Zweiter Stern für Friedrichsruhe: Boris Rommel überglücklich
Am Dienstag wurde der neue Guide Michelin für Deutschland vorgestellt. Ein Hohenloher Restaurant erhielt seinen zweiten Michelin-Stern. Der Küchenchef des Restaurants "Le Cerf" im Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe war zunächst sprachlos und wollte dann die ganze Welt umarmen.

Als der Guide Michelin am Dienstag die druckfrische Gourmetbibel Deutschland 2018 vorstellt, hat er einige Knaller auf der Pfanne. Für einen davon sorgt der 33-jährige Boris Rommel vom Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe: Nach nur knapp zwei Jahren am dortigen Herd katapultiert er das Gourmetrestaurant "Le Cerf" von der Ein- in die Zwei-Sterne-Liga ("Spitzenküche - einen Umweg wert").
Damit zählt der Friedrichsruher Hirsch (französisch "Le Cerf") als eines von 39 deutschen Zwei-Sterne-Restaurants - darunter vier neue - zu den 50 besten deutschen und neun besten baden-württembergischen Restaurants. Ein Erfolg, der durchaus als kleine Sensation gewertet werden darf. Ist doch der Michelin nicht gerade für kulinarische Schnellschüsse und inflationäre Sterne-Vergabe bekannt.
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Ein Jahr am Traum gearbeitet
"Gehofft habe ich, damit gerechnet nicht, doch jetzt bin ich überglücklich", freut sich Boris Rommel, "ein ganzes Jahr lang haben wir gemeinsam intensiv an diesem Traum gearbeitet." Überglücklich und "sehr stolz" ist auch Hoteldirektor Jürgen Wegmann: "Friedrichsruhe ist wieder eine Gourmet-Hochburg." Kein Wunder, dass am Dienstagabend die Korken knallten. "Großartig, in Worten nicht zu beschreiben und einfach sensationell", so schildert er die Stimmung im Hotel, als am frühen Dienstagabend die Wertung bekannt wird. Endlich kann er seine Freude auch mit den Mitarbeitern teilen.
Rückblick: Im letzten Jahr erkocht sich Boris Rommel in Friedrichsruhe den ersten Stern
"Vorher wussten es nur Boris Rommel, mein Stellvertreter Dominique Metzger und ich", so Wegmann. Michelin-Chefredakteur Ralf Finkenflügel hatte sie bereits am Sonntag informiert. "Da haben wir alle vor Freude geweint." Boris Rommel sei "völlig sprachlos" gewesen, habe "zweimal nachgefragt und wollte dann die ganze Welt umarmen". Wegmann verrät, dass er "mit dem zweiten Stern gerechnet" habe, "weil ich tagtäglich gesehen habe, was Boris Rommel mit seiner jungen Mannschaft in Perfektion zelebriert". Damit fahren Rommel und sein hochmotiviertes Team den Lohn für ihr akribisches Küchen-Handwerk ein, das in der französischen Küchenklassik wurzelt, gerne auf regionale Zutaten baut und das Ganze kreativ und mit Überraschungseffekten inszeniert. Nach seinem Start als Küchenchef im Februar 2016 hatte Rommel bereits im ersten Jahr für schmeckbar neuen kulinarischen Schwung gesorgt.
An alte Zeiten angeknüpft
Nach langen Jahren der Hoffnung kann das Wald- und Schlosshotel nun wieder an alte Zwei-Sterne-Zeiten anknüpfen. Die hatte sich Lothar Eiermann von 1979 bis 1984 und von 1988 bis 1998 erkocht. Nur zum "Hoffnungsträger auf den zweiten Stern" brachte es sein Nachfolger Boris Benecke. Er hatte in der Schweiz zwei Sterne gehabt, musste sich aber in Friedrichsruhe letztlich mit einem begnügen.
Serkan Güzelcoban geht leer aus
Leer aus beim aktuellen Sternesegen ging Serkan Güzelcoban mit seinem neuen Öhringer Restaurant Kleinod. Enttäuscht? "Ein bisschen schon", räumt er ein, "denn nach den positiven Rückmeldungen des Testers habe ich einen Stern grundsätzlich für möglich gehalten." Seine Devise: "Jetzt erst recht, in einem Jahr will ich definitiv den ersten Stern sehen."
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