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Unverständnis über Nein zur Krebsbachtalbahn

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Überwiegend auf Unverständnis stößt die Entscheidung des Bad Rappenauer Gemeinderats, das Schicksal der Krebsbachtalbahn mit einem knappen Nein zur Reaktivierung der Nebenstrecke zu besiegeln.

Der Rote Flitzer als Hingucker steht symbolisch für eine Nebenstrecke, die 2009 für den Personennahverkehr stillgelegt wurde, seit 2010 als Ausflugsziel zwischen Neckarbischofsheim und Hüffenhardt genutzt wird und nun vor dem Aus steht. 
Foto: Archiv
Der Rote Flitzer als Hingucker steht symbolisch für eine Nebenstrecke, die 2009 für den Personennahverkehr stillgelegt wurde, seit 2010 als Ausflugsziel zwischen Neckarbischofsheim und Hüffenhardt genutzt wird und nun vor dem Aus steht. Foto: Archiv  Foto: Gajer

Befürworter wie Gegner verfolgten die Debatte am Donnerstag im gut besuchten Kurhaus als Zuschauer. 2009 war die Strecke für den Personennahverkehr stillgelegt worden, seit 2010 pendelt im Sommer eine historische Ausflugsbahn zwischen Neckarbischofsheim und Hüffenhardt hin und her.

Landrat Heuser bedauert Entscheidung

Mit dem Neubau einer knapp drei Kilometer kurzen Strecke zwischen Obergimpern und Babstadt wäre eine Verbindung des ÖPNV zum Stadtbahnnetz im Raum Heilbronn möglich geworden. Bei allen Respekt  vor der Entscheidung der Kommune vor Ort: "Wir bedauern es sehr, dass die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn nicht kommen wird", sagte der Heilbronner Landrat Norbert Heuser. Damit sei "eine große Chance verpasst worden, das ÖPNV-Angebot im Landkreis zu erweitern".

"Eine ganze Region hätte davon profitiert, dass es einen ÖPNV gibt, der nach beiden Seiten offen ist", meint auch Hans-Joachim Vogt, Vorsitzender des Fördervereins Krebsbachtalbahn und früherer Bürgermeister von Neckarbischofsheim.

Aufatmen allerdings bei Anwohnern der geplanten Strecke im aktuellen Babstadter Neubaugebiet "Waldäcker". Sie hatten sich bei den Planungen übergangen gefühlt und eine Streckenführung im Westen des Ortsteils favorisiert. Daher hatten sie sich bereits im Vorfeld gegen die Bahn positioniert.

Am Ende war der Gemeinderat der Stadt Bad Rappenau das Zünglein an der Waage - er entschied knapp gegen das Stimmungsbild, das die Stadt am Ende einer Bürgerversammlung im April mit 175 Ja- zu 84 Nein-Stimmen eingefangen hatte.

Der Bund und das Land Baden-Württemberg, die Landkreise Heilbronn und Rhein-Neckar sowie der Neckarbischofsheimer Gemeinderat hatten sich für die Reaktivierung der Bahnstrecke ausgesprochen. Freie Wähler und CDU im Bad Rappenauer Gemeinderat kippten das Projekt.


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Neckarbischofsheim hofft auf Bürgerbegehren

"Wir sind nicht nur enttäuscht, wir sind sauer", sagt dazu der Neckarbischofsheimer Bürgermeister Thomas Seidelmann. "Hier wurde über den Willen des Volkes hinweggegangen." Seidelmann, der die Krebsbachtalbahn ebenfalls als wichtiges Infrastrukturprojekt für einen ganze Region betrachtet, hofft nun auf ein Bürgerbegehren in Bad Rappenau, in dem sich die Befürworter durchsetzen: "Denn das Ergebnis im Gemeinderat war knapp."

Mit Klimaschutz und der deutlich höheren Fahrgastnachfrage nach Zügen statt nach Bussen argumentiert Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Mit einem "Ja" zur Krebsbachtalbahn hätte man einen historischen Fehler, nämlich den fehlenden Anschluss Bad Rappenaus von Norden her, beheben können.

Nun würden die von Bund und Land bereits zugesagte Fördergelder in Höhe von 51 Millionen Euro anderen Projekten zugute kommen, etwa der Kandertalbahn nördlich von Basel oder der Strecke Mengen-Stockach. Lieb bezieht sich auf die Aussage des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann, die ersten 100 Kilometer neue Schiene zu finanzieren.


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Andernorts steigt die Nachfrage

"Wir hatten die Nase sehr weit vorn", sagt Carsten Strähle, Geschäftsführer der Ems-Neckar-Bahn AG (Enag), der die Strecke im Krebsbachtal gehört, "und hätten relativ schnell in die Entwurfs- und Genehmigungsplanung einsteigen können."

Jetzt ist auch er enttäuscht. "Hier wurde die einmalige Chance, preiswert ein tolles System zu bekommen, das anschließend nichts kostet, verspielt." Die Anrainer, der Förderverein und die EnaG müssten sich nun zusammensetzen und schauen, wie es weitergeht.


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Aktuelles aus dem Verkehrsministerium

Wie das Ministerium für Verkehr in einer aktuellen Pressemitteilung schreibt, steige andernorts gerade das Interesse an der Reaktivierung stillgelegter Schienenstrecken in Baden-Württemberg. "Derzeit laufen für zwanzig Bahnstrecken in allen Regionen des Südwestens vom Land bezuschusste Machbarkeitsuntersuchungen mit dem Ziel, diese Schienenwege wieder in Betrieb zu nehmen", heißt es. "Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral werden", so Verkehrsminister Winfried Hermann: "Für die dazu notwendige Verkehrswende strebt die Landesregierung eine Verdopplung der Nachfrage im Öffentlichen Verkehr bis 2030 an. Die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten."

Damit könnten insbesondere ländliche Regionen wieder an das nationale Schienennetz angeschlossen werden.

Vor diesem Hintergrund hatte das Verkehrsministerium 2019 eine Analyse in Auftrag gegeben, um das Nachfragepotenzial von 42 stillgelegten Strecken, darunter auch für die Krebsbachtalbahn, untersuchen und kategorisieren zu lassen. 

 

 

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