Nach tödlicher Messerattacke auf Polizist Rouven L. – so trauert sein Heimatort
Die Menschen in Neckarbischofsheim trauern mit den Eltern des Opfers einer Messerattacke in Mannheim. Der getötete Polizist Rouven L. stammt aus der Kleinstadt im Rhein-Neckar-Kreis. Sein Tod macht fassungslos.

Zum einen ist da die Trauer. Zum anderen ein Gefühl der Ohnmacht und der Wut – ganz konkret auf eine Politik, die Islamisten seit Jahren nichts entgegensetzt. So beschreibt es Melanie Ernst, die in der Hauptstraße von Neckarbischofsheim ein kleines Bäckereicafé betreibt. Was geschehen sei, "berührt mich sehr", sagt sie. Ganz Neckarbischofsheim leide darunter.
Rouven L., der Polizist, der am Freitag von einem 25 Jahre alten Afghanen in Mannheim mit einem Messer brutal attackiert wurde, stammt aus der beschaulichen Kleinstadt, in der eine solche Tat jenseits des Vorstellbaren liegt.
Vor dem Optikergeschäft der Eltern des Verstorbenen, der 29 Jahre alt wurde, brennen am Dienstagmorgen Kerzen. Zahlreiche Blumen stehen vor dem Eingang des Geschäfts, das laut Aushang diese Woche geschlossen bleibt. "Wir trauern mit euch", steht auf einem Blatt Papier.
Messerattacke in Mannheim: Menschen in Neckarbischofsheim trauern mit Angehörigen des getöteten Polizisten

"Ich gehe später auch noch hin und zünde eine Kerze an", sagt Melanie Ernst. Sie kannte das Opfer schon seit es ein Kind war. Ihre Kinder seien in einem ähnlichen Alter. Eine
Wut auf Politiker fühle sie, weil diese in der Vergangenheit die Probleme einfach verschwiegen hätten. Es müsse jetzt etwas passieren, sagt sie. "Wenn man sowas im Fernsehen sieht, ist das weit weg." Wenn man das Opfer kenne und es aus demselben Ort stamme, sei das etwas ganz anderes. "Mir schnürt es den Hals zu, wenn ich seine Angehörigen sehe", sagt Ernst tief betroffen.
Eindrücklich schildert auch Bürgermeister Thomas Seidelmann (parteilos) seine Betroffenheit. "Für mich ist es im Fall von Rouven schwer, zwischen Mensch und Bürgermeister zu trennen. Rouven war ein enger Freund meiner Familie und besonders intensiv seit der Schulzeit mit einem meiner Kinder verbunden", sagt er. "Dieser feige Mordanschlag eines Extremisten hat aufgrund persönlicher Betroffenheit eine ganz besondere Wirkung auf mich."
"Er wird für immer fehlen" – Bürgermeister aus Neckarbischofsheim erinnert sich an getöteten Polizisten
Rouven sei so ein fantastischer Mensch gewesen. "Wo er auftrat, da wurde es hell. Ich bin fassungslos, endlos traurig und sehr sehr wütend." Er müsse als Bürgermeister nun einiges regeln, was sehr schwer sei. Für Freitag um 18 Uhr habe er die Menschen aus der Region zu einer Mahnwache vor dem Neckarbischofsheimer Rathaus eingeladen. "Rouven war einer von uns und er hat für uns sein Leben gegeben. Er wird für immer fehlen."
Es liegt eine Stille über dem Ort. Die Anteilnahme sei riesig. Die Menschen hier seien sehr empathisch. "Wenn ich mit Menschen spreche, dann spüre ich immer auch die Wut, die auch in mir ist", sagt Seidelmann. "Nicht nur die Wut auf den islamistischen Terroristen, sondern auch auf die Politik. Dieses Wegschauen, dieses Negieren der gesellschaftlichen Realität, dass Aggression zunimmt, dass religiöser Fundamentalismus zunimmt, dass Kriminalität bei bestimmten Gruppen zunimmt und vor allem, dass Polizisten, Rettungskräfte und Feuerwehrleute so schlecht geschützt werden." Die Menschen spürten, dass die Demokratie entgleite.
Wut auf Politik in Neckarbischofsheim nach Messerattacke auf Polizisten in Mannheim
Seidelmann weiter: "Persönlich werde ich, da bin ich mir mit vielen Kollegen und auch manchen Politikern einig, nicht mehr schweigen." Rouvens Tod mache sie alle fassungslos, doch er dürfe nicht sinnlos gewesen sein. "Es muss ein Ruck durch die Politik gehen", fordert der Bürgermeister. "Am Ende müssen wir ohne Scheuklappen über die Akzeptanz eines christlichen Wertesystems und der westlichen Kultur und Menschenrechte diskutieren."
Und endlich müsse auch die Einwanderungspolitik, die alle überfordert, verändert werden. Der Kanzler dürfe dann mal zeigen, was eine echte Zeitenwende sei. "Das Blabla der Regierenden will niemand mehr. Es ist respektlos gegenüber denen, die für uns da sind." Die Bundesanwaltschaft hat nach der Mannheimer Messerattacke die Ermittlungen übernommen.


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