Bottwartalbahn steht vor wichtigem Etappenziel
Ist das der Durchbruch für die Renaissance der stillgelegten Bottwartalbahn? Nach Stimme-Informationen schneiden gleich mehrere Varianten für eine Reaktivierung der Strecke zwischen Marbach und Heilbronn bei der wichtigen Wirtschaftlichkeitsprüfung gut ab.
Das federführende Landratsamt Heilbronn hält sich noch bedeckt. "Die Machbarkeitsstudie ist noch nicht abgeschlossen", heißt es aus der Kreisbehörde, die auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet. Mehrere voneinander unabhängige Quellen bestätigen aber: Die Reaktivierung der stillgelegten Bahn zwischen Marbach und Heilbronn ist wirtschaftlich zu realisieren. Das gilt nach Stimme-Informationen sogar für alle vier untersuchten Varianten.
Vier unterschiedliche Varianten werden untersucht
Zuletzt waren vier Varianten Gegenstand der Untersuchung, die sich beim Trassenverlauf im Landkreis Heilbronn unterscheiden: eine Strecke über Auenstein, Abstatt, Untergruppenbach und Donnbronn. Variante zwei ist ähnlich und nimmt noch den Bosch-Standort in Abstatt mit. Weitere Option ist es, Flein zusätzlich einzubinden. Schließlich ist noch die historische Originalroute über Ilsfeld und Talheim nach Heilbronn im Rennen.
Kriterien für Bewertung wurden geändert
Den Informationen zufolge haben alle vier Varianten bei der sogenannten Standardisierten Bewertung einen Wert größer 1 erreicht. Das bedeutet, dass jedem investierten Euro mindestens ein volkswirtschaftlicher Nutzen von einem Euro gegenübersteht. Sonst sind solche Projekte nicht realisierbar und nicht förderfähig.
Die Kriterien für die Standardisierte Bewertung wurden zuletzt geändert, etwa um weitere Aspekte des Klimaschutzes ergänzt. Seither ist es für Bahn-Reaktivierungen leichter, die Hürde zu nehmen.
Offizielle Vorstellung steht noch aus
Offiziell werden die Ergebnisse der Untersuchung wohl in den kommenden Wochen vorgestellt. Dann wird die Diskussion über die beste Trasse losgehen. Die Varianten dürften unterschiedlich wirtschaftlich ausfallen. Die ursprünglich 34 Kilometer lange Strecke wurde ab den 60er Jahren sukzessive aufgegeben. Bei einer Reaktivierung von der Ur-Strecke abzuweichen, hätte einen großen Vorteil: Die Standorte der Großfirmen Bosch und Magna in Abstatt und Untergruppenbach mit zusammen annähernd 10.000 Mitarbeitern könnten einen Anschluss ans Schienennetz erhalten.
Die alte Trasse gibt es nicht mehr
In jedem Fall wird es noch ein langer Weg. Anders als etwa im Zabergäu gibt es im Bottwartal die alte Trasse nicht mehr. Der Heilbronner Südbahnhof ist einem Wohngebiet gewichen. Wie die Bahn in die Stadt geleitet werden könnte, ist offen. Von der Bottwartalbahn gibt es gleichwohl im Stadtgebiet noch vereinzelte Zeugnisse, etwa die alte Bahnbrücke über die Straße Sontheimer Landwehr. Darauf sind noch die Befestigungen der Gleise für die frühere Schmalspurbahn erkennbar.
Bürgermeister äußern sich zurückhaltend
Die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden geben sich zurückhaltend. "Wir sind pro Bahn", sagt Unterguppenbachs Rathauschef Andreas Vierling. Er sieht "gute Argumente", die Strecke wegen der großen Firme über seine Gemeinden und über Abstatt zu führen. Sein Abstatter Kollege Klaus Zenth verweist auf einen älteren Beschluss, demzufolge die Gemeinde es begrüßen würde, ans Schienennetz angeschlossen zu werden. Ähnlich hat sich Flein schon vor Jahrzehnten geäußert. Weiter wagt sich Fleins Bürgermeister Alexander Krüger nicht vor: "Die Diskussion warten wir einfach ab."
Das sagen die großen Arbeitgeber
Die großen Firmen verfolgen die Debatte wohlwollend. "Einer Anbindung des Bahnverkehrs an den Standort Abstatt stehen wir deshalb grundsätzlich positiv gegenüber", teilt eine Bosch-Sprecherin mit. "Dies wäre eine weitere Option für einen Teil unserer Mitarbeitenden, den Standort zu erreichen." Eine "weitere attraktive Möglichkeit, den Pendlerverkehr von der Straße wegzuholen", sieht ein Magna-Konzernsprecher in der möglichen Reaktivierung der Bahn. Bei früheren Gesprächen mit den kommunalen Entscheidungsträgern sei die Schiene reine Spekulation gewesen, deshalb hat Magna eine direkte Busanbindung erhalten. Eines stellen beide Unternehmen klar: Dass sie sich an Reaktivierung oder Betrieb der Bahn finanziell beteiligen, stehe nicht zur Diskussion.
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