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Recyclinghöfe in Hohenlohe: Marken gehortet, Flächen gekündigt, Geräte gestohlen

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Die Wertstoffhöfe des Hohenlohekreises sind seit 2018 neu geordnet. Das System mit den Servicekarten hat sich etabliert, doch vor Ort läuft längst nicht alles rund.

Der neue Schwerpunkt-Recyclinghof in Niedernhall wird im Warrwiesenweg gebaut. Die bestehende Fläche in der Bahnhofstraße wurde der AWH gekündigt. Folge für das Team von Joachim Bahr: Für 500 000 Euro muss ein anderer Standort her.
Foto: Reichert
Der neue Schwerpunkt-Recyclinghof in Niedernhall wird im Warrwiesenweg gebaut. Die bestehende Fläche in der Bahnhofstraße wurde der AWH gekündigt. Folge für das Team von Joachim Bahr: Für 500 000 Euro muss ein anderer Standort her. Foto: Reichert  Foto: Reichert, Ralf

Vor fünf Jahren wurde die Entsorgung von Wertstoffen im Hohenlohekreis neu geordnet. Seitdem gibt es acht normale Recyclinghöfe, vier überwachte Schwerpunkthöfe und einen zentralen Wertstoffhof, der ebenfalls beaufsichtigt wird. Weil bis 2017 viel zu viel Bauschutt, Altholz und Sperrmüll auf den zwölf unbewachten Recyclinghöfen abgeladen wurden, stellte die Abfallwirtschaft (AWH) das System zum 1. Februar 2018 um.


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Servicekarte mit Wertmarken für jeden Haushalt

Seitdem gibt es für jeden Haushalt eine Servicekarte, auf der jeweils zwei Wertmarken für Bauschutt, Altholz und Sperrmüll enthalten sind. Damit werden die zulässigen Mengen streng kontrolliert - und auf den vier Schwerpunkthöfen in Dörzbach, Schwabbach, Niedernhall und Öhringen sowie auf dem zentralen Wertstoffhof in Beltersrot können tatsächlich nur noch "haushaltsübliche" Mengen abgegeben werden. Die acht normalen Recyclinghöfe sind für diese Müllarten gesperrt. Davor gab es etliche schwarze Schafe, die an allen zwölf Standorten weit mehr abluden und so die Entsorgungskosten nach oben trieben - was zu Lasten jener Gebührenzahler ging, die alles ordnungsgemäß entsorgten oder solche Stoffe gar nicht anlieferten.

Schwarze Schafe gibt es immer noch

Nach den Worten von Bereichsleiter Joachim Bahr hat sich das System etabliert. Nur: Schwarze Schafe gab es immer noch. "Der Mensch ist findig", sagt Bahr. Und meint: "Zeitweise zückten Anlieferer bis zu zwanzig Marken." Sie luden so viel mehr als jene Mengen ab, die pro Karte und Jahr erlaubt sind: zwei Fuhren Bauschutt zu je 50 Liter, zwei Lieferungen Altholz bis jeweils 50 Kilogramm und zwei Marken, um jeweils einen Kubikmeter Sperrmüll abholen zu lassen oder nach Beltersrot zu bringen. 2022 griff diese Unsitte immer stärker um sich. "Also haben wir die Reißleine gezogen." Sprich: "Wir prüfen jetzt die Nummern der Servicemarken mit den persönlich zugewiesenen Nummern ab."


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Wer über dem Jahreslimit liegt, wird extra zur Kasse gebeten

Seitdem läuft es wieder rund. "Immer mehr hatten sich bei Verwandten oder Freunden mit Servicemarken eingedeckt, die sie gar nicht brauchten." Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders. Nur die Entsorgung kleinerer Mengen von Bauschutt, Altholz und Sperrmüll ist in den allgemeinen Müllgebühren enthalten, die jeder Haushalt berappen muss. Wer über diesem Jahreslimit liegt, wird dafür auf den Schwerpunkthöfen extra zur Kasse gebeten. Laut AWH wurden die Servicemarken 2022 rund 24 000 mal genutzt. Auf diese Weise wurden mehr als 8000 Kubikmeter Sperrmüll, rund 660 Tonnen Bauschutt und etwa 450 Tonnen Altholz ohne Zusatzkosten entsorgt.

Drei neue Schwerpunkthöfe für 1,1 Millionen Euro: Müllgebühren sollen trotzdem stabil bleiben

Rund acht Prozent der Müllgebühren gehen für den Betrieb der 13 Wertstoffhöfe drauf. Sie waren von 2017 bis 2020 um 49 Prozent gestiegen und sind seit 2021 stabil. Die bis dahin viel zu hohen Kosten bei der Entsorgung von Bauschutt, Altholz und Sperrmüll waren nur eine Ursache unter vielen - und beileibe nicht die deftigste. Nun lässt aufhorchen, dass die AWH drei Schwerpunkthöfe neu planen muss - was rund 1,1 Millionen Euro kosten wird. Bahr beteuert aber: "Die Müllgebühren sollen 2024 stabil bleiben." Indem etwa diese Mehrausgaben anderweitig kompensiert werden. Trotzdem: "Wir hätten uns das gerne gespart" - zumal dadurch die Neuordnung der Grüngutplätze gebremst wird. Doch es ist unvermeidlich.


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Das sind die neuen Standorte

Weder sind wie bei den Grüngutplätzen strengere Umweltauflagen der Grund, noch haben sich die bisherigen Standorte nicht bewährt. In allen Fällen wurden der AWH die Pachtflächen gekündigt. In Niedernhall, weil in der Bahnhofstraße ein Seniorenzentrum entsteht. In Öhringen, weil in der Kuhallmand die Hoffnungshäuser gebaut wurden. In Dörzbach, weil die Firma Kocher-Jagst-Beton in der Sonnenhalde erweitern will.

 

In Niedernhall entsteht für rund 500.000 Euro ein neuer Recyclinghof neben dem städtischen Bauhof im Warrwiesenweg. Das Grundstück hat die AWH gekauft, "damit uns das nicht mehr passiert". In Dörzbach, wo der Mietvertrag Ende August 2023 ausläuft, sucht man noch nach einer Kauf-Fläche. Geschätzte Kosten: mehr als 500.000 Euro. In Öhringen ist die AWH in der Ziegeleistraße fündig geworden, der neue Platz wurde im April 2022 eingeweiht. Sie hat das Areal aber nur gemietet, denn: "Eine Fläche zu kaufen wäre in Öhringen viel zu teuer gewesen."

Sperrmüll und Altholz aus dem Außenbereich können künfig in Dörzbach entsorgt werden

Schöner Nebeneffekt für das Jagsttal und den neuen Schwerpunkthof in Dörzbach: Künftig sollen dort auch stärker belastetes A4-Holz aus dem Außenbereich sowie Sperrmüll abgegeben werden können. Das ist bisher nur in Beltersrot möglich. Nun hat die AWH erkannt: Die Anfahrt ist doch etwas zu weit.


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Einbrüche und Diebstähle reißen nicht ab

Nachdem sich Einbrüche und Diebstähle auf dem zentralen Wertstoffhof in Beltersrot sowie auf dem Schwerpunkthof in Schwabbach häuften, werden die Anlagen seit mehreren Monaten per Video überwacht. Die Vorfälle ließen daraufhin zeitweise nach, das Problem ist aber keinesfalls aus der Welt geschafft. Es wurde vielmehr in die Fläche getragen. "Es gibt kaum noch einen Wertstoffhof, der noch nicht aufgebrochen wurde", sagt Joachim Bahr.

Deshalb wird die Abfallwirtschaft ihre Kontrollen nochmals verstärken. Die gemieteten "Bau-Watch"-Türme in Beltersrot und Schwabbach werden abgebaut und eigene Kameras installiert. Weitere Höfe sollen folgen. Die Diebe nehmen vor allem Elektrogeräte mit.

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