Zweifach-Mord an Seniorinnen im Landkreis Schwäbisch Hall: Anklage gegen 31-Jährigen
Der Beschuldigte soll laut Staatsanwaltschaft mindestens zwei Seniorinnen getötet und einen Mann schwer verletzt haben. Offen bleiben zwei weitere mysteriöse Todesfälle, die sich in dem Wohngebiet zugetragen hatten, in dem der Täter wohnte.

Angst herrschte zum Jahreswechsel in Schwäbisch Hall - insbesondere unter den Senioren am Hagenbacher Ring: Dort fand man einen Tag vor Heiligabend die alleinstehende Heidemarie K. (77) tot in ihrer Wohnung. In Michelbach an der Bilz wurde kurz darauf, am 25. Januar, Gertraute N. (89) getötet. Ein weiterer Senior, 83 Jahre alt, überlebte eine Woche zuvor in Ilshofen einen Überfall. Der mutmaßliche Täter hatte ihn an der Tür mit einer Waffe niedergeschlagen und Geld gefordert. Der alte Mann schrie um Hilfe, der Täter flüchtete. Das Opfer konnte ihn beschreiben.
Ein Phantombild führt schnell zum Tatverdächtigen
Ein wesentlicher Ansatz für den Ermittlungserfolg war ein Phantombild, das nach der Ilshofener Tat erstellt wurde. Dieses traf den 31-Jährigen offenbar sehr genau. Nachdem jenes Fahndungsbild veröffentlicht worden war, gingen entscheidende Hinweise bei der Polizei ein.
Am Abend des 31. Januar nahmen Spezialkräfte den Mann in seiner Wohnung am Hagenbacher Ring fest - unweit vom ersten Tatort. Der mutmaßliche Täter sitzt seither in Untersuchungshaft. Er wohnte mit Frau und zwei Kindern im fünften Stock eines Mehrfamilienhauses, von wo aus er einen guten Überblick über die Siedlung hatte. Nach eigenen Angaben lebte der serbische Staatsbürger seit Dezember in Hall - offenbar ungemeldet und mit einem Touristenvisum.
Drei Anklagepunkte bringt die Staatsanwaltschaft vor
Die Ermittlungen sind nun abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft in Schwäbisch Hall hat Anklage vor dem Heilbronner Landgericht erhoben. Die Tatvorwürfe lauten auf Mord, Totschlag und versuchte räuberische Erpressung. Im Fall Heidemarie K. geht es um Mord aus Habgier: Aus der Wohnung wurde ein mittlerer dreistelliger Geldbetrag entwendet. Im Fall Michelbach konnte nicht festgestellt werden, ob Beute gemacht wurde. Hier lautet der Vorwurf laut Oberstaatsanwalt Harald Lustig auf Totschlag. Bei der Tat in Ilshofen geht es um versuchte schwere räuberische Erpressung.
"Es ist bei einem einzelnen Mord bereits sportlich, bei unter zweistelligen Verhandlungstagen zu bleiben", so Lustig. Hier geht es bislang um drei Einzeltaten. Würde der Täter ein Geständnis ablegen, könnte das Verfahren beschleunigt werden. Allerdings hat sich der Beschuldigte bisher nicht geäußert. Das ist auch kaum zu erwarten. Denn bei einer Verurteilung wegen Mordes wirkt sich das Geständnis nicht strafmildernd aus - die Haft wird lebenslänglich verhängt, was in Deutschland im Regelfall 15 Jahre Gefängnis heißt.
Auf die Frage nach einer möglichen Sicherungsverwahrung sagt Lustig, dass dies auch abhängig von vorher begangenen Straftaten sei. Serbische Behörden haben bisher keine Angaben zu einer möglichen kriminellen Vorgeschichte gemacht. Dennoch stehe die "besondere Schuldschwere" im Raum. Dann könnten zu den 15 Jahren noch ein paar dazukommen.
Offen bleiben zwei andere Todesfälle in Schwäbisch Hall
Zum einen der Mord an Elfriede Huchler 2020. Die Brauerei-Erbin wurde brutal in ihrem Penthouse - ebenso am Hagenbacher Ring - getötet. Der Fall ist bis heute ungeklärt. Der zweite Komplex betrifft die tot aufgefundene Seniorin Edith L., die eine Woche vor Heidemarie K. nur 315 Meter entfernt starb. Ermittler hatten zunächst ihre Kopfverletzung als Unfall gewertet, die Ermittlungen abgeschlossen. Der Leichnam wurde feuerbestattet. Nach der Berichterstattung über den Fall wertete ein Rechtsmediziner Fotos der Verletzung aus - und schließt ein Tötungsdelikt nicht mehr aus.
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