Bad Rappenau stimmt gegen Ausbau der Krebsbachtalbahn
Der Bad Rappenauer Gemeinderat lehnt den Ausbau der Strecke und die Anbindung ans Heilbronner Stadtbahnnetz mit knapper Mehrheit ab. Jetzt steht die Strecke im Kraichgau vor dem Aus.

Es ist der befürchtete Nackenschlag für Freunde der Krebsbachtalbahn: Der Bad Rappenauer Gemeinderat hat dem Projekt am Donnerstagabend in seiner mit Spannung erwarteten Sitzung die Zustimmung versagt. Jetzt steht die Strecke im Kraichgau vor dem Aus.
Es war das erwartet knappe Ergebnis mit 17 zu 14 Stimmen gegen den Ausbau. Neben Grünen, ÖDP und OB Sebastian Frei sprach sich auch die lange skeptische SPD mehrheitlich für das Projekt aus. Freie Wähler und CDU lehnten ab. Auch aus den Reihen der SPD gab es eine Gegenstimme. Alternativen wie eine durchgehende Busverbindung seien nicht geprüft worden, sagte CDU-Sprecherin Anne Köhler für die größte Ratsfraktion. "Sinnvollere und günstigere Lösungen" seien möglich.
Seit 120 Jahren Bahnstrecke
Die Krebsbachtalbahn feiert im Oktober ihr 120-jähriges Bestehen. Regulären Personenverkehr gibt es auf der Stichstrecke zwischen Neckarbischofsheim Nord und Hüffenhardt aber seit 2009 nicht mehr. Seither fahren gelegentlich Ausflugsbahnen, um die sich ein rühriger Förderverein kümmert. Jetzt war der große Wurf geplant. Die bestehende Strecke sollte elektrifiziert werden. Darüber hinaus war der Lückenschluss vorgesehen: Zwischen den Bad Rappenauer Teilorten Babstadt und Obergimpern fehlen etwa drei Kilometer. Ein Neubau in diesem Abschnitt hätte die Sackgasse an das Heilbronner Stadtbahnnetz angeschlossen. Der Gleisstrang bis Bad Rappenau war eigentlich schon vor 100 Jahren geplant, wurde aber nicht realisiert.
Ausbau hätte insgesamt 51 Millionen Euro gekostet
Planung, Aus- und Neubau sollten 51 Millionen Euro kosten, Bad Rappenau hätte drei Millionen Euro aufbringen müssen. Nicht nur dieser Betrag schürte Skepsis bei manchen Bad Rappenauern und in Teilen des Gemeinderats. Die Sorge ist auch, dass sich durch den Wegfall paralleler Busstrecken das Angebot sogar verschlechtern könnte. Deshalb war Teil der Abstimmungsvorlage, dass diese Ausfälle auch im Busverkehr der Kurstadt oder in der Nachbarschaft kompensiert werden müssen. Aber auch manche Anwohner der künftigen Strecke hatten Vorbehalte. Kritik gab es auch am Flächenverbrauch, der allerdings mit 2,5 Hektar überschaubar gewesen wäre.
Landtagsabgeordnete machten sich für Bahn stark
In den letzten Tagen vor der Abstimmung hatte es noch einmal hitzige Debatten und Überzeugungsversuche gegeben. Parteiübergreifend hatten sich - nach einigen Abstimmungsproblemen - die Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein, Erwin Köhler (beide Grüne) Dr. Albrecht Schütte, Dr. Michael Preusch (beide CDU), Jan-Peter Röderer, Klaus Ranger (beide SPD) und Georg Heitlinger (FDP) für den Ausbau stark gemacht. "Wir Landtagsabgeordnete der beiden Wahlkreise durch die die Strecke verläuft, sind gemeinsam der Überzeugung, dass sich die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn lohn", hieß es in der gemeinsamen Mitteilung.
Neckarbischofsheim hatte bereits für das Projekt gestimmt, positive Signale kommen auch aus den beiden beteiligten Landkreisen. Als Ausflugsbahn hat die Strecke im Krebsbachtal wohl keine Zukunft. Das hatte Hans-Joachim Vogt, Vorsitzender des Fördervereins und früherer Bürgermeister in Neckarbischofsheim, vor dem Votum im Gespräch mit unserer Zeitung klargestellt. "Wenn Bad Rappenau dagegen stimmt, ist die Krebsbachtalbahn tot, dann haben wir dieses Jahr die letzte Saison."
Geschichte
Eigentlich war das anders geplant. Ursprünglich sollte die Bahnlinie im Krebsbachtal von Neckarbischofsheim über Obergimpern nach Bad Rappenau und ein weiterer Zweig von Obergimpern nach Hüffenhardt geführt werden. Auf den Anschluss nach Bad Rappenau wurde aber verzichtet, die Bahn blieb unangebunden. Warum, das ist nicht überliefert. Wahrscheinlich gab es Vorbehalte gegen den grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Baden und Württemberg. Im Sommer 2009 wurde der Personenverkehr eingestellt.