Krebs bei Prinzessin Kate: SLK-Mediziner erklärt "präventive Chemotherapie"
Die Krebsdiagnose von Prinzessin Kate hat Menschen weltweit geschockt. Viele fragen sich: Was ist "präventive Chemotherapie" und warum ist diese nötig ? SLK-Professor Uwe Martens klärt auf.

Die Videobotschaft, in der die britische Prinzessin Kate ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht hat, wirft Fragen zu ihrer Therapie auf. In ihrer Stellungnahme hat Kate erklärt, sie unterziehe sich einer „präventiven Chemotherapie“. Welche Krebsart bei ihr diagnostiziert worden ist und in welchem Stadium sie entdeckt wurde, sagte sie nicht.
„Die Bezeichnung präventive Chemotherapie ist in der Krebsmedizin unüblich, den Begriff gibt es in dem Bereich so nicht“, sagt Professor Uwe Martens, Direktor der SLK-Klinik für Krebsmedizin. Gemeint sei wohl eine adjuvante Chemotherapie, ein medizinischer Begriff, den er seinen Patienten mit „unterstützende Chemotherapie“ übersetze. Sie ergänzt häufig die operative Entfernung eines Tumors.
Unterscheidung zwischen vier Stadien in der Krebsmedizin
In der Krebsmedizin unterscheidet man vereinfacht zwischen vier Stadien: Stadium I und II ist, wenn ein Tumor in unterschiedlicher Größe noch lokal ist und durch eine Operation komplett entfernt werden kann. In Stadium III hat der Tumor schon in benachbarte Organe oder Blutgefäße gestreut. Stadium IV bedeutet: Es sind Fernmetastasen da, zum Beispiel in Lunge oder Leber.
Es sei entscheidend für die Behandlungschancen, in welchem Stadium der Krebs diagnostiziert wird, so Martens. Bei Brust- oder Darmkrebs zum Beispiel seien die Heilungschancen bei früher Entdeckung sehr gut, bei Lungenkrebs gelte das in geringerem Maße auch.
Durch ergänzende Chemotherapie können sich die Heilungschancen erhöhen
Beispiel Darmkrebs: Wenn zum Beispiel Darmkrebs in einem Frühstadium entdeckt und direkt durch Operation entfernt wird und kein Befall der Lymphknoten feststellbar ist, sei die Heilungschance bei 80 Prozent. Wenn schon wenige befallene Lymphknoten entdeckt werden, sinke diese Rate auf 60 Prozent.
Jetzt kommt die adjuvante Chemotherapie ins Spiel: Durch diese kann es laut Martens gelingen, die Heilungschancen wieder auf 80 Prozent zu erhöhen. „Bei hohem Risiko eines Wiederauftretens von Krebs betreibt man durch adjuvante Chemotherapie Risikominimierung“, erklärt er. Dieses Vorgehen sei in vielen Studien erprobt, in den Krebszentren standardisiert und sein Erfolg statistisch belegt. „Im Einzelfall ist der Erfolg trotzdem schwer vorherzusagen.“
So sieht die Zukunft in der Krebsmedizin aus
Aktuell arbeiten Forschende weltweit daran, Therapien zu individualisieren, sie also auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten zuzuschneiden. Auch in Heilbronn, wo das Molit-Institut, dessen Geschäftsführer Uwe Martens ist, in Zusammenarbeit mit den SLK-Kliniken an der Entwicklung von Präzisionsmedizin forscht.
Individualisierte Impfungen, so die Hoffnung, können womöglich schon bald das Wiederauftreten von Krebs verhindern – adjuvante Impfungen heißt der Fachbegriff. Bei der Diagnose der Erkrankung wird in den USA häufig schon heute ein Verfahren eingesetzt, das es ermöglicht, auch kleinste Tumorspuren im Blut zu erkennen, die man mit Bildgebung nicht sieht. Liquid Biopsie oder flüssige Biopsie heißt dieses Verfahren. Wenn solche Spuren im Blut gefunden werden, sei das Risiko hoch, dass der Krebs wiederkomme, sagt Martens. „Das deutet auf Mikrometastasen hin.“
Diese Menschen, so die Zukunftsvision, können in Zukunft noch präziser adjuvant behandelt werden, um ein Wiederauftreten der Erkrankung zu verhindern, so zum Beispiel über eine adjuvante Impfung gegen Krebs. Aktuell wird dieses Verfahren noch in Studien erforscht, so auch beim Darmkrebs in Heilbronn.



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