Schlossgymnasium Künzelsau feiert 150-jähriges Bestehen
Beim Festakt der Internatsschule führen Schüler und Lehrer durch 150 Jahre Geschichte der Schule und gehen der Frage nach, was der Spirit des Semis ist. Eine Ausstellung erzählt von der Rolle der Schule während der NS-Zeit.

Was ist es, was eine Schule ausmacht? Das Gebäude? Die Lehrer? Die Grundsätze, die den Schülern vermittelt werden? Oder ist es doch etwas ganz anderes? Am Schlossgymnasium Künzelsau ging man am Montagabend dieser Frage nach.
Beim offiziellen Festakt zum 150-jährigen Bestehen der - auf die frühere Nutzung als Lehrerseminar zurückzuführende - Semi genannten Schule, wurde gefragt, was denn dieser "Spirit of Semi", der auch das Schullogo ziert, eigentlich ist. Unter den knapp 400 Anwesenden sind an diesem Abend nicht nur Ehrengäste, Lehrer und Schüler, sondern auch jede Menge Ehemalige.
Die Geschichte der Schule enthält ein dunkles Kapitel
Bevor es jedoch mit dem eigentlichen Festakt losgeht, gibt es für Kultusministerin Theresa Schopper noch eine Führung über das weitläufige Schul- und Internatsgelände. Dabei zeigt Schulleiter Johannes Smolka nicht nur die beeindruckenden Seiten, wie den Speisesaal oder den frisch renovierten Personalbau.

Auch lässt er das dunkle Kapitel der Schule während der NS-Zeit nicht aus. In der ehemaligen "Ehrenhalle" befindet sich aktuell eine Ausstellung zu diesem Thema. "Wir können hier die Schüler die NS-Zeit anhand ihres eigenen Schulgebäudes lehren", erklärt Lehrer Steffen Deibel. "Das gibt eine andere emotionale Betroffenheit."
Musik und Sport als Profilfach am Semi
Nicht nehmen lässt sich Schulleiter Smolka kleine, freundliche Hinweise auf weiteren Renovierungsbedarf in Richtung Ministerin. Sie ist für die Entwicklung des staatlichen Aufbaugymnasiums verantwortlich. "Die Wohnbauten müssen dringend saniert werden, die sind etwas muffig." Auch das tropfende Dach des Musikpavillons wird vorgeführt. Und manche eigenartige Regelung, wie etwa, dass die Schüler jedes zweite Wochenende zwingend nach Hause fahren müssen, wird angesprochen. "So können wir eigentlich keine Schüler von weiter weg aufnehmen", so Smolka.
Im Anschluss an die Führung geht es mit den allen Gästen in die frisch sanierte Turnhalle zum eigentlichen Festakt. Untermalt wird der von Chören und Bands aus der Schule, denn genauso wie Sport gehört Musik hier zu den Profilfächern. Bei beidem, so der stellvertretende Schulleiter Marco Lechler, sei "Gemeinschaft erlebbar. Das ist auch Teil des Semi-Spirits."
Viele Ehemalige sind gekommen

Die Kultusministerin weist auf die Wichtigkeit der Aufbaugymnasien im Schulsystem hin. "Hier werden Werte vermittelt und junge Menschen zu mündigen Demokraten erzogen", so Schopper. "Das Internat war lange Zeit die einzige Möglichkeit aufs Gymnasium zu kommen, vor allem auf dem Land", erklärt sie. "Und es scheint, diese Schule bietet vielen eine zweite Heimat. Und wenn ich sehe, wie viele Ehemalige hier sind, denke ich, die Heimat wirkt bis heute nach." Denn es zeigt sich, dass gut die Hälfte der Anwesenden ehemalige Schüler und Lehrer sind. "Verbundenheit und Treue, das ist es, was den Spirit ausmacht", resümiert dann auch Smolka.
Das zeigt sich auch nach der Veranstaltung, als sich Jung und Alt auf dem Sportplatz für ein traditionelles "Semi-Weckle" treffen: "Ich bin immer noch emotional hier engagiert", sagt Reinhard Schuster, Abschlussjahrgang 1962, der heute mit seiner Frau da ist.
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