Auch ab 2028 hält kein Intercity in Heilbronn
Im Deutschlandtakt der Bahn, der noch eine Laufzeit bis 2030 hat, ist kein Halt eines Intercity-Zugs in Heilbronn vorgesehen. Von dieser Sachlage geht der Regionalverband Heilbronn-Franken nach einem Gespräch mit der Nahverkehrsberatung Südwest aus.
Eigentlich galt es als sicher, dass Heilbronn im Jahr 2028 einen IC-Anschluss bekommt. Dieser langersehnte Wunsch scheint sich jetzt aber in Luft aufzulösen. Nach einer Sitzung mit Dr. Felix Berschin von der Nahverkehrsberatung Südwest erklärte Klaus Mandel, Direktor des Regionalverbands Heilbronn-Franken: "Die Region hat vom Deutschlandtakt der Bahn nicht viel zu erwarten." Der Deutschlandtakt oder kurz D-Takt bezeichnet ein Konzept für einen deutschlandweit abgestimmten integralen Taktfahrplan bis 2030, mit dem ein Fahrplan für den Schienenpersonennah- und -fernverkehr aufgestellt wird.
Der zweitschnellste Zug der Bahn kommt nicht
Die Bahn sah in bisherigen Planungen vor, dass im Jahr 2028 erstmals wieder ein Fernverkehrszug in Heilbronn hält. Ein Intercity, der zweitschnellste Zug der Bahn, sollte dann im Zweistundentakt zwischen Tübingen und Bamberg über Heilbronn fahren. "Dieses Angebot der Bahn ist nirgendwo zu erkennen. Es hätte schon längst Eingang in den D-Takt finden müssen. Das ist nicht geschehen", erklärt Mandel.
OB Mergel ahnte nichts Gutes
Ernüchtert reagiert Oberbürgermeister Mergel auf die Nachricht: "Jede weitere Verzögerung einer Anbindung der Region an den Fernverkehr wäre eine bittere Enttäuschung und würde bestätigen, was aufgrund der langen Planungsphase der Bahn zu befürchten war." 13 Jahre bis zur Realisierung einer IC-Verbindung, wie sie die Bahn im Jahr 2015 angekündigt hat, habe schon damals nichts Gutes ahnen lassen. Mergel will nun erneut das Gespräch mit der Bahn suchen und sich zudem intensiv mit allen regionalen Akteuren beraten, welche Schlüsse aus den neuen Erkenntnissen gezogen werden können.
Motto lautet: So schnell wie nötig
Die Konsequenz daraus heißt für Klaus Mandel und OB Harry Mergel: "Die Region muss geschlossen alles dafür tun, dass die Anschlüsse zu den Knotenpunkten Stuttgart, Mannheim, Würzburg und Nürnberg verlässlich werden." Dabei gilt für den Verbandsdirektor nicht das Motto so schnell wie möglich, sondern so schnell wie nötig. In diesem Zusammenhang vermisst der Verbandsdirektor Aussagen der Bahn, wie die Region einmal an das überregionale Schienennetz mit Stuttgart 21 angebunden werden soll.
Streckenabschnitt bei Züttlingen ausbauen
Mandel ist aber auch so ehrlich zu sagen: "Es ist doch eigentlich egal, welches Bahn-Material auf der Frankenbahn fährt - solange der einspurige Streckenabschnitt bei Züttlingen nicht zweispurig ausgebaut ist, können selbst die schnellsten Züge nicht sehr viel Zeitgewinn herausholen." Klar sagt Mandel aber auch: Die Region hat nicht das Fahrgastpotenzial für schnelle Fernzugverbindungen. Er macht seine Aussage an zwei Zahlen fest: In der Region Heilbronn-Franken leben auf den Quadratkilometer 143 Menschen, in der Region Stuttgart beispielsweise sind es 763.
Wie viel Bahn nutzen die Menschen noch?
Mandel wirft nach den beiden Corona-Jahren und Homeoffice aber auch die Frage auf, wie viel Bahn nutzen die Menschen künftig noch? In den nächsten fünf bis zehn Jahren erwartet der Verbandsdirektor zudem eine Stadt-/Landflucht mit der Folge, dass Menschen im Umland eher das Auto nutzen und auf den Zug verzichten werden.
Güter auf die Schiene statt in den Lkw
Handlungsbedarf sieht man beim Regionalverband Heilbronn-Franken auch beim Schienengüterverkehr. Es fehlt vor allem die durchgehende Elektrifizierung von Mannheim über Heilbronn bis nach Nürnberg. Während Bahnexperte Felix Berschin davon spricht, dass eine Elektrifizierung der Strecke Öhringen-Schwäbisch Hall-Hessental aufgrund infrastruktureller Hemmnisse zu "keiner nennenswerten Aufkommensveränderung" im Schienenverkehr führe, hat Klaus Mandel einen anderen Blickwinkel: "Der Lkw-Anteil auf der A 6 beträgt aktuell rund 26 Prozent. Mit Blick auf die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes könnte dieser Wert mit der Schiene deutlich gesenkt werden. Mandels Fazit: "Es ist hochspannend, was im Schienenverkehr mittelfristig noch passieren wird."
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