Zum ersten Mal ziehen Schulfremde aufs Internatsgelände in Künzelsau
Nach zwei Jahren ist die Renovierung des "Perso" am Schlossgymnasium Künzelsau abgeschlossen. In das fast drei Millionen Euro teure Gebäude ziehen jetzt erstmals auch Schulfremde ein.

Wer den Wohnbau des Schlossgymnasiums Künzelsau (Semi) noch von früher kennt, würde staunen, wenn er ihn heute betritt. Denn das Gebäude in der Kanzleigasse 6, intern auch "Perso" genannt, wurde in den vergangenen zwei Jahren renoviert - und dabei wurde das Innere gänzlich umstrukturiert. 2,8 Millionen Euro kostete die Sanierung des denkmalgeschützten Wohnbaus, finanziert vom Land Baden-Württemberg. Neu ist jedoch vor allem, dass jetzt auch "Auswärtige" auf dem Internatsgelände leben können.
Neue Zimmer für die Schülerinnen
Die meisten Zimmer im oberen Stockwerk sind bereits bezogen. Bunte Lichterketten, Tücher und Bilder von Freunden verzieren die Wände. Denn in diesem Stockwerk sind - wie bereits vor der Renovierung - Mädchen der 12. und 13. Klassenstufe untergebracht. Die ehemalige Lehrerewohnung im Dachgeschoss wich weiteren Internatszimmern - 14 Mädchen können hier jetzt leben.
Nicht nur die Waschbecken sind aus den Zimmern verschwunden, das alte Bad mit Badewannen und Toiletten ist drei kleineren, aber wesentlich moderneren Waschräumen mit je mehreren Duschmöglichkeiten gewichen. "Drei bis vier Mädchen teilen sich jetzt eines der Badezimmer", erklärt Schulleiter Johannes Smolka bei einer Führung durch den Wohnbau. Und auch das "Teeküche" genannte Wohnzimmer gleicht mehr einem modernen und schicken WG-Raum als dem alten Fernsehraum, der es vorher war.
Wohnungen waren für Einzepersonen nicht attraktiv
Doch nicht nur der obere Stock des Gebäudes hat sein Aussehen deutlich verändert. Vor allem in den anderen zwei Geschossen hat sich einiges getan. Hier lebte in den vergangenen Dekaden Personal, also Lehrer und Hausmeister, hier befand sich Waschküche und ein Krankenrevier. "Die Wohnungen waren ursprünglich für Großfamilien geplant", erklärt Smolka. "Für Einzelpersonen waren sie absolut nicht mehr attraktiv." So kam die Idee, mehrere kleinere Wohneinheiten zu gestalten. Zwei große Wohnungen gibt es nun im Erdgeschoss, im ersten Obergeschoss entstanden so vier Zwei-Zimmer-Wohnungen und eine Drei-Zimmer Wohnung. Und zwar nicht für Interne. Stattdessen sollen hier erstmals nicht Internatsangehörige leben. Eine "Zäsur für die Schule" nennt Schulleiter Smolka das.
Die Wohnungen werden vom Amt für Vermögen und Bau Heilbronn vermietet, welches auch Bauherr der Sanierung war. "Damit haben wir weniger Verwaltungsarbeit", so Smolka und erklärt, dass die Schule Mitentscheidungsrecht bei den Mietern habe. "Es müssen natürlich Leute einziehen, die den Schulbetrieb verstehen." Es scheint, dass viele den Anforderungen genügen, denn der Großteil der Wohnungen ist bereits vergeben.
Mitentscheidungsrecht der Schule
Schulleiter Johannes Smolka ist es wichtig zu betonen, dass während der zweijährigen Sanierungsarbeiten die Zusammenarbeit mit dem Land hervorragend funktioniert habe. "Es gab regelmäßigen Austausch, wir fühlten und fühlen uns wirklich gut betreut", so Smolka. "Und vor allem durften wir bei allem mitentscheiden und waren an jedem Punkt in die Planung - von der Farbe der Fließen über die Stärke der Strahler - mit eingebunden." Die Bauherren und Architekten der Firma ARS Architektur und Stadtplanung hatten jedoch mit einigen Problemen zu kämpfen, wie Erhard Demuth erklärt.
"Brandschutz war hier ein Problem, auch die Abwasserleitungen und natürlich, dass das Gebäude denkmalgeschützt ist", so der Architekt. Nicht alle Böden konnten erhalten und aufgearbeitet werden. "Manche waren PCB-belastet, die wurden erneuert", erklärt er. Auch die bleibelasteten Fenster mussten ersetzt werden. "Aber die sind nah dran am Historischen", verspricht Demuth. "Bei ein paar Dingen, wie etwa dem Trittschall, muss man bei historischen Gebäuden Abstriche machen." Die Internats-Bewohnerinnen stört das nicht, sie fühlen sich wohl in ihrem neuen Zuhause. Einziger Wermutstropfen: Die Bademöglichkeiten, die gerne von allen Internen genutzt wurden, sind modernen Duschen gewichen.
Weitere Arbeiten am Semi
Mitten in der Renovierung befindet sich derzeit die Sporthalle der Schule, im September folgt die Sanierung eines weiteren Wohngebäudes. "Und eigentlich wäre im Schloss noch einiges zu erledigen", sagt Smolka mit einem Augenzwinkern in Richtung Vertreter von Vermögen und Bau. "Vielleicht könnte man ja das mit Blick auf unser Jubiläum 2023 machen."
Kommentare öffnen
Stimme.de
Kommentare