Stimme+
Region
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Gelbe Tonne findet auf Recyclinghöfen im Landkreis Heilbronn wenig Freunde

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Nutzer und Mitarbeiter der Recyclinghöfe im Landkreis Heilbronn blicken der geplanten Einführung der Gelben Tonne 2026 eher skeptisch entgegen. Sie haben sich an das derzeit geltende Abgabesystem gewöhnt und fürchten, dass Verpackungsmüll künftig weniger sauber getrennt wird.

Früh übt sich: Matteo (2) und seine Mutter Melanie Münch kommen regelmäßig auf den Bad Rappenauer Recyclinghof. Mitarbeiter Hans Rückauer geht den Kunden gerne zur Hand.
Früh übt sich: Matteo (2) und seine Mutter Melanie Münch kommen regelmäßig auf den Bad Rappenauer Recyclinghof. Mitarbeiter Hans Rückauer geht den Kunden gerne zur Hand.  Foto: Seidel, Ralf

Gut 35 Jahre nach seinem Start kommt das Duale System Deutschland (DSD) im Landkreis Heilbronn an: Verbunden mit einer umfassenden Umstellung des Abfallwirtschaftssystems zum Jahresbeginn 2026 wird in den 46 Landkreiskommunen auch die Gelbe Tonne für Verpackungsstoffe eingeführt. Die Nachricht sorgt bei den Kunden aber nicht nur für Vorfreude, wie ein aktuelles Stimmungsbild von den Recyclinghöfen im Kreis zeigt.

Bisheriges System hat sich bewährt

"Wenn ich ganz ehrlich bin, halte ich die Einführung der Gelben Tonne eher für einen Rückschritt", sagt Hans Rückauer, Mitarbeiter auf dem Recyclinghof in Bad Rappenau. Er befürchtet, dass die Entsorger künftig mehr nacharbeiten müssen, weil dann die Hemmschwelle niedriger sei, Verpackungsmüll unsauberer getrennt wird und so auch Essensreste und ähnliches in der Tonne landen. "So sind wir eigentlich besser dran", findet Rückauer.

 


Mehr zum Thema

Seit Müll zum Wertstoff geworden ist, wird getrennt gesammelt - allerdings von Landkreis zu Landkreis ganz unterschiedlich.
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Grüne Tonne, Blaue Tonne, Gelber Sack: Das Regel-Wirrwarr bei der Abfallentsorgung im Überblick


 

Das System, bei dem die Menschen zu Hause trennen und dann zu ihm und seinen Kollegen auf die Anlage in der Raiffeisenstraße kommen, habe sich bewährt. "Auch von den Zugezogenen, die vorher den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne hatten, wird das gut angenommen. Die wundern sich am Anfang vielleicht, dass wir alles getrennt haben wollen, stellen sich aber in der Regel schnell darauf ein."

Das kann Melanie Münch bestätigen: "Wir haben vorher im Neckar-Odenwald-Kreis gewohnt und uns am Anfang auch gefragt, wie das ohne den Gelben Sack hier funktionieren soll", schildert die junge Mutter aus Babstadt. "Jetzt kommen wir jede Woche einmal hierher." Sehr zur Freude von Söhnchen Matteo. Der Zweijährige hilft auf dem Arm seiner Mutter sitzend fleißig beim Einwerfen in die Container mit.

 


Mehr zum Thema

Mit einem Greifarm transportiert der Bagger die gelben Säcke in den Container eines Lastwagens, der den Abfall anschließend in eine Sortieranlage bringt.
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Wichtig bei Mülltrennung: Alu-Deckel ganz vom Joghurtbecher entfernen


 

Für kleine Kunden gibt's auch mal ein Gummibärchen

"Wir versuchen, unseren Kindern schon von klein auf beizubringen, was wohin gehört. Vieles sortiert er inzwischen von sich aus schon richtig vor", berichtet Münch. Matteo freut sich auf die regelmäßigen Entsorgungsfahrten aber auch, weil er auf der Anlage ab und zu ein Gummibärchen geschenkt bekommt, erzählt Melanie Münch mit einem Lächeln in Richtung der Recyclinghofmitarbeiter.

Die Gelegenheit, den Besuch für ein kleines Schwätzchen zu nutzen, schätzt auch Peter Sauter. Er sortiert seinen Verpackungsmüll in der heimischen Garage und liefert ihn alle drei Wochen auf dem Rappenauer Recyclinghof ab. "Ich werde wohl keine Gelbe Tonne beantragen", ist er sich sicher. "Dann steht neben der Grauen und der Blauen Tonne nur noch so ein Ding am Haus rum."

 


Mehr zum Thema

Was hier einer Revolution in Sachen Abfallwirtschaft gleichkommt, sorgt in Regionen, in denen dieses Vorgehen bereits gang und gäbe ist, wohl eher für ein müdes Gähnen.
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Die Änderungen bei der Müllentsorgung im Landkreis Heilbronn sind überfällig


 

Keinen Platz für eine weitere Tonne

Ähnlich sehen das auch viele "Stammkunden" von Helga Klotz und Slah Nahali auf dem Recyclinghof in Untergruppenbach. "Für die Gelbe Tonne habe ich keinen Platz, deshalb werde ich weiterhin hierher kommen", sagt ein Nutzer auf dem Rückweg zu seinem Auto. An den 22 Wertstoffcontainern auf der Anlage herrscht am Samstagvormittag reges Treiben.

Laut Helga Klotz sind seit der Eröffnung Ende letzten Jahres viele neue Kunden dazugekommen. Und die seien mehrheitlich sehr pflichtbewusst. Sicherlich kämen auch Nutzer, die weniger einsichtig auf Hinweise des Personals reagierten, dass sie bestimmte Sachen so nicht abgeben können. "Aber ich helfe gerne und erkläre es den Leuten. Alles in allem funktioniert das toll", schildert sie. Wie ihre Kollegen in Bad Rappenau befürchten auch Klotz und Nahali, dass künftig mehr Stoffe in die Gelbe Tonne wandern, die dort eigentlich nicht hineingehören.

 


Mehr zum Thema

Neben Bio- und Restmülltonne wird es ab dem 1. Januar 2026 im Landkreis Heilbronn auch die Gelbe Tonne geben.
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Neues Abfallkonzept im Landkreis Heilbronn: Wer weniger Müll produziert, zahlt weniger


 

In Heilbronn dagegen scheint man die Menschen im Kreis fast etwas zu beneiden: "Die Gelbe Tonne ist bei uns schnell voll und die Säcke sind so instabil", schildert Selen Korkmaz, die auf dem Recyclinghof Ost gerade eine Keksdose voll alter Batterien abgibt. "In der Stadt liegen zu den Abholterminen oft bergeweise Gelbe Säcke herum, das sieht nicht schön aus. Und wenn die kaputt sind, kommt das Ungeziefer", findet sie. "Selbst sortieren und dann abgeben - das würde ich auch machen. Aber ich versuche, so gut wie möglich zu trennen, und darauf kommt es doch am Ende an."

Neues System startet 2026

Auslaufende Verträge nutzt der Landkreis Heilbronn, um zum 1. Januar 2026 sein Abfallwirtschaftssystem neu aufzustellen. Unter anderem werden neue Bio- und Restmüllbehälter ausgegeben, deren Leerung künftig über einen eingebauten Chip erfasst wird. Die Tonnen sind damit auch jeweils mit einem konkreten Haushalt verknüpft, was für mehr Gebührengerechtigkeit sorgen soll. Zum Stichtag wird auch die Gelbe Tonne als zusätzliches Angebot eingeführt. Die Möglichkeit, Verpackungsmüll an den 51 Recyclinghöfen im Landkreis abzugeben bleibt darüber hinaus bestehen.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben