Vor OB-Wahl in Bad Rappenau: Kandidaten präsentieren ihre Ideen für die Kurstadt
Vor der OB-Wahl in Bad Rappenau trafen Amtsinhaber Sebastian Frei und Herausforderer Christian Schultz bei der offiziellen Kandidatenvorstellung aufeinander. Die beiden präsentierten unterschiedliche Konzepte für Finanzen, Infrastruktur und die Zukunft der Kurstadt.
Das Interesse an den beiden Kandidaten, die sich bei der OB-Wahl am Sonntag, 9. November, in Bad Rappenau zur Wahl stellen, ist durchwachsen. Der eine, der 44 Jahre alte Sebastian Frei, verheiratet, zwei Kinder, Volljurist und ehemaliger Richter am Landgericht Mosbach, amtiert seit acht Jahren als Oberbürgermeister der Kurstadt. Der andere, der 54 Jahre alte Christian Schultz, verheiratet, Wirtschaftsingenieur mit "Berufserfahrung im öffentlichen Dienst, in der Privatwirtschaft und bei der EU-Verwaltung", will ihn aus dem Sattel heben.
Zwischen 600 und 700 Besucher bei offizieller Kandidatenvorstellung in Bad Rappenauer Mühltalhalle
Für knapp 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer war die Mühltalhalle bei der offiziellen Kandidatenvorstellung bestuhlt. Nach Schätzung von Ordnungsamtsleiter Roland Deutschmann waren zwischen 600 und 700 Personen gekommen. Zwanzig Minuten hatte jeder der Kandidaten Zeit, sich und seine Pläne für die kommenden acht Jahre zu präsentieren. Eine Stunde lang durften Fragen gestellt werden. Und die Bürger nutzten diese Zeit rege.

Christian Schultz: Bürger wünschten sich frischen Wind und jemanden, der zuhört
Christian Schultz hatte seine Unterlagen am Tag des 5. September als erster abgegeben, daher sprach er auch als erster. Er kandidiere, sagte er, weil er den Menschen eine echte Wahl ermöglichen wolle. Und weil er glaube, dass man gemeinsam mehr für Bad Rappenau erreichen könne. "Kommunalpolitisch braucht es gute Leute." Die Bürger wünschten sich frischen Wind und jemanden, der zuhört.
Bei der Bundeswehr habe er zunächst die Offizierslaufbahn eingeschlagen, "da habe ich gelernt zu führen und Vorbild zu sein". Er habe aber auch erfahren, dass Erfolg nie im Alleingang entstehe, "sondern durch Teamgeist". Prioritäten will Schultz anders setzen als Sebastian Frei: Der Ausbau der kritischen Infrastruktur sei wichtiger als Prestigeprojekte, sagte er in Anspielung auf das neue Feuerwehrhaus in der Kernstadt, das sich immer wieder verzögerte, auch, weil der Standort lange unklar war. Dem Rappsodie-Neubau steht Schultz kritisch gegenüber. Den Bau müsse man kontrollieren, damit Zeitplan und Kosten nicht wie beim Wellenbad aus dem Ruder laufen. Die Wirtschaftsförderung will er zur Chefsache machen. Als OB stehe er für eine kostenbewusstere Verwaltung, um, so wörtlich, "die drohende Handlungsunfähigkeit abzuwenden".
Zum Punkt "Finanzen" musste er einem Bürger Rede und Antwort stehen. Der wollte von ihm wissen, wo er angesichts fehlender Mittel Geld für die vielen Ideen, die er in seinem Wahlprospekt nenne, hernehmen würde: "Das Rathaus müsste dafür im Keller eine Gelddruckmaschine haben." "Einnahmen steigern, Ausgaben kürzen, diese beiden Möglichkeiten gibt es", so Schultz. Er wolle aber nicht so sehr über Steuererhöhungen nachdenken, sondern über eine neue Priorisierung von Vorhaben, und darüber, was man zurückstellen könne.
Sebastian Frei: Wirtschaftsförderung ist Chefsache – "Sie trägt Früchte"
Über die Finanzen hatte Sebastian Frei in der Vorstellungsrunde noch ganz anders gesprochen. Er kritisierte Aussagen im Wahlprospekt Schultz", die den Eindruck erwecken würden, mit Bad Rappenau gehe es finanziell bergab. "Das Gegenteil ist der Fall", sagte Frei und erklärte, dass die Steuerkraftsumme pro Kopf seit 2017 um 30 Prozent gestiegen sei und sich die Gewerbesteuer seitdem verdoppelt habe. Auch für Frei ist Wirtschaftsförderung Chefsache: "Sie trägt Früchte", sagte er. In den zurückliegenden Jahren habe man 75 Millionen Euro in die Stadt investiert: "So viel wie nie zuvor." Dennoch habe man zugleich die Verschuldung zurückgefahren: von 4,3 Millionen auf 1,8 Millionen Euro: "Das sind jetzt nur noch 80 Euro pro Einwohner." Der Wert in vergleichbaren Städten liegt bei 551 Euro.
Frei verteidigte den Neubau der Rappsodie und zeigte in der Fragerunde auf, dass die künftigen Betriebskosten plus die Kreditfinanzierung fast niedriger seien als der Abmangel, den die Stadt für das alte Bad zahlt: bis zu 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Mit steigender Attraktivität könne man die Besucherzahl erhöhen, was sogar zu Mehreinnahmen führe. "Von drohender Zahlungsunfähigkeit keine Spur."
Wahlkampf in Bad Rappenau: Beide Kandidaten betonen das Miteinander
Wie Schultz betont auch Frei das Miteinander. Im Rathaus, wo ein gutes Betriebsklima herrsche, und im Gemeinderat sei man seit 2017 gut vorangekommen, sagte er. "In einem nie dagewesenen Kraftakt haben wir Sanierungsfelder angepackt", etliche prägende Gebäude, Straßen, Wege und Plätze modernisiert oder einer neuen Nutzung zugeführt. Bad Rappenau sei als Wohnort begehrter denn je. Hier verwies Frei auf neue Wohngebiete, den Ausbau der Kinderbetreuung und die Sanierung der Grundschulen, auch in den Stadtteilen. Mit den Reha-Kliniken und der Vulpius-Klinik sowie neuen niedergelassenen Ärzten liege die medizinische Versorgung in der Stadt weit über der in vergleichbaren Städten. "Schauen Sie sich um: Es läuft wirklich ziemlich rund in unserer Stadt."


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