Das deutsche Notfallsystem ist viel zu komplex
Es braucht eine zentrale Anlaufstelle, die Patienten in die richtige Versorgungsebene lenkt. Das würde künftig auch wertvolle Arztzeit sparen, meint unsere Autorin
Wie das Sozialgericht in Sachen Poolärzte entscheidet, steht in den Sternen. Klar ist schon jetzt: Das System der Notfallversorgung in Deutschland ist viel zu komplex.
Das deutsche Notfallsystem ist viel zu komplex
Ein Patient soll im "Notfall" selbst darüber befinden, welcher Art der "Notfall" ist: Bedarf es einer sofortigen medizinischen Behandlung, ist die Lage aber nicht lebensbedrohlich, soll er sich bitteschön an die "Notfallpraxis" der Kassenärztlichen Vereinigung wenden, auch bekannt als "Bereitschaftsdienst".
Scheint die Lage zwar subjektiv unschön, zum Beispiel wegen starker Schmerzen im Gelenk, deren Ursache aber lange bekannt ist, ist der Patient eher ein Fall für den regulären Praxisbetrieb des niedergelassenen Arztes am nächsten Tag.
Das Problem an aktueller Notfallversorgung: Patienten schätzen Notfall falsch ein
Erfolgreich ist diese selbst vorzunehmende "Triage" nicht immer. Das führt häufig dazu, dass Patienten sich in die falsche Versorgungsebene begeben. Notaufnahmen in Kliniken sind vielfach mit Kleinigkeiten überlastet. Der Rettungsdienst wird unnötig alarmiert. Die fehlende Steuerung macht das System insgesamt ineffizient und teuer.
Wie die Poolarzt-Entscheidung auch ausgeht: Der politische Fokus muss darauf liegen, Patienten besser zu steuern. Profis an einer zentralen Anlaufstelle müssen diese Aufgabe übernehmen statt der Patient selbst. So kann es gelingen, wertvolle Arztzeit einzusparen.



Stimme.de