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Welche Faktoren das Krebsrisiko erhöhen – und was sich präventiv tun lässt

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Viele Faktoren können einen Ausbruch von Krebs begünstigen. Was sollte man dagegen tun? Lebensstil und das Wahrnehmen von Präventionsangeboten seien maßgeblich, sagt der Heilbronner SLK-Onkologe Uwe Martens. Doch eine neue Studie zeigt: Viele Menschen sind Vorsorge-Muffel.

Bewegung ist ein wichtiger Baustein der Prävention.
Bewegung ist ein wichtiger Baustein der Prävention.  Foto: Yuri Arcurs Peopleimages.com

Die Frage nach dem "Warum" ist nach der Diagnose einer Krebserkrankung eine, die viele Betroffene umtreibt: "Warum gerade ich?" Umfassend zu beantworten ist sie nicht, denn viele Faktoren können den Ausbruch von Krebs begünstigen: eine genetische Veranlagung zum Beispiel oder der Lebensstil − Rauchen, Alkoholkonsum und Übergewicht. Auf diesen letzten Faktor weisen mehrere Krebsgesellschaften anlässlich der Krebspräventionswoche hin. Übergewicht sei demnach ein maßgeblicher, oft unterschätzter Risikofaktor für Krebs.

"Das sind statistische Erhebungen − und dann gibt es Einzelschicksale", sagt Professor Uwe Martens, Vorsitzender des Krebsverbands Baden-Württemberg und Direktor der SLK-Klinik für Onkologie. Es sei lange bekannt, dass Übergewicht eine Rolle spielen könne bei der Entstehung von Krebs. "Gleichzeitig bekommt nicht jeder, der Übergewicht hat, Krebs, und nicht jeder Schlanke ist davor gefeit."


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Fest steht für ihn: Der Lebensstil spielt eine große Rolle, vor und mit einer Krebserkrankung. In der Medizin unterscheide man zwischen Primärprävention und Sekundärprävention, erklärt Martens.

Übergewicht steigert das Krebsrisiko

Primärprävention: Zur Primärprävention gehören Faktoren wie ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. In beiden Bereichen sieht Martens ungute Tendenzen. "Die Prägung in der Kindheit und Entwicklungszeit hat einen wesentlichen Einfluss auf die spätere Krankheitsneigung", sagt er. Es sei "verhängnisvoll", wenn Kinder schon früh Übergewicht entwickelten, etwa durch den Konsum von zu viel zuckerhaltigen Produkten. Das werde sich für das spätere Leben auswirken. In der Krebsmedizin sehe man in jüngster Zeit "erschreckende Dinge", etwa "early-onset cancers", wie das im Fachjargon heißt. Frauen zum Beispiel, die schon sehr früh, mit Mitte oder Ende 40, Darmkrebs entwickelten. Oder junge Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Martens sagt: "Wir wissen es noch nicht genau, aber ich denke, das muss etwas mit dem Lebensstil zu tun haben."

Auch die geringe Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen sei ein Problem, sagt er. "Manche gehen ganz gewissenhaft damit um." Andere verdrängten das Thema und seien auch für Ansprache kaum erreichbar. Laut dem Health Report 2023 des Pharmaherstellers Stada nimmt jeder vierte Bundesbürger keinerlei Präventionsuntersuchungen wahr. In Deutschland nehmen der Umfrage zufolge nur 47 Prozent der Menschen ein Hautkrebs-Screening in Anspruch. Nur 64 Prozent haben schon einmal ein Blutbild machen lassen. 20 Prozent aller Frauen nehmen keine routinemäßigen gynäkologischen Check-up-Untersuchungen wahr. Nur 17 Prozent der Männer gehen zu Hodenkrebs-Vorsorgeuntersuchungen. Ein Grund für die Zurückhaltung seien auch mangelndes Wissen um die Angebote und die Kostenübernahme durch die Krankenkassen, schreiben die Autoren in der Studie.

Sekundärprävention: "Was kann ich selbst tun?" sei eine Frage, die etwa ein Drittel der Patienten mit Krebsdiagnose stelle, sagt Martens. "Self empowerment", nennt er das, also den Versuch, die eigenen Ressourcen im Genesungsprozess zu stärken. Regelmäßige Bewegung kann ein wichtiger Baustein dafür sein, bei SLK gibt es dazu auch Beratungsangebote für Patienten. Viele schafften es jedoch nicht, sich selbst aktiv in den Genesungsprozess einzubringen, sagt Martens, das zeige sich auch im Rahmen der standardisierten Messungen zur Lebensqualität, die das von ihm geleitete Heilbronner Molit-Institut für personalisierte Medizin auf den Weg gebracht hat. "Sie verfolgen eine Laissez-faire-Strategie." Vom Sinn der Mitarbeit an der Therapie seien diese Menschen kaum zu überzeugen.

So fällt das Fazit von Uwe Martens zur Krebspräventionswoche auch eher düster aus. "Die Medizin wird als Reparaturbetrieb wahrgenommen", sagt er. Der Bewusstseinswandel hin zu mehr Prävention in der Breite der Gesellschaft sei "noch nicht vollzogen".


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Präventionskampagnen: Uwe Martens weist auf eine Reihe von Projekten hin, mit denen der Krebsverband Baden-Württemberg versucht, das Bewusstsein für die Bedeutung von Krebsvorsorge zu wecken. So gibt es das Projekt "SunPass", innerhalb dessen schon in Kindergärten Aufklärungsarbeit zum gesunden Umgang mit Sonne geleistet wird. "Let's talk about HPV" ist eine Social-Media-Kampagne, die sich vor allem an Eltern, Jugendliche und junge Erwachsene richtet. Der Fokus liegt auf der Aufklärung über HP-Viren und den Schutz durch die Impfung. "Onko-Präv" ist ein Präventionsprojekt gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung und einer Reha-Klinik. Es richtet sich an Menschen, die ein genetisch erhöhtes Krebsrisiko haben. Weitere Infos zu allen Projekten im Internet unter www.krebsverband-bw.de

 

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