Impfung gegen Zecken: Wer durch einen Biss bedroht ist und sich schützen sollte
Bei schweren Verläufen droht der Tod: Dr. Tobias Neuwirth aus Neckarsulm erklärt, warum ein Impfschutz gegen FMSE so wichtig ist und worauf geachtet werden muss, wenn die Zecke zugebissen hat.

FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis – eine gefährliche Hirnentzündung, die durch Zecken übertragen wird. Ein Risiko für eine FSME-Infektion besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg.
Dr. Tobias Neuwirth aus Neckarsulm spricht im Interview über die Bedeutung des Impfschutzes und die Gefahren, die von den Zecken für den Menschen ausgeht.
Warum sind Zecken für uns gefährlich?
Dr. Tobias Neuwirth: Zecken können durch ihren Biss Krankheiten auf den Menschen übertragen. Dazu zählt zum Beispiel die Virusinfektion Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Hierbei kommt es zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Zudem kann ein Zeckenbiss eine Bakterieninfektion der Art Borrelia burgdorferi (Borrelien) hervorrufen, der Patient erkrankt dann an Lyme-Borreliose, auch bekannt als Borreliose. Gegen FSME kann geimpft, Borreliose hingegen nur mit Antibiotika behandelt werden.
Wer sollte sich impfen lassen?
Neuwirth: Baden-Württemberg gilt aufgrund seines hohen Zeckenaufkommens als Risikogebiet, weshalb die Ständige Impfkommission (STIKO) hierzulande grundsätzlich zu einer Impfung rät. Besonders gefährdet sind Menschen und Hundebesitzer, die viel in der Natur oder im Garten sind. Auch Kinder, die oft draußen spielen, sollten einen Impfschutz haben.
Experte Neuwirth über Nebenwirkungen einer Zeckenimpfung und Alternativen dazu
Wann habe ich einen vollständigen Impfschutz?
Neuwirth: Der vollständige Schutz gegen FSME kann nur über drei Impfungen erfolgen. Wer sich heute impfen lässt, sollte die zweite Impfung in einem Monat und die dritte in einem halben Jahr vornehmen lassen. Einen 90-prozentigen Schutz hat man schon nach der zweiten Impfung aufgebaut. Personen unter 60 Jahre sollten ihren Schutz alle fünf, Personen über 60 alle drei Jahre auffrischen lassen.
Welche Nebenwirkungen können auf die Impfung folgen?
Neuwirth: Die Impfung ist in der Regel gut verträglich. Möglicherweise schmerzt der Oberarm etwas, man hat Gliederschmerzen oder ähnliche Symptome wie bei einem grippalen Infekt.
Ab welchem Alter dürfen Kinder geimpft werden?
Neuwirth: Kinder dürfen ab einem Jahr geimpft werden.
Gibt es eine Alternative zur Impfung, um sich vor FSME zu schützen?
Neuwirth: Nein, man kann sich nur durch die Impfung vor FSME schützen.
So sollten Menschen mit Zecke am Körper handeln – welche Symptome es gibt
Folgendes Szenario: Jemand hat keinen Impfschutz und eine Zecke am Bein. Wie sollte er handeln?
Neuwirth: Grundsätzlich ist es immer besser, die Zecke von einem Arzt entfernen zu lassen, anstatt sie selbst herauszuziehen. Nur so kann man sichergehen, dass nichts mehr von der Zecke im Einstich zurückgeblieben ist. Anschließend kann noch eine FSME-Impfung vorgenommen werden, aber es gibt keine Garantie für einen Schutz im Nachhinein. Deshalb sollte man sich immer prophylaktisch impfen lassen.
Welche Symptome weisen auf eine Erkrankung hin?
Neuwirth: Typische Symptome bei einer FSME-Erkrankung sind Fieber, Kopfschmerzen und Schlappheit - dabei kann der Stärkegrad unterschiedlich sein. Es können zudem Lähmungserscheinungen und neurologische Ausfälle auftreten. Bei schweren Verläufen kann FSME auch zum Tod führen. Wer bemerkt, dass er sich nach einem Zeckenbiss nicht gut fühlt, sollte in jedem Fall unverzüglich einen Arzt aufsuchen.
Wann sollte man auch mit vorhandenem Impfschutz zum Arzt?
Neuwirth: Wenn sich einige Zeit nach dem Zeckenbiss ein roter Kreis um die Einstichstelle bildet, deutet das auf eine bakterielle Infektion - also Borreliose - hin, diese muss mit Antibiotika behandelt werden.
Wie hoch ist die aktuelle Nachfrage nach der Zeckenimpfung in Ihrer Praxis?
Neuwirth: Die Nachfrage nach der FSME-Impfung ist aktuell moderat, im Frühjahr wird die Nachfrage wieder deutlich steigen. Aus meiner Erfahrung heraus sind die Leute hier schon sehr hinterher. Und das ist auch gut so. Durch den milden Winter kommen Zecken jetzt schon viel eher, zum Teil auch ganzjährig vor. Erst vor einer Woche habe ich bei einem jungen Mädchen eine Zecke entfernt.
Weitere Informationen zur FSME-Impfung stellt das Robert Koch-Institut auf seiner Seite unter www.rki.de zur Verfügung.


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