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Manfred Klimm ist seit 40 Jahren Landarzt in Gemmingen

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Dr. Manfred Klimm hat seine Praxis vor 40 Jahren in Gemmingen eröffnet. Er genießt es, nah am Patienten zu sein und ganzheitliche Medizin betreiben zu können. Hausbesuche sind für ihn wichtig. Einer der Vorteile einer Landarztpraxis seien die kurzen Wege, sagt er.

Zusammenhalt (von links): Dr. Ingeborg Klimm, Dr. Annika Topić und Dr. Manfred Klimm mit zwei von zwölf medizinischen Fachkräften in ihrer Praxis.
Foto: Ulrike Plapp-Schirmer
Zusammenhalt (von links): Dr. Ingeborg Klimm, Dr. Annika Topić und Dr. Manfred Klimm mit zwei von zwölf medizinischen Fachkräften in ihrer Praxis. Foto: Ulrike Plapp-Schirmer  Foto: Plapp-Schirmer, Ulrike

Dass Arzt sein Traumberuf ist, das wusste Manfred Klimm schon als Kind. Dass er im Alter von 72 Jahren immer noch jeden Tag praktiziert und in Gemmingen seit 40 Jahren eine Landarztpraxis ohne Nachfolgersorgen führt, das konnte er damals noch nicht wissen.

In Heilbronn ist er aufgewachsen und zur Schule gegangen. Von den Großeltern hatte er früh gelernt, dass man mit Kräutern manch eine Krankheit auskurieren kann. "Meine Mutter hatte MS." Vielleicht, überlegt Manfred Klimm, sei auch das eine Motivation gewesen, Medizin zu studieren - und Menschen heilen und helfen zu wollen.

Motivation und Engagement

"Froh und dankbar" sei er, dass er so lange gesund geblieben ist. Sein Lachen ist ansteckend, seine Leidenschaft für den Sport und seine Liebe zur Musik scheinen ihn fit zu halten. "Sie können nicht aufhören", habe einer seiner Patienten mal zu ihm gesagt: "Sie müssten sich sonst ein neues Hobby suchen."

Privatleben und Beruf: Sie ließen sich auch als Landarzt gut unter einen Hut bringen, sagt Manfred Klimm. Und er muss es wissen.

Seit 40 Jahren ist er in Gemmingen für seine Patientinnen und Patienten da. Das Handy hat ihn vom Piepser befreit und unabhängiger gemacht.

Gehe er heute mit einem Freund joggen, erzählt Manfred Klimm, könne er gleich nachfragen, wie dringend der Anruf sei - und seine Runde gegebenenfalls in Ruhe zu Ende laufen. Früher sei er schon mal abgehetzt reingekommen - und es war nichts Akutes. Das Arbeiten sei heute einfacher als vor 40 Jahren, sagt Dr. Manfred Klimm. Zusammen mit seiner Frau, der Ärztin Dr. Ingeborg Klimm, hat er 1982 die Praxis von Dr. Kahle übernommen.

 


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"Das Arbeiten ist einfacher geworden"

Jedes dritte Wochenende Dienst: "Das war schon heftig". Tochter Stefanie, heute selbst Ärztin in Zürich, habe im Wartezimmer ihre ersten Schritte von Stuhl zu Stuhl gemacht. Anfangs habe man auch noch Hausgeburten gemacht. Egal zu welcher Uhrzeit. Heute gebe es Notdienste, die Frauen würden in den Kliniken gut versorgt.

Einer wie Manfred Klimm, der als Heilbronner in Gemmingen heimisch geworden ist und seinen Beruf nicht als Last empfindet, versteht daher nicht, dass das Interesse an einer Praxis auf dem Land vor allem bei jungen Medizinern so gering sei. Langeweile oder öde Routine kennt er nicht. Er sieht den Patienten als Ganzes, sieht Verläufe, kann die Menschen, die zu ihm kommen, einschätzen: "Ich freue mich jeden Tag auf die Praxis."

Gutes Betriebsklima als Erfolgsrezept

Bis heute praktiziert er in den Räumen seines Vorgängers in der Schwaigerner Straße 29. Manfred Klimm arbeitet mit zwölf medizinische Fachangestellte zusammen. Seine Frau hat sich vor drei Jahren aus den Sprechstunden zurückgezogen, arbeitet im Hintergrund aber noch mit. Sohn Dr. Michael Klimm stieg vor sechs Jahren ein. Dr. Annika Topić, Fachärztin für innere Medizin, sei 2015 dazugestoßen.

"Es macht immer mehr Spaß", sagt Manfred Klimm. Aber auch: "Allein würde ich die Praxis nicht machen wollen."

Soziales Engagement ist Manfred Klimm ebenso wichtig wie seine medizinischen Fachkenntnisse. Es habe anfangs Menschen gegeben, erzählt er, die ihn mit dem Pfarrer verwechseln haben. Manfred Klimm kennt ihre Geschichten. Er schätzt es, wenn drei Generationen aus einer Familie seinen medizinischen Rat suchen oder von ihm behandelt werden. Jeden Tag würde er etwas Neues sehen. Für Annika Topić wird er damit zum Vorbild.

 


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Wichtig sei es, dass man sich gut verstehe und aufeinander Rücksicht nehme, sagen die beiden Ärzte. Dass das Betriebsklima stimmt. Denn dann lassen sich auch so harte Jahre wie die der Pandemie meistern. "Das war schon eine aufregende Zeit", sagt Manfred Klimm über die Wochen und Monate, die von Corona bestimmt waren.

"Die Arbeit ist über uns hereingebrochen", erinnert er sich. Das habe aber auch gezeigt, ergänzt Annika Topić, dass man flexibel sein und sich immer auch neue Dinge erarbeiten müsse: "Man hat das Handwerkszeug, aber das Lernen hört nie auf." Dieser Satz könnte auch von ihrem Chef stammen.


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