkonstrukt am Ortsrand von Bönnigheim ist energieautark und ökologisch. Wir haben einen Blick in den außergewöhnliche Bau geworfen.

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Das Pyramiden-Wohnhaus in Bönnigheim erinnert an ein Kunstwerk. Das Wohnen der Zukunft? Nein. Ein Luxusobjekt, sagt der Erfinder.
Das Pyramiden-Wohnhaus in Bönnigheim erinnert an ein Kunstwerk. Das Wohnen der Zukunft? Nein. Ein Luxusobjekt, sagt der Erfinder.  Foto: Berger, Mario

Regen trommelt auf das schräge Dach aus Sonnen- und Wärmeschutzglas. Wer im Wintergarten der Wohnpyramide am Ortsrand von Bönnigheim steht, den überkommt das eigenartige Gefühl, sich gleichzeitig drinnen und draußen aufzuhalten. Je nach Betrachtungsweise stimmt das auch: Man steht im Inneren der Glaspyramide, aber auch vor dem Mehrfamilienhaus, das sich in ihr befindet. Durch den Schutz muss das Betonhaus mit den 16 Zentimeter dicken Wänden nicht gedämmt werden.

Der Regen trommelt weiter. "Jetzt kommen Sie ausgerechnet, wenn es regnet. Bei Sonne würden wir mehr Strom erzeugen", sagt Bruno Staiger. Der 83-Jährige ist sowohl der Erfinder als auch der Architekt dieses deutschlandweit einzigartigen Wohnprojekts. Auch heute, neun Jahre nach seiner Bezugsfertigkeit, fasziniert die Wohnpyramide, und das über die Landesgrenzen hinaus.

Sie ist aber nicht nur ein optischer Hingucker, sondern vereint nachhaltige Energiekonzepte und patentierte Baukonstruktionen. So kann die schraubenlose Stahl-Glas-Konstruktion wie ein Puzzle ineinander gesteckt werden. Das Konzept habe er dem französischen Staat für den Wiederaufbau der 2019 abgebrannten Kathedrale Notre-Dame kostenlos anbieten wollen, sagt Staiger, doch die Pandemie kam dazwischen.

Energie wird über Solarkollektoren gewonnen

Daniel Stratmann ist seit Monatsbeginn einer der sechs Bewohner. Zu seiner Erdgeschosswohnung gehört eine Hälfte des Atriumbereichs.
Daniel Stratmann ist seit Monatsbeginn einer der sechs Bewohner. Zu seiner Erdgeschosswohnung gehört eine Hälfte des Atriumbereichs.  Foto: Berger, Mario

Die Pyramide ist Vorbild für ökologisches und energieautarkes Bauen: Statt fossiler Energieträger wird die Energie fürs Heizen, Kühlen und Warmwasser über Solarkollektoren auf dem Carport und Wärmepumpen erzeugt. Schon vor 20 Jahren, sagt Bruno Staiger stolz, habe er im Gegensatz zu vielen grünen Politikern schon grün gedacht.

Grün auch, weil der Bönnigheimer die Natur gern in seine Architektur einbindet. In den Komplex seines Erligheimer Betriebs für Ventiltechnik integrierte er Landschaft und Gewächse, und auch im Wintergarten der Wohnpyramide gedeihen Pflanzen. Bei Minusgraden können sich die Bewohner auf Loungemöbeln neben Feigen- und Olivenbäumen entspannen. Hier bleibt es im Winter warm und im Sommer angenehm kühl dank der automatischen Lüftungsklappen, die Luftaustausch und Temperatur regulieren.

Energiesparend zu lüften und zu heizen, das macht sich bei den aktuell steigenden Energiepreisen bezahlt. "So gesehen haben wir einen gewissen Vorteil. Aber wir müssen trotzdem abwarten, was auf uns zukommt", sagt Bruno Staiger.

 


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Wäre da noch das Haus. In den vier Wohnungen mit insgesamt 550 Quadratmetern Nutzfläche wohnen derzeit sechs Mieter, angelegt sind sie für maximal acht. Die oberen Wohnungen mit jeweils 160 Quadratmetern erstrecken sich über zwei Etagen und bieten Zugang zur Terrasse. Zu den Erdgeschosswohnungen mit je 80 Quadratmetern gehört der 300 Quadratmeter große Wintergarten. Seit Monatsbeginn wohnt Daniel Stratmann in einer der unteren Wohnungen. Für seine Arbeit in Abstatt ist der 25-Jährige aus Bayern in das Pyramidenhaus gezogen. Nicht, weil er nach etwas Außergewöhnlichem gesucht hätte. "Es war reiner Zufall." Aber natürlich, gibt er zu, ökologisch und finanziell sei es reizvoll gewesen. Im Monat fallen weniger als zehn Euro pro Quadratmeter Miete an, dazu kommen die Kosten für die selbst erzeugte Energie.

Und woher stammt die Idee?

Hobby-Architekt und Tüftler: Bruno Staiger ist sichtlich stolz auf sein Werk.
Hobby-Architekt und Tüftler: Bruno Staiger ist sichtlich stolz auf sein Werk.  Foto: Berger, Mario

Doch warum überhaupt ein Haus in einer Glaspyramide? Der Einfall kam Bruno Staiger, als er 1996 auf der Heimfahrt von einer Ausstellung ein Restaurant in Hannover entdeckte, das sich in einer Glaspyramide befand. Weitere bekannte Glaspyramidenbauten sind ein Verwaltungsgebäude in Leipzig und ein Hotel in Nürnberg. "Aber ich bin der Erste, der ein Pyramidenhaus für mehrere Familien gebaut hat", sagt Staiger mit unüberhörbarem Stolz.

Staiger ist offen für alternative Wohnkonzepte, bevorzugt einfache Strukturen. "Form, Material und eine gewisse Einfachheit" seien ausschlaggebend für seine Inspirationsquellen, oder auch seine Reisen. Nach dem Vorbild des maurischen Baustils hat er die Ecken des Pyramiden-Wohnhauses abgerundet.

 


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Staigers Interesse an Architektur und Baumaterialien ermöglichen es dem Autodidakten, seine Projekte ohne viel zusätzliche Hilfe zu realisieren. Die Architektur bleibt für den gelernten Dentalmechaniker allerdings nur ein Hobby. "Ich habe ein Gefühl für Kleinteile, das hat mein Berufsleben fixiert." Einfälle hat Staiger viele, nur das Alter macht sich inzwischen bemerkbar. Ein bis zwei Patente will er in diesem Jahr noch anmelden - sie sollen so einzigartig sein wie seine Wohnpyramide.

Seine Inspiration findet Bruno Staiger unter anderem auf Baumessen. "Daraus entstehen viele neue Gedanken, die patentfähig sein können." Bis heute hat Bruno Staiger bereits rund 200 Patente angemeldet, die Wohnpyramide ist eines davon. Jährlich kommen mindestens ein bis zwei neue Patente dazu, sagt Staiger und erzählt: In der Familie habe das Tradition. Einer seiner Vorfahren mütterlicherseits habe 1880 eines der ersten Patente in Deutschland für die Holz- und Stahlverbindung angemeldet.

 


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