Fitness-Tipp: Das bringt Faszientraining
Der Brackenheimer Sport- und Physiotherapeut Volker Sutor ordnet ein, bei welchen Beschwerden die Rolle helfen kann und welche Alternativen es gibt.

Seit etwa 15 Jahren ist das Training mit sogenannten Faszienrollen, also Rollen unterschiedlicher Härtegrade, die in der Regel aus Schaumstoff sind, schwer angesagt. Es soll mehr Beweglichkeit bringen und gegen Verspannungen, Muskelkater und sogar Cellulite helfen, so einige Versprechungen aus der Werbung. Doch was ist dran an dem Hype? Das erklärt der Brackenheimer Sport- und Physiotherapeut Volker Sutor.
Was sind Faszien überhaupt?
Nach dem klinischen Wörterbuch ist eine Faszie eine "wenig dehnbare, aus gekreuzt verlaufenden kollagenen Fasern und elastischen Netzen aufgebaute Hülle einzelner Organe, Muskeln oder Muskelgruppen (...)". Seit etwa 20 Jahren wisse man, dass diese Hülle auch Rezeptoren enthält, die Signale an das Gehirn senden, sagt Sutor. Die Faszie sei damit als eine Art "Kommunikationsorgan" zwischen verschiedenen Strukturen entdeckt worden.
Und genauso wie Muskelzellen sich anspannen können, könne auch sie ihre Spannung verändern. Diese Entdeckung habe dazu geführt, dass man Faszien mit allen möglichen Beschwerden in Verbindung gebracht hat, zum Beispiel mit Rückenschmerzen. Aber: "Es gibt eine ganze Reihe von möglichen Einflussfaktoren für Rückenschmerzen, das ist nicht die einzige Erklärung."

Welche nachgewiesenen Effekte hat Faszientraining?
In der internationalen Forschung gibt es bislang nur wenige Übersichtsarbeiten oder hochwertige Vergleichsstudien zum Nutzen des Faszienrollens. Klare Belege, wie es sich auf die Gesundheit auswirkt, fehlen damit. Sutor sagt, es gebe Hinweise, dass regelmäßiges Rollen dabei helfen könne, die Beweglichkeit zu verbessern. "Aber das ist nicht besser als andere Maßnahmen wie zum Beispiel Krafttraining oder klassisches Dehnen". Das Ausrollen auf der Faszienrolle könne auch dabei helfen, Schmerzen vorübergehend zu reduzieren. Aber auch hier gelte, es wirke nicht nachgewiesen besser als andere Methoden. Auch beim Yoga oder beim Training an Geräten könnten Schmerzen reduziert werden.
Was empfiehlt der Experte?
Sutor sagt: "Wer mit Faszientraining weniger Schmerzen hat und sich besser fühlt, soll das ruhig weiter machen." Das subjektive Empfinden variiere eben stark. Menschen, die sowieso eher passiv unterwegs sind, rät Sutor dazu, lieber etwas Aktives zu machen, wie etwa Krafttraining, Yoga oder Gymnastik. Grundsätzlich gelte: "Bewegung ist immer die beste Option, Schmerzen zu beeinflussen und aktiv zu bleiben." Das bedeutet: Wer seine Muskeln nicht trainiert, kann über das Bindegewebe − oder mit Faszienrollen − allein nicht viel erreichen.
Abschluss der Serie
Nächste Woche blicken wir im letzten Teil auf die Serie zurück, fragen nach Motivations-Tipps und dem Nutzen von Leistungsdiagnostik.



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