Zukunft der Öhringer Klinik: Viele Bürger sind verunsichert
Führt die bundesweite Krankenhausreform zu einer Herabstufung des Versorgungsgrads oder nicht? Die BBT-Gruppe als Träger des Öhringer Krankenhauses setzt auf die Unterstützung des Landes und weichere Bundes-Kriterien.

Die Klinikverantwortlichen im Hohenlohekreis blicken mit Spannung auf die nächste Sitzung der Bund-Länder-Kommission zur Krankenhausreform am Donnerstag (29. Juni). Und hoffen auf Entscheidungen, die den Klinikstandort Öhringen langfristig sichern. Dazu müsse das Papier in "etwas andere Bahnen gelenkt werden", sagte Matthias Warmuth, Geschäftsführer der BBT-Gruppe, am Montag im Kreistag: nämlich zugunsten kleinerer Häuser im ländlichen Raum, die dort weiterhin einen wichtigen Versorgungsauftrag haben. So wie das Hohenloher Krankenhaus.
Erstmals zeigte der Mehrheitseigner auf, was die geplante Krankenhausreform nach jetzigem Stand für die Öhringer Klinik bedeuten würde, wenn die Häuser in drei große Versorgungsstufen mit fest definierten Leistungsgruppen eingeteilt würden: von Level I bis Level III, wobei eins und drei nochmals in zwei Stufen unterteilt wären. "Die Regierungskommission geht von einem dreistufigen Prüfverfahren aus", so Warmuth. "Im ersten Schritt erfüllen wir die Strukturvoraussetzungen für ein Haus der Grund- und Regelversorgung mit Notfallversorgung." Genau das ist es, was die BBT-Gruppe erreichen beziehungsweise erhalten möchte. Denn es ist der Status quo - auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Standorts in jenem Klinik-Neubau, der bis 2025 stehen soll.
Im zweiten Schritt wäre Öhringen die Notfallversorgung los
"Das Problem ist der zweite Schritt", führt Warmuth weiter aus. "Hier wird geprüft, ob es in erreichbarer Nähe, definiert innerhalb von 30 Minuten, ein Haus mit Level II oder Level III gibt." Sprich: eine Klinik, welche die Schwerpunktversorgung oder Maximalversorgung sicherstellt. "Und ja, die gibt es bei uns mit dem Gesundbrunnen in Heilbronn und dem Diak-Klinikum in Schwäbisch Hall." Dies bedeute, "dass unser Haus nach den Strukturvorgaben des Bundes auf ein Level-I-Haus ohne Notfallversorgung reduziert wird". Doch aus BBT-Sicht ist "das kein Krankenhaus mehr, sondern eine Pflegeeinrichtung". Vielen andere Häuser würde das gleiche Schicksal drohen.
"Zum Glück", fährt Warmuth fort, "gibt es aber noch eine dritte Ebene: nämlich die Festlegung der Prioritäten seitens des Landes". Nach letztem Stand sollen die Länder am Ende den Hut aufhaben, welcher Standort erhalten bleibt oder nicht. Und hier hofft die BBT-Gruppe inständig auf die "Unterstützung des Landes", die den Klinik-Neubau über den Strukturfonds des Bundes mit immerhin 51,1 Millionen Euro gefördert hat. 48,5 Millionen Euro zahlt der Kreis. Insofern ist Warmuth "guten Mutes, dass uns das gelingen wird". Noch mehr aber würde er sich wünschen, dass der Bund selbst bei den morgigen Verhandlungen die Kriterien noch einmal zugunsten der Häuser im ländlichen Raum verändert.
Was wäre, wenn der Hohenlohekreis kein Krankenhaus mehr hätte?
"Wenn der Hohenlohekreis kein Krankenhaus mehr hätte, wäre das durchaus besonders, denn das gibt es im Westen Deutschlands in dieser Form bisher nicht", sagt Warmuth. Landrat Matthias Neth legt nach: "Das Absurde wäre: Wir haben als Kreis den Sicherstellungsauftrag für die Krankenhausversorgung, dürften nach den Reformplänen aber gar keines haben." Er gehe deshalb davon aus, dass das Land den Standort Öhringen als "bedarfsnotwendig" klassifiziert.
Der Hohenlohekreis könne dem weiteren Geschehen zudem mit einer "gewissen Beruhigung" entgegensehen, "weil wir unsere Strukturreform schon gemacht haben" - mit der Schließung des Krankenhauses in Künzelsau im November 2019.
Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß
Trotzdem ist die Verunsicherung in der Bevölkerung groß: So berichtet der Landrat von einem Anrufer aus dem Krankenhaus, der gemeint habe, "wir würden in dieser Kreistagssitzung die Schlaganfalleinheit, die allgemeine Chirurgie und die Geburtshilfe schließen". Dem sei natürlich nicht so. Aber: "Genau so war es in der allerersten Version des Lauterbach-Papiers vorgesehen." Dies zeige, zu welcher Verwirrung es führe, wenn "die Politik Dinge, die noch nicht final sind, nach außen trägt". Kreisrätin Irmgard Kircher-Wieland erklärt, "böse Zungen" würden behaupten: "Wir eröffnen das neue Krankenhaus, und am anderen Tag schließen wir es schon wieder." Um solchen "bewusst gestreuten" Behauptungen entgegenzutreten, müsse die BBT-Gruppe "offen informieren" und Vertrauen schaffen.
Matthias Warmuth ist ganz bei ihr und meint: "Rund die Hälfte der Kreisbürger geht derzeit nicht in unser Krankenhaus. Genau dieses Vertrauen müssen wir zurückgewinnen." Und er beruhigt: "Hier entsteht das prozessorientierteste Krankenhaus in ganz Deutschland." Und: "Ja, es wird ans Netz gehen und lange am Netz bleiben." Exakt: mindestens "30 bis 35 Jahre", bis der Neubau abgeschrieben sei.
Klinik-Neubau: Zeitplan leicht verzögert, Kosten liegen voll im Soll
Der Neubau des Hohenloher Krankenhauses schreitet etwas langsamer voran als gedacht. "Es gibt kleine Verzögerungen", so Thomas Wigant, Regionalleiter der BBT-Gruppe, am Montag im Kreistag. Dies liegt vor allem daran, dass die Trockenbauarbeiten noch nicht vergeben werden konnten. Landrat Matthias Neth präzisiert: "Der Auftrag ist für kleine Firmen zu groß und für große Firmen zu klein." Auch die Sanitärarbeiten lassen noch auf sich warten. Die schwierige Lage im Bausektor mache sich auch auf dieser Baustelle bemerkbar, so Wigant. "Es sind aber noch keine absolut kritischen Verzögerungen, in zwei Wochen bekommen wir den neuen Zeitplan mit dem neuen Fertigstellungstermin der
Firma Vamed." Das ist jener Generalübernehmer, der den Neubau für die Hohenloher Krankenhaus-Gesellschaft managt, bei der die BBT-Gruppe das Sagen hat. "Unser Ziel ist, dass die neue Klinik 2025 in Betrieb geht". Es könne aber auch 2026 werden. "Bei den Kosten liegen wir dafür voll im Plan", erläuterte Wigant. Diese sind vertraglich auf maximal 100 Millionen Euro gedeckelt. Schon jetzt fällt es der BBT-Gruppe schwer, genügend Fachkräfte zu finden. Das wird kaum anders sein, wenn der Neubau steht. Jetzt zahle sich aus, dass man die Abläufe sehr "prozessorientiert" geplant habe: mit kurzen Wegen in vertikaler wie auch horizontaler Ebene. "Wir werden mit weniger Personal auskommen müssen." Aber in diesen Strukturen sei das zu schaffen.