Überarbeiteter Audi E-Tron GT: So fährt sich das Auto aus Heilbronner Produktion
Mehr Leistung, mehr Reichweite, mehr Fahrdynamik: Audi hat den E-Tron GT überarbeitet. Wir sind mit dem sportlichen Stromer aus Heilbronn zu einer ersten Testfahrt gestartet.
Basismodell klingt etwas schnöde und bescheiden. Nicht aber, wenn es um dem Audi S E-Tron GT geht. Der leistet 500 kW/679 PS und kostet mindestens 126.000 Euro. Er ist nach der Modellüberarbeitung so etwas wie der Geheimtipp unter den sportlichen Stromern aus Heilbronn. Denn das Einstiegsmodell leistet nun mehr als die bisherige RS-Variante. Aber Luft nach oben gibt es natürlich immer. Denn ab sofort besteht die Modellfamilie des E-Tron GT aus drei Varianten.
Die Leistung steigt im Zuge der Überarbeitung signifikant. Über dem S E-Tron GT rangiert der RS E-Tron GT mit bis zu 630 kW (856 PS). Das neue Topmodell RS E-Tron GT Performance kommt auf maximal 680 kW (925 PS). Damit wird der Viertürer zum stärksten Serien-Auto aller Zeiten. Auf ersten Testfahrten waren wir mit der Einstiegsversion in der Region unterwegs.
Verändertes Design und limitierte Sonderedition: So sieht der überarbeitete Audi E-Tron GT aus
Das Design wurde im Rahmen des Facelifts in vielen Details verändert. So umgibt nun eine schwarze Maske den komplett geschlossenen Grill. Die sogenannten Air Curtains, die für eine verbesserte Umströmung des Vorderrads in der Bugschürze sorgen, treten stärker hervor. Am Heck dominiert ein aerodynamischerer Diffusor mit vertikalen Finnen. Insgesamt steht das 4,99 Meter lange, 1,96 Meter breite und 1,41 Meter hohe Auto satter auf der Straße als bisher.
Unser Testwagen war ein Sondermodell: Von allen drei Varianten des E-Tron gibt es zum Start eine auf insgesamt 299 Exemplare limtierte Exclusive Edition. Sie ist in Arabicagrau Metallic lackiert. Der Farbton erscheint im Schatten dunkel und erhält bei Lichteinfall einen goldenen Touch. Die Mischung aus Braun, Gold und Grau ist einzigartig. Dazu gibt es 21-Zöller mit Felgen im Sechs-Doppelspeichen-Look.
Testfahrt mit Audi E-Tron GT: Auto legt sich wie ein Motorrad in die Kurve
Optisch verfeinert, unter dem Blech richtig hingelangt – so sind die Ingenieure die Modellüberarbeitung angegangen. „Unser Hauptaugenmerk lag auf der Technik", sagt Stephan Reil, der die Technische Entwicklung am Standort Neckarsulm verantwortet und der maßgeblich an der Produktaufwertung des E-Autos beteiligt war. Die erste Änderung zeigt sich schon beim Einsteigen: Sobald man den Türgriff betätigt, hebt sich die Karosserie an, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Also: Rein - und los geht es.
Den größten Aufwand hat die Entwicklungsabteilung für die Fahreigenschaften betrieben. Auf einer kurvigen Landstraße lässt sich das am besten erleben. Wichtigste Neuerung ist das Aktivfahrwerk. Es sorgt dafür, dass die Querbeschleunigung für die Passagiere reduziert wird und sich das Auto entgegen der Querbeschleunigung in die Kurve neigt. Der E-Tron GT legt sich fast wie ein Motorrad in die Biegung.
Sportlichkeit und Komfort: So fährt sich das Elektroauto aus Heilbronn
Weiter vorne knickt die Straße langgezogen nach rechts ab. Einlenken, in ein und demselben Lenkwinkel bleiben, der S E-Tron GT fährt wie an der Schnur gezogen durch die Kurve. Allradantrieb, Allradlenkung und der tiefe Schwerpunkt machen es möglich. Die Straße wird welliger. Hier und da tun sich mächtige Unebenheiten auf, die der Stromer sorgfältig glattbügelt. Die Dreikammer-Luftfederung sorgt für einen Komfort, den man so nicht erwartet hätte.
GT steht bei dem lokal emissionsfreien Wagen für Gran Turismo. Der Begriff stammt aus dem Italienischen. Gemeint ist damit ein sportliches Auto, mit dem man mitunter lange Strecken zurücklegt. Ein flotter Reisewagen sozusagen. „Das war und ist uns wichtig: Der E-Tron GT soll Sportlichkeit und Komfort miteinander verbinden", sagt Ingenieur Reil. Autobahntouren spult man in dem Stromer aus Heilbronn in der Tat entspannt ab. Elektrisierend ist die Beschleunigung, die kaum vergleichbar ist mit Fahrzeugen aus der Verbrennerwelt. Denn aus dem Stand weg marschiert der S E-Tron GT vehement nach vorne: Nur 3,4 Sekunden vergehen bis Tempo 100. Bei 245 km/h setzt die Elektronik dem Vorwärtsdrang ein Ende.
Größerer Akku für mehr Reichweite – das bietet der überarbeiteten Audi E-Tron GT
Wer schnell fährt muss häufiger laden. Apropos: Einer der am häufigsten genannten Kritikpunkte am E-Tron GT war bisher die Reichweite. Auch dieses Themas hat sich Audi angenommen. Der Akku wurde vergrößert und hat jetzt eine Kapazität von 105 kWh und ermöglicht im S E-Tron GT eine Normreichweite von bestenfalls 567 Kilometern. In der Praxis kommt man dem Wert relativ nahe. Nach der ersten Testrunde über 220 Kilometer zeigte der Akkustand 50 Prozent und eine Restreichweite von 282 Kilometer an (Stromverbrauch 19,6 kWh/100 Kilometer, CO2-Ausstoß 0 g/km). Zudem kann der E-Tron GT mehr Bremsenergie zurückgewinnen und schneller laden als bisher. Die maximale Ladeleistung steigt um 50 auf bis zu 320 kW. In zehn Minuten fließt so unter optimalen Bedingungen der Strom für bis zu 280 Kilometer in die Batterie.
Lederfreies Interieur beim Sondermodell
Innen gibt es ein neues Lenkrad, das nun oben und unten abgeflacht ist. Beim von uns getesteten Sondermodell erhält der Käufer ein lederfreies Interieur. An den Sitzen kombinieren die Designer erstmals mintgraue Elemente mit moravioletten Bereichen. Neu sind zudem Dekoreinlagen aus dem Eukalyptus-Holz. Dieses ist bekannt für seine charakteristische Riegeloptik, die durch den gewellten, dichte Faserverlauf mit abwechselnd hellen und dunklen Streifen entsteht. Ein weiteres Highlight ist das Panorama-Glasdach, bei dem sich die Transparenz per Knopfdruck regeln lässt. Von komplett durchsichtig bis zu komplett geschlossen in Milchglas-Optik ist alles möglich.
Produktion in Heilbronn: Der überarbeitete Audi E-Tron GT
Handwerkskunst und Hightech vereint die Produktion der E-Tron-GT-Familie am Standort Böllinger Höfe in Heilbronn. Dort sind rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Besonders beeindruckend ist immer wieder die sogenannte Hochzeit – eben jener Takt, wenn die Karosserie mit dem Antrieb verbunden wird. Beim E-Tron GT besteht der Antriebsstrang aus Batterie, E-Motoren, Fahrwerk und Kühlsystem. Mit 74 Schraubpunkten wird das Paket mit der Karosserie verbunden.
„Die Kleinserienfertigung in den Böllinger Höfen spielt heute als Reallabor eine besondere Rolle, um die Digitalisierung in Produktion und Logistik voranzutreiben“, sagt Produktionsleiter Wolfgang Schanz. Nach dem Produktionsende Ende März ist der E-Tron GT nun aktuell das einzige Fahrzeug, das Audi in den Böllinger Höfen fertigt. Derzeit wird das E-Auto nur in einer Schicht gefertigt. Nach der Überarbeitung hofft man nun auf eine größere Nachfrage als zuletzt.