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Studie: Schnellere Frankenbahn erfordert immense Investitionen

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Eine neue Studie zeigt detailliert, wie der Zugverkehr auf der störungsanfälligen Frankenbahn zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg verbessert werden kann. Schon den Betrieb zu stabilisieren, kostet viele Millionen Euro. Richtig teuer wird es, wenn auf der Strecke Fahrzeit eingespart werden soll.

Am Bahnhof Möckmühl-Züttlingen wird die Frankenbahn für mehrere Kilometer eingleisig. Der Ausbau allein an dieser Stelle würde mehr als 30 Millionen Euro kosten.
Foto: Archiv/Seidel
Am Bahnhof Möckmühl-Züttlingen wird die Frankenbahn für mehrere Kilometer eingleisig. Der Ausbau allein an dieser Stelle würde mehr als 30 Millionen Euro kosten. Foto: Archiv/Seidel

Die Veröffentlichung der Expertise, die das Land in Auftrag gegeben hat, hatte sich zuletzt mehrmals verzögert. Jetzt liegt das Werk vor und listet auf 59 Seiten auf, wo es auf der bei Pendlern gefürchteten Strecke hapert. "Nun ist der Bund als Eigentümer am Zug, der eine grundgesetzliche Verantwortung für die Eisenbahninfrastruktur hat", kommentierte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Ergebnisse. Sein bayerischer Amtskollege Christian Bernreiter (CSU) nahm ebenfalls Berlin in die Pflicht. Die Studie zeige, "dass es oft die vielen kleineren Ausbaumaßnahmen sind, mit denen man eine Bahnstrecke zügig attraktiver machen kann".


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Kleine Schritte für zuverlässigere Frankenbahn

Eines zeigt die Untersuchung auf jeden Fall: Es wird nicht billig. Die von Fachleuten priorisierten Schritte, die bis 2030 realisierbar seien, summieren sich auf 116 Millionen Euro und haben eines gemein: Sie machen den Fahrplan stabiler, reduzieren Verspätungen und machen es möglich, mehr Züge über die Trasse zu schleusen. Die Bahnen auf der Frankenbahn sind deswegen aber kaum schneller.


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Zu den größeren Brocken gehört ein dringend benötigtes drittes Gleis vom Audiwerk in Neckarsulm nach Bad Friedrichshall. Hier werden Stadtbahnen, Regionalzüge und Güterverkehr über nur zwei Gleise geschleust. Geschätzte Kosten: 30 Millionen Euro. Traurige Berühmtheit erlangte der Abschnitt in Möckmühl-Züttlingen. Hier wurde das zweite Gleis im Zweiten Weltkrieg weggebombt und nie ersetzt. An dieser Stelle schaukeln sich Verspätungen hoch. Ein zweiter Schienenstrang würde laut Expertise mindestens 31 Millionen Euro kosten. Weiter nördlich gehen die Absonderlichkeiten weiter. In Boxberg etwa können Züge nur an einem Gleis halten, weil am zweiten der Bahnsteig fehlt. Ein Dutzend Maßnahmen haben die Planer priorisiert, nur zwei davon bringen geringfügig mehr Tempo auf die Strecke.

Nur Neubauten bringen schnellere Verbindungen

Richtig viel Geld kostet es, will man die Fahrzeiten auf der Frankenbahn verkürzen. Dafür listen die Planer Streckenneubauten mit fast 25 Kilometer Länge auf. Die grobe Kostenschätzung liegt bei fast 336 Millionen Euro und das zum Stand von 2021. Es würde also nochmal deutlich teurer.


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Sollte all das gebaut werden, würde ein Regionalexpress zwischen Würzburg und Heilbronn etwa acht Minuten schneller fahren. Auf manchen Abschnitten wäre pro Sekunde Ersparnis mehr als eine Million Euro aufzuwenden. Zwischen Heilbronn und Stuttgart weist die Studie gar kein Potenzial aus. Streckenneubauten sind hier wegen der schmalen Trasse und der dichten Bebauung nicht vorstellbar.

Minister Hermann: Frankenbahn wurde vernachlässigt

Für Verkehrsminister Hermann zeigt sich, dass die Frankenbahn als "eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen" seit Bau der Schnellstrecke zwischen Stuttgart und Mannheim "jahrzehntelang vernachlässigt" worden sei. "Die Verbesserung der Streckeninfrastruktur ist überfällig", sagt der Heilbronner Landrat Norbert Heuser, der als Koordinator für die kommunale Seite auftritt. "Nun müssen sich Bund und Land zur Priorisierung, zu Zeitplänen und zur Finanzierung äußern." Ein "Armutszeugnis" sieht Neckar-Odenwald-Landrat Achim Brötel.


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Die Ergebnisse seien ernüchternd und belegten, "dass in die Infrastruktur einfach deutlich zu wenig investiert worden ist". Jetzt sei es "höchste Eisenbahn", dass sich alle gemeinsam für die Strecke einsetzten. Matthias Lieb, Landesvorsitzender im Verkehrsclub Deutschland (VCD), erinnert daran, dass gerade einmal zehn Prozent der Maßnahmen aus einer Vorgängerstudie von 2009 umgesetzt seien: "Kein Wunder, wenn die Pünktlichkeit nicht besser wird."

Politiker aus der Region hatten Bund und Land hier zuletzt ein "Schwarze-Peter-Spiel" vorgeworfen. Dagegen verwahrte sich Stuttgart. Das Land habe das Projekt jahrelang beim Bund angemeldet, sei aber nicht zum Zug gekommen.

Dieser Artikel wird in unserem Nachrichten-Podcast MorgenSTIMME erwähnt - für weitere Nachrichten aus der Region, Deutschland und der Welt, können Sie hier den ganzen Podcast anhören.

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