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Hitze und Dürre stressen den Wald in der Region

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Der Wald in der Region leidet unter dem schon dritten Dürrejahr und der Hitze. Die Fichte ist extrem geschädigt, auch der Buche setzt das Wetter zu. Die Förster setzen in Zukunft auf einen neuen Baumartenmix.

von Helmut Buchholz
Patrick Halbauer zeigt einen Setzling: Auf dieser rund 1,2 Hektar großen Fläche im Obersulmer Walddistrikt Asang wird vor allem mit Eiche, Hainbuche und Winterlinde aufgeforstet. Vorher standen hier Fichten.
Fotos: Christiana Kunz
Patrick Halbauer zeigt einen Setzling: Auf dieser rund 1,2 Hektar großen Fläche im Obersulmer Walddistrikt Asang wird vor allem mit Eiche, Hainbuche und Winterlinde aufgeforstet. Vorher standen hier Fichten. Fotos: Christiana Kunz  Foto: Kunz, Christiana

Der Wald ist in Not. Schon im dritten Jahr in Folge setzen Trockenheit und Dürre dem Forst zu. Dabei steigt der Anteil der Bäume mit lichten Kronen jedes Jahr an, ein Indiz für Stress zum Beispiel durch Dürre, Insekten- oder Pilzbefall. Laut dem Waldzustandsbericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums 2019 zeigt nur noch ein Fünftel der Bäume keine bedenklichen Anzeichen. Von den Schäden besonders betroffen sind Wälder in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen. Doch auch in Baden-Württemberg leidet der Forst. Wie stark die Schäden in der Region Heilbronn sind, "wird man erst Ende August sehen", sagt der stellvertretende Kreisforstamtsleiter Patrick Halbauer. Der Sommer sei ja noch nicht vorbei. Wie viel Regen in den nächsten Wochen und Monaten fallen wird, könne niemand sagen.


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Der Landkreis Heilbronn hat Glück

Außerdem habe der Kreis Heilbronn das Glück, unter den 30.000 Hektar Waldfläche - etwa einem Drittel der Gesamtfläche des Landkreises - viele naturnahe Laubmischwälder zu haben. "Da sind die Auswirkungen nicht so gravierend wie in Landesteilen mit mehr Nadelholzumfängen", erklärt Halbauer. Der Borkenkäfer macht vor allem der Fichte und anderen Nadelgehölzen den Garaus. Die durch die Dürre geschwächten Bäume sterben durch den Schädlingsbefall. Auch in Hohenlohe dürften die Schäden höher sein, schätzt Halbauer. "Wegen der Böden." Der Muschelkalk neige bei der Hitze und Wassermangel schneller zum Austrocknen.

So rechnet der Kreisforstamts-Vize nicht mit größeren Flächenschäden im Landkreis Heilbronn, sondern eher mit "Löchern" in der Größe von 0,2 bis 0,3 Hektar, in denen die Bäume dem Wetterstress zum Opfer fallen. Schwerpunkte der Schäden verortet er im Nordosten des Landkreises, "dort, wo es viele Fichten gibt". Die Wälder in den Löwensteiner Bergen profitieren dagegen von ihrer höheren geographischen Lage und den generell höheren Niederschlagsmengen im Schwäbisch-Fränkischen Wald.


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Fast alle Baumarten sind von einer Krankheit befallen

Wie sehr dem heimischen Wald der Regenmangel und die hohen Temperaturen zusetzen, wird bei einem Vor-Ort-Termin mit dem Leiter des Reviers Löwensteiner Berge, Julian Graf, deutlich. Im Obersulmer Walddistrikt Asang stehen, besser gesagt, standen viele Fichten. Jetzt haben die Forstleute Stämme mit blauen Strichen gekennzeichnet, für die jede Hilfe zu spät kommt und die gefällt werden müssen. Die Fichten sehen völlig verdorrt und trostlos aus. "Jeder Befall schmerzt", sagt Halbauer, der unumwunden zugibt, dass der Försterberuf immer auch eine Herzenssache ist. Das gesamte Ökosystem Wald leide in diesem dritten Dürrejahr stark.

Ein Teil eines Baumstammes, in dem der Borkenkäfer sein Unwesen treibt.
Ein Teil eines Baumstammes, in dem der Borkenkäfer sein Unwesen treibt.  Foto: Kunz, Christiana

"Forstleute und Waldbesitzer sind in Sorge", betont der stellvertretende Kreisforstamtsleiter. Man müsse davon ausgehen, dass die vermeintlich trockenen Ausnahmejahre 2018/19 unter Umständen zu Normaljahren werden. Dabei sei der Spielraum, etwas dagegen zu unternehmen, eng. "Die Natur gibt uns Menschen einiges vor. Wir können nur noch reagieren, und nicht agieren." Es gebe ja kaum eine Baumart, die nicht von einer Krankheit befallen sei. Selbst die Buche, der die Fachleute zugetraut hatten, mit der Situation besser zurechtzukommen, streicht vereinzelt schon die Segel, wie Förster Julian Graf im Obersulmer Distrikt Lederhose zeigt. Hier stehen einige tote Exemplare. "Aber nicht flächig, nur vereinzelt", erklärt er.

"Der Klimawandel ist auch eine Chance auf Neues", wagt der Revierleiter einen Blick voraus. "Wir können die Bedingungen nicht ändern, nur das Beste daraus machen, Schadensbegrenzung betreiben." Das heiße für die Zukunft: "Wir werden weiterhin Wald haben, das Bild wird sich nur verändern", spinnt Halbauer den Faden von Graf weiter. Die Wälder werden künftig mehr aus Baumarten bestehen, die den Klimawandel besser aushalten: zum Beispiel Eiche, Linde, Elsbeere, Hainbuche. "Das ist eine Jahrhundertaufgabe", unterstreicht Halbauer. "Der Wald ist ein langlebiges System, die Produktionszeiten betragen Jahrzehnte. Da kann man nicht so schnell umbauen, wie man das gerne wollte. Wir legen jetzt den Grundstein für die nächsten 80, 90 Jahre."

 

Heilbronner Forst
Dürre und Hitze setzen auch dem rund 1200 Hektar großen Heilbronner Stadtwald zu. Die Situation nennt Heinz Steiner „heftig“. „Die Bäume leiden schwer“, sagt der Leiter des Forstreviers Heilbronn-West. Bis jetzt haben Steiner und seine Mitarbeiter schon 400 bis 500 Festmeter „Käferholz“ aus dem Wald geholt. „Und die nächste Runde steht schon an.“ Steiner rechnet in Zukunft damit, dass sich das Problem mit dem Borkenkäfer entspannen könnte. „Weil es dann keine Fichten mehr gibt.“


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