Flucht vor den Flammen: Evakuierung wegen Waldbrands in Brandenburg
Der Waldbrand im Südwesten Brandenburgs hat sich am Sonntag weiter ausgebreitet. Mehrere Hundert Einwohner mussten ihre Häuser verlassen.

Ein Waldbrand bei Treuenbrietzen, eine Kleinstadt mit rund 7500 Einwohnern südlich von Berlin im Landkreis Potsdam-Mittelmark, ist am Sonntag außer Kontrolle geraten. Die Behörden haben die Evakuierung mehrere Ortsteile angeordnet. Betroffen waren am Sonntagnachmittag die Dörfer Tiefenbrunnen, Frohnsdorf und Klausdorf. Bewohner mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Insgesamt seien etwa 620 Menschen evakuiert worden, sagte eine Sprecherin des Landkreises dem Sender rbb|24. Auch die Einsatzleitung musste ihr Lagezentrum räumen, weil es von den Flammen bedroht wurde.

Bewohner wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen
Am Sonntagnachmittag forderte die Gemeindeverwaltung via Twitter mit eindringlichen Worten die Bewohner von immer mehr Ortsteilen auf, sich in Sicherheit zu begeben. "Das ist keine Übung", hieß es. Die Menschen sollten "geordnet und umgehend" ihre Häuser verlassen, eine Notunterkunft sei in der Stadthalle eingerichtet. "Die Lage ist sehr dynamisch und ändert sich laufend", hieß es vom Katastrophenstab des Landkreises.
Weil im Boden auf dem Gelände - ein ehemaliger Spreng- und Übungsplatz - Munition und Kampfmitteln liegen, kommen die Feuerwehrleute nicht direkt an den Brand heran. Geht das Feuer durch die Fläche, kann im Boden versteckte Munition hochgehen, warnen Experten. Zudem seien Selbstentzündungen möglich. Feuerwehrleute können deshalb auch nicht in das Waldgebiet hineinfahren und aus nächster Nähe löschen. Nach Angaben der Kreissprecherin sind 500 Einsatzkräfte vor Ort, im Laufe des Sonntagnachmittag sollte auf 750 Kräfte aufgestockt werden.
Waldbrand auf einer Fläche von rund 60 Hektar
Der Brand war am Freitagmittag ausgebrochen und hatte sich zwischenzeitlich auf eine Fläche von rund 60 Hektar ausgebreitet. Am Samstag war es zunächst gelungen, das Feuer einzudämmen. In der Nacht zu Sonntag dehnte sich die vom Waldbrand betroffene Fläche jedoch wieder aus. "Ein Hubschrauber hat die Fläche vermessen. Es sind inzwischen etwa 200 Hektar betroffen.
Das Feuer hat sich in Richtung Osten/Südosten ausgedehnt", sagte ein Feuerwehrsprecher am Sonntagmorgen. Zunehmende Winde verschlechterten am Sonntag die Lage weiter. Rauchsäulen waren weithin sichtbar. Wie der Waldschutzbeauftragte Raimund Engel dem Sender rbb sagte, breitet sich der Brand rasant aus, weil der Wind aus südlicher und westlicher Richtung das Feuer anfacht.
In Brandenburg gilt Waldbrand-Gefahrenstufe 5
Bis Samstag war es der Feuerwehr gelungen, die Brände westlich der Bundesstraße 102 zu halten, die Straße markierte zunächst eine Art Grenzlinie. An einigen Stellen konnten die Flammen aber bis Sonntagnachmittag die Bundesstraße überspringen. Die Situation sei "brisant", es werde "sehr gefährlich", so die Landkreis-Sprecherin. Hubschrauber der Bundeswehr flogen am Samstag bis 2.20 Uhr in der Nacht über dem Brandgebiet, wie die Luftwaffe auf Twitter mitteilte. Bei mehr als 23 Löschflügen seien 115.000 Liter Wasser abgelassen worden. Das Löschwasser sei aus einem nahen Baggersee entnommen worden.
In allen Landkreisen in Brandenburg galt am Samstag die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe 5. In Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming mussten die Feuerwehren zu mehreren Großbränden in Wäldern ausrücken, in Jühnsdorf brannte außerdem eine Kompostieranlage ab. Bei den bekannten Beelitz-Heilstätten, einer denkmalgeschützten Anlage, geriet am Sonntag ein Baumwipfelpfad in Brand. Auch hier sei die Lage äußert gefährlich, hieß es.
Im Jahr 2018 waren bei einem Waldbrand in Treuenbrietzen rund 400 Hektar Wald zerstört worden. Mehrere Tage lang wüteten die Flammen. Damals mussten mehr als 500 Menschen die Dörfer Frohnsdorf, Klausdorf und Tiefenbrunnen verlassen.





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