Meinung: Der Inzidenzwert hat kaum noch Aussagekraft
Seit die Impfkampagne voranschreitet, dürfen Einschränkungen für Bürger nicht mehr ausschließlich vom Inzidenzwert abhängen. Landessozialminister Lucha mit der Forderung nach einem Kurswechsel recht, findet unser Redakteur.
Landessozialminister Manne Lucha hat völlig recht: Der Inzidenzwert hat zur Beurteilung des Pandemieverlaufs ausgedient. Monatelang hat das Land gebannt auf diesen Parameter gestarrt – schließlich hing vom Inzidenzwert ab, welche Einschränkungen die Bürger hinnehmen mussten. Das ist vorbei, seit die Impfkampagne voranschreitet – wenn auch sehr schleppend. Die Krankenhäuser haben kaum noch Covid-19-Patienten, am Mittwoch waren es im SLK-Verbund und im Hohenloher Krankenhaus insgesamt sechs Patienten.
Auch ein Blick auf die Neuinfektionen zeigt, dass der Inzidenzwert nicht mehr aussagekräftig ist. In der Region stecken sich fast keine Menschen über 60 Jahre mehr mit dem Coronavirus an, die tendenziell schwerere Verläufe fürchten müssten. Es sind jetzt vor allem Jüngere betroffen, die nur selten in der Klinik landen. Kurzum: Eine Überlastung des Gesundheitssystems steht nicht zu befürchten. Und damit lässt sich auch die Koppelung von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen an Inzidenzwerte nicht mehr rechtfertigen. Konsequenterweise will Lucha den vollständig Geimpften Mitte September alle Freiheitsrechte zurückgeben. Impfverweigerer werden sich damit abfinden müssen, dass ihnen bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens gar nicht oder nur mit Test offenstehen.