Stadt greift Händlern unter die Arme
Weil die Kunden ausblieben: Ausgleichszahlung für verlängerte Baustellenzeit.

"Ich finde das in Ordnung. Die Gewerbetreibenden sind ja nicht schuld an der Situation", sagt Brigitte Karle, Seniorchefin der Metzgerei Karle. "Ich finde das nicht verkehrt. Es ist eine gute Sache", meint auch Augenoptiker Benedikt Krol von Optik Bela. "Ich finde das schon angemessen. Aber klar, dass es nicht in voller Höhe sein kann", sagt Gabriele Herzog von Handarbeiten Creativ Hochberger.
Drei Statements, eine Meinung: Die Entscheidung des Forchtenberger Gemeinderats, den 2013 von der Altstadtsanierung betroffenen Einzelhändlern einen freiwilligen Ausgleich zu zahlen, stößt bei den Händlern an Hauptstraße und Marktplatz auf breite Zustimmung. Und auch beim Beschluss hatte Einmütigkeit geherrscht: Geschlossen stimmten die Räte dafür, den Einzelhändlern 60 Prozent ihres Brutto-Umsatzverlustes, den sie im vergangenen Oktober und November erlitten haben, auszuzahlen. Schließlich hatten die Bauarbeiten zwei Monate länger gedauert als vorher geplant.
Diskussionen
Nicht ganz so einig waren sich die Räte dagegen über die Situation in diesem Jahr: Schließlich wurde die für den zweiten Bauabschnitt verantwortliche Öhringer Firma Straßenbau Schneider nicht später als geplant fertig, sondern sogar einen Monat früher. Ein Argument, auch für dieses Jahr einen Ausgleich zu zahlen, sei der Umfang der Baustelle, meinte Bürgermeister Uwe Gysin: Schließlich waren in der zweiten Phase der Altstadtsanierung Marktplatz und der gesamte östliche Abschnitt der Hauptstraße über Monate gesperrt.
Doch manche Ratsmitglieder äußerten ihre Bedenken. "Ich begrüße es für 2013 absolut. Für 2014 finde ich es schwierig. Schließlich war es vorher bekannt und es ist sehr schön geworden", meinte etwa Bernd Schimmel.
Susanne Koch dagegen sprach sich für Ausgleichzahlungen auch in diesem Jahr aus: "Zwar sind es zwei verschiedene Sachen", sagte sie über die beiden Bauphasen, "aber 2014 war eine extreme Sache". Ausgleichszahlungen seien auch im Sinne der Wirtschaftsförderung.
Statt eine überstürzte Entscheidung zu treffen, stimmte der Rat dem Vorschlag von Bürgermeister und Bau-, Verkehrs- und Verwaltungsausschuss zu, zunächst die Umsatzzahlen der betroffenen Einzelhändler für April bis Juli 2014 einzuholen und diese mit den Zahlen von April bis Juli 2012 zu vergleichen - also aus der Zeit, bevor die Altstadtsanierung losging. In einer seiner kommenden Sitzung will der Forchtenberger Gemeinderat dann entscheiden, ob die Händler auch für dieses Jahr Ausgleichszahlungen bekommen.
Einigkeit
Die Betroffenen jedenfalls sind der Meinung, dass sie diese verdient hätten: "Ich fände es auf jeden Fall angemessen. Durch den Lärm und den Dreck sind wir abends nur noch ins Bett gefallen", sagt Brigitte Karle. "Es wäre schon hilfreich, wenn sie das beschließen", findet auch Benedikt Krol. Gabriele Herzog ist der gleichen Meinung: "Schließlich hatten wir die Baustelle die ganze Zeit vor der Tür, weil wir ja mittendrin sitzen."



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