Jahrzehntprojekt Krebsbachtalbahn: Wie es nun weitergeht
Die Krebsbachtalbahn im Kraichgau könnte die erste von vier aussichtsreichen Bahnstrecken in der Region sein, die tatsächlich für den Personenverkehr reaktiviert wird. Wir beantworten die wichtigsten Fragen, wie es konkret weitergeht.

Der Gemeinderat Bad Rappenau hat seine Ablehnung aus dem Frühjahr einkassiert und mehrheitlich für den Ausbau der Krebsbachtalbahn gestimmt. Die wichtigsten Fragen zur Zukunft der Bahnstrecke:
Was ist die Krebsbachtalbahn?
Zwischen Hüffenhardt und Neckarbischofsheim liegen bereits Gleise. Hier fahren auch Züge, allerdings nur gelegentlich im Ausflugsverkehr mit historischen Fahrzeugen. Jetzt soll auf der Strecke wieder regulärer Personenverkehr stattfinden. Dass die Nachfrage da ist, belegt eine Potenzialanalyse.
Was soll konkret passieren?
Für den Personenverkehr muss die bestehende Strecke mit einer Oberleitung elektrifiziert werden, die Gleise können bleiben. Außerdem ist der Neubau einer drei Kilometer langen Spange zwischen den Bad Rappenauer Teilorten Obergimpern und Babstadt geplant. So wird der Anschluss zum bestehenden Nordast des Heilbronner Stadtbahnnetzes hergestellt. Stadtbahnzüge können dann hier abzweigen und nach Neckarbischofsheim fahren.
Wer bezahlt das?
Die geschätzten Kosten von 51 Millionen Euro übernimmt größtenteils das Land. Aber auch Kreise und Städte müssen einen Beitrag leisten. Bad Rappenau wird etwa drei Millionen Euro beisteuern müssen.
Wie geht es jetzt konkret weiter?
Eigentümerin der Strecke im Krebsbachtal ist die Erms-Neckar-Bahn AG (Enag). Sie wird die Planungen vorantreiben und einen Vertrag mit den Kommunen und Landkreisen abschließen. Dann wird die Planung konkretisiert, Förderanträge werden gestellt. Der Enag-Vorstandsvorsitzende Carsten Strähle geht davon aus, dass zwei Jahre nach Vertragsschluss die Bauarbeiten beginnen könnten.
Wann fahren Personenzüge auf der Strecke?
Enag-Chef Strähle geht davon aus, dass es noch sieben bis acht Jahre dauern wird, bevor die Strecke in Betrieb geht. Es wird also Ende der 20er Jahre werden – ein Jahrzehntprojekt.
Wie kam es zum Sinneswandel des Bad Rappenauer Gemeinderats?
Die Bad Rappenauer Stadtverwaltung hatte in der jüngsten Gemeinderatssitzung einen Kompromissvorschlag eingebracht. Darin war die Reaktivierung der Bahnstrecke mit dem Bau einer Unterführung Hinter dem Schloss verbunden. Nach langem Abwägen habe man sich dazu entschlossen, mehrheitlich für diesen Kompromiss zu stimmen, erklärte die CDU-Fraktion. Deren Stadträte hatten im Mai geschlossen gegen die Bahn votiert. Einen Kompromiss gingen aber auch die Räte der Grünen sowie der ÖDP ein: Sie hatten sich lange gegen die Unterführung ausgesprochen.
Die Stadt hat die Zustimmung mit dem Wunsch verknüpft, das Hinter dem Schloss eine Bahnunterführung gebaut wird. Was hat es damit auf sich?
Die Unterführung ist seit Jahren Thema. In der Schublade liegt weiterhin ein Entwurf. Laut Hauptamtsleiter Wolfgang Franke wäre der Platz für ein solches Bauwerk mit Rampen aus beiden Richtungen vorhanden. Bei der Stadtsanierung wurde die Unterführung bereits berücksichtigt. Wenn durch die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn mehr Züge fahren, schließen auch die beiden Schranken in der Kernstadt öfter. Rückstaus sollen so vermieden werden.
Wer trägt die Kosten für eine Unterführung?
Als vor fast zehn Jahren die ersten Stimmen für die Unterführung laut wurden, hätte die Stadt Bad Rappenau als Straßenbaulastträger ein Drittel zahlen müssen. Bund und Bahn hätten den Restbetrag übernommen. Laut einer Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes würden nun Land, Bund und Bahn die Querung finanzieren; die Stadt wäre damit raus.
Was ist jetzt mit dem Bürgerentscheid, den Bad Rappenauer Unterstützer der Bahn erwirkt haben?
Der ist hinfällig, weil der Gemeinderat den Beschluss selbst herbeigeführt hat. Das ist so in der Gemeindeverordnung vorgesehen.