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Experten warnen vor Infektionen – Was wirklich vor Zeckenstichen schützt

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Wegen des milden Wetters sind die Zecken in Baden-Württemberg schon sehr aktiv. Was die besten Mittel sind, um sich vor schlimmen Folgen eines Zeckenstichs zu schützen.

So klein und doch nicht ohne: Zecken können gefährliche Krankheiten übertragen.
So klein und doch nicht ohne: Zecken können gefährliche Krankheiten übertragen.  Foto: Marijan Murat/dpa/dpa-tmn

Infolge des anhaltend milden Wetters sind die Zecken hierzulande bisher gut durch den Winter gekommen und schon sehr aktiv. "Es gibt keine Winterpause mehr. Ich habe bereits Proben erhalten, es gibt schon erste Infektionen. Die Zecken sind also schon früh dabei", warnte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim in Stuttgart. Bei einem Vorlauf von etwa vier Wochen bis zur Diagnose einer übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) müssen sich die Betroffenen demnach mitten im Winter infiziert haben.

Das laufende Jahr könne ein ausgeprägtes Zecken-Jahr werden, sagte Mackenstedt. Die Forschung identifiziere auch - vor allem in Baden-Württemberg - immer mehr sogenannte Naturherde: räumlich begrenzte Gebiete mit Zecken, die den FSME-Erreger in sich tragen.

Zecken sind in Baden-Württemberg bereits aktiv: FSME und Borreliose können übertragen werden

Zecken übertragen in Deutschland neben FSME etwa auch die Lyme-Borreliose. Erstes Symptom der Borreliose ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum, später können Nerven, Gelenke und Herz von den Bakterien befallen werden. Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome.

Eine FSME geht auf Viren zurück. Die meisten Infektionen verlaufen auch hier ohne Symptome. Das Risiko einer schweren Erkrankung ist bei Menschen über 60 Jahren deutlich erhöht. In der ersten Phase gibt es häufig grippeähnliche Symptome, später kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks folgen. Bleibende Spätfolgen sind möglich.

Was vor Zeckenstichen hilft

Das beste Mittel, um sich vor schlimmen Folgen eines Zeckenstichs zu schützen, ist diesen so gut es geht zu vermeiden. Portale wie www.zecken.de geben dazu allerlei Tipps und erklären alles rund um den kleinen Blutsauger und die Krankheiten, die er übertragen kann. Viele Hausmittel oder natürliche Mittel wie Schwarzkümmelöl, so warnen die Experten, zeigen allerdings nur wenig Wirkung. Hilfreicher seien zum Beispiel die Wahl der richtigen Kleidung oder das Verwenden von Insektensprays. Eine Auswahl der wichtigsten Schutzmaßnahmen und weitere Tipps:

 

Hohes Gras meiden: Wer sich gern in der Natur aufhält, sollte das nicht im hohen Gras oder im Unterholz tun. In der Laubstreu im Wald fühlen sich Zecken besonders wohl, da die Temperaturen auch im Winter moderat sind und die Luftfeuchtigkeit hoch ist. Abseits der befestigten Wege besteht im Wald daher immer erhöhte Zeckengefahr. Auch die langen Grashalme auf nicht gemähten Wiesen, am Wegesrand oder am Flussufer werden von Zecken gern genutzt, um nach potenziellen Wirten Ausschau zu halten.


Zugang erschweren
: Das Tragen von geschlossener Kleidung mit langen Ärmeln und langer Hose ist ein wirksamer Zeckenschutz. Hilfreich ist auch, die Socken über die Hosenbeine zu ziehen. Denn: Zecken klettern nicht höher als 1,50 Meter und klammern sich daher mit Vorliebe an den Hosenbeinen fest. Auch Gummistiefel können dazu beitragen, Zecken den Zugang zur Haut zu erschweren.

 

Zecken zuvorkommen: Auf heller Kleidung lassen sich die Tiere besser erkennen. Rechtzeitig bemerkt kann man die Zecke noch entfernen, bevor sie zusticht.

 

Abwehrmittel verwenden: Gegen Zecken helfen insektenabweisende Sprays. Diese halten einem nicht nur lästige Stechmücken, sondern auch Zecken für eine Weile vom Leib. Die Stiftung Warentest informiert unter www.test.de über die effektivsten Mittel.

 

Körper genau absuchen: Wer in der Natur unterwegs war, sollte danach seinen Körper nach Zecken absuchen. Sie sind winzig klein und bevorzugen dünne und warme Hautstellen. Deshalb sollte man sich in den Kniekehlen, im Bauch- und Brustbereich sowie im Schritt gründlich nach Zecken absuchen. Bei Kindern sind außerdem Kopf, Haaransatz und Nacken häufig betroffen. Wichtig: Nach dem ersten Zeckenfund nicht abbrechen.


Blutsauger schonend entfernen
: Wer trotz Vorsichtsmaßnahmen gestochen wird, sollte die Zecke schnell entfernen. Die richtige Technik ist abhängig vom verwendeten Hilfsmittel. Wichtig ist aber immer, dass die Zecke möglichst hautnah gegriffen wird. Dies verhindert ein Quetschen und somit die Freigabe von Körperflüssigkeiten. Die Zecke sollte nicht mit einem kräftigen Ruck entfernt und auch nicht gedreht werden - Zecken haben kein Gewinde. Eine Zeckenkarte erleichtert das Entfernen zum Beispiel. Sie hat eine v-förmige Auslassung, mit der man die Zecke fixiert und durch eine Bewegung nach vorn und oben herauszieht.


Impfen lassen: Zusätzlichen Schutz bietet zumindest gegen FSME eine Impfung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie allen Menschen, die in einem Risikogebiet wohnen oder arbeiten oder in ein solches reisen. Es gibt auch einen Kinderimpfstoff ab einem Alter von einem Jahr. Kinder haben zwar eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, von Zecken gestochen zu werden, sie sind nach dem Stich aber nicht stärker gefährdet, an FSME oder Borreliose zu erkranken. Eine FSME verläuft laut Medizinern bei Kindern meist milder als bei Erwachsenen.

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