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Krebsbachtalbahn: Bad Rappenauer Stadträte stimmen im zweiten Anlauf für Reaktivierung

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Eigentlich hätte es im Januar einen Bürgerentscheid zur Krebsbachtalbahn geben sollen. Doch der Bad Rappenauer Gemeinderat ist dem zuvor gekommen und hat mehrheitlich nun doch für die Reaktivierung der Bahnstrecke gestimmt. Auch, weil einige Räte ihre Meinung geändert und einem Kompromiss zugestimmt haben.

Im Mai hatte eine knappe Mehrheit gegen die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn gestimmt, im zweiten Anlauf votierte eine knappe Mehrheit dafür. Foto: Archiv/Theuer
Im Mai hatte eine knappe Mehrheit gegen die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn gestimmt, im zweiten Anlauf votierte eine knappe Mehrheit dafür. Foto: Archiv/Theuer  Foto: Franz Theuer

Donnerstagabend, kurz nach 19 Uhr. Der letzte Glockenschlag der Kirche gegenüber des Rathauses ist gerade verhallt, als sich 21 Arme in die Höhe strecken und dem Vorschlag der Bad Rappenauer Stadtverwaltung zustimmen. So weit, so gut. Und nicht ungewöhnlich in einer Sitzung des Gemeinderats. Doch die Ratsmitglieder haben nicht irgendeinen Antrag abgesegnet, sondern der Reaktivierung der Krebsbachtalbahn zugestimmt. Noch im Mai hatte eine knappe Mehrheit mit Nein votiert, jetzt also die Kehrtwende.

Freie Wähler stellen zwei eigene Anträge

Doch was ist seitdem hinter den Kulissen passiert? Das können Außenstehende nur erahnen. Nach der Ablehnung hatte eine Gruppe ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht, der Termin für einen Entscheid stand bereits fest. Und an dem wollte die Fraktion der Freien Wähler (FW) weiterhin festhalten. „Der Respekt gegenüber den Bürgern“ gebiete es, sie abstimmen zu lassen, erklärte der Fraktionsvorsitzende Rüdiger Winter. Außerdem missfällt den FW, dass die Verwaltung in ihrer Vorlage die Bahn mit dem Bau einer Unterführung am Schloss verknüpft hat. Einen weiteren Antrag hatte die Fraktion bereits in petto: Ohne eine Mehrheit sollte losgelöst über die Unterführung abgestimmt werden. 

Gegen diese Unterführung hatte sich beispielsweise die ÖDP seit Jahren gewehrt. Doch schon länger war zu vernehmen, dass sie das Zünglein an der Waage sein könnte. Für Klaus Ries-Müller, Fraktionsvorsitzender der ÖDP, eine Kröte, die seine Partei schlucken müsse, um „die Krebsbachtalbahn sicher auf die Schiene“ zu bekommen.


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Land zahlt Unterführung nur bei Mehrverkehr

Tief in die Sprichwörterkiste griff auch seine Amtskollegin bei der SPD, Gundi Störner: „Wir haben heute mit dieser Vorlage die Möglichkeit, drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen“, erklärte sie. „Diese Chancen sollten wir im Sinne aller Bad Rappenauer Bürger ergreifen.“ Denn es ging in der Vergangenheit nicht nur um den Bau der Unterführung, die Stand heute vom Land bezahlt werden würde. Was ausschließlich im erwarteten Mehrverkehr begründet liegt. Denn je öfter ein Zug durch den Ort fährt, desto öfter werden die Schranken geschlossen, was zu Rückstaus führt.

CDU wägte lange ab

Auch die Busverbindungen waren immer wieder Thema. Die CDU hatte wiederholt darauf gedrängt, die Streckenkilometer im Ort zu behalten, wenn die Bahntrasse reaktiviert wird. Im Mai hatte die Fraktion noch geschlossen mit Nein gestimmt. Zu viele Gründe hätten dagegen gesprochen, erklärte die Vorsitzende Anne Silke Köhler. Diese Gründe existieren auch weiterhin, so Köhler im Namen der Fraktion. Trotzdem: „Wir haben uns nach langem Abwägen mehrheitlich für diesen Kompromiss entschieden.“ Die Entscheidung sei ihnen sehr schwer gefallen, so Köhler. Gerade weil man wisse, dass das Projekt viel Geld kosten werde. Der berechnete Anteil der Stadt liegt derzeit bei 2,21 Millionen Euro. Realistischerweise müsse man aber von drei Millionen Euro ausgehen, heißt es in der Vorlage.

 


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Auch die Grünen können diesen Kompromiss mittragen. Der Verwaltungsvorschlag sei die Lösung, „die Kuh vom Eis zu holen“, fasste der Fraktionsvorsitzende Robin Müller zusammen. „Die Bürger erwarten, dass wir unsere Arbeit machen. Ich bin mir sicher, dass wir nicht ausgebuht werden, wenn wir selbst entscheiden.“ Die Ratsmitglieder seien schließlich gewählt worden, so Müller.

„Wir haben hier einen Kompromiss, der allen etwas abverlangt“, erklärte Oberbürgermeister Sebastian Frei kurz vor der Abstimmung. „Das ist ein Teil der Demokratie.“ Die Stadt mache sich nun auf den Weg, um beide Dinge – Unterführung und Reaktivierung – unter ein Dach zu bringen.

Streckenkilometer für die Busverbindung sollen in Bad Rappenau bleiben

Laut Planungen werden die Betriebskosten für die Bahnstrecke zu 100 Prozent vom Land übernommen. Die durch den Ausbau der Bahnstrecke eingesparten Streckenkilometer im Busverkehr sollen in Bad Rappenau bleiben und zur Verbesserung des Busverkehrs in den anderen Stadtteilen eingesetzt werden. Dafür soll der Verkehr geordnet und optimiert werden. Die Abendstunden und die Wochenenden sollen im Fokus stehen.

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