CSD in Stuttgart: Kampf gegen wachsende Queerfeindlichkeit
Am kommenden Wochenende feiern wieder Hunderttausende beim Christopher Street Day in Stuttgart. Doch nicht alle können die Euphorie verstehen. Eine Teilnehmerin spricht über die anhaltende Notwendigkeit und die Bedeutung des Events.
Nachdem der „Christopher Street Day“ (kurz „CSD“) im vergangenen Jahr über 400.000 Menschen in die Stuttgarter Innenstadt lockte, wird auch kommendes Wochenende wieder mit einem großen Ansturm gerechnet – insbesondere am Samstag, dem Tag der großen Demonstration. Diese wird bereits um 13 Uhr in der Rotebühlstraße, zwischen der Schwab- und Senefelder Straße, starten und gegen 16.15 Uhr auf dem Schlossplatz enden, wo es anschließend eine Kundgebung geben wird.
Neben der tatsächlichen Demonstration ist der CSD aber auch für seine Partys und seine vielen Star-Gäste bekannt. So wird dieses Jahr unter anderem die berühmte Drag Queen Vava Vilde performen, wie ein Blick auf das Programm verrät. „Doch wozu braucht es all das überhaupt noch?“, fragen sich immer wieder viele Menschen.
Die Heilbronner Stimme hat stellvertretend mit einer Person gesprochen, die am Wochenende im Rahmen der „Stuttgart Pride“-Kulturwochen vertreten sein wird: Olga Stuhrmann. Die 29-Jährige arbeitet als Projektmanagerin in einer Agentur, lebt in Stuttgart und ist dort Teil der queeren Community. Den CSD wird sie als Privatperson besuchen.

Olga, warum benötigen wir heutzutage noch CSDs?
Olga Stuhrmann: Der CSD in Stuttgart, wie auch andere CSDs deutschland- und weltweit, gehen weit über den Partycharakter hinaus und sollten nicht darauf reduziert werden. Der politische Aspekt und der historische Hintergrund der CSDs werden von kritischen Stimmen oft außer Acht gelassen, doch gerade dieser ist das zentrale Element der CSDs.
Das diesjährige Motto des CSDs Stuttgart „Vielfalt leben – jetzt erst recht!“ verdeutlicht, warum der CSD gerade jetzt besonders bedeutend ist. Trotz erzielter Fortschritte zeigen Studien und Statistiken, dass Queerfeindlichkeit zugenommen hat. Der CSD ist eine wichtige und leider auch notwendige Demonstration, um auf die Rechte der queeren Community aufmerksam zu machen und gegen Diskriminierung einzutreten.
Was unterscheidet den CSD in Stuttgart von anderen?
Stuhrmann: Jede Stadt hat seinen ganz eigenen Charakter, seine eigene Community und demensprechend ist jeder CSD für sich anders und etwas Besonderes. Stuttgart kann stolz auf seinen CSD sein – der CSD Stuttgart leistet großartige Arbeit und Stuttgart gilt als einer der politischsten CSDs in Deutschland.
Worauf freust du dich beim CSD in Stuttgart dieses Jahr am meisten?
Stuhrmann: Ich freue mich darauf, Stuttgart in seiner vollen Farbenpracht und Vielfalt zu erleben. Die positive Energie und die besondere Atmosphäre des CSDs sind immer beeindruckend. Besonders freue ich mich auf die Menschen, die durch ihre Präsenz zur LGBTQIA+-Community beitragen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Auch die fantastischen Kostüme und Outfits sind eine wahre Augenweide und sehr inspirierend.
Ganz besonders freue ich mich auf die Feierlichkeiten im Café Monroe's und die Dragshow beim Studio Gaga Pride Festival. Die Party im Studio Gaga, einer temporären Nutzung des ehemaligen Hotels am Schlossgarten, wird sicher ein einzigartiges Erlebnis. Es ist schön, diesen magischen Ort so bunt und lebendig zu sehen. Das Studio Gaga Pride Festival wird zweifellos ein ganz besonderes und einmaliges Highlight des CSDs sein, von dem man noch lange sprechen wird und das Stuttgart so noch nie gesehen hat.
Hast du Tipps für Personen, die zum ersten Mal zu einem CSD gehen?
Die CSDs bieten auf ihren Kanälen, zum Beispiel auf Instagram, super Hinweise und praktische Tipps, wie man sich verhalten sollte und worauf man achten muss, wie zum Beispiel ausreichend Wasser zu trinken.
Queerfeindlichkeit in Deutschland
Laut dem Bundesministerium und dem Bundeskriminalamt sind die politisch motivierten Straftaten im Bereich „sexuelle Orientierung“ von 1005 Fällen im Jahr 2022 auf 1499 Fälle im Jahr 2023 gestiegen, was eine Zunahme von etwa 49 Prozent bedeutet. In Deutschland ist demnach eine zunehmende Queerfeindlichkeit spürbar, welche unter anderem durch Veranstaltungen wie den CSD in Stuttgart bekämpft werden soll.

Stimme.de