Netzbooster: Viel deutet auf den Standort direkt am Umspannwerk
Erneut kam der Vermittlungsausschuss zur Kupferzeller Netzstabilisierungsanlage zusammen. Wenngleich eine endgültige Entscheidung erst im Planfeststellungsverfahren nach Klärung der Rechtslage fällt, zeichnet sich womöglich jetzt ab, wo der Booster seinen Platz finden könnte.

Mit Spannung war sie erwartet worden: die jüngste Sitzung des "Forum Energiedialog" rund drei Monate nach der bislang letzten. Nachdem diese seinerzeit Pandemie-bedingt noch virtuell abgehalten worden war, kam der Vermittlungsausschuss diesmal.
Besonders eine Frage bewegte im Vorfeld die Teilnehmer vonseiten der Gemeindeverwaltung und der Projekt-Gegner: Wie die von Transnet angekündigte Standort-Prüfung denn nun ausgefallen ist. Zur Erinnerung: In Rede standen folgende Optionen: direkt am Umspannwerk, im Lietenbachtal – sowie je zwei Flurstücke im Gewerbepark sowie an der Autobahn.
Grundstücke sind erworben
Klar scheint nun: Obgleich eine Entscheidung erst im Planfeststellungsverfahren - und nach gerichtlicher Klärung in Form der Anhörung im Herbst am Oberlandesgericht Düsseldorf - fallen wird, deutet viel darauf hin, dass die Netzstabilisierungsanlage ihren Platz direkt am Umspannwerk finden könnte.
Bereits Ende Februar hatte die Hohenloher Zeitung über Pläne eines Flächentauschverfahrens berichtet, mit dem der Projektierer - unterstützt durch die Gemeinde - in Besitz der entsprechenden Grundstücke nordöstlich des U-Werks gelangen wollte. Wie Bürgermeister Christoph Spieles jetzt erstmals auf Nachfrage bestätigt: "Der Tausch ist vollzogen. Die Flächen werden zukünftig Transnet gehören."
Das heißt: Der Korridor der Standort-Suche spitzt sich womöglich auf jenen Ort zu. Einerseits weil er dem Übertragungsnetzbetreiber viele Vorteile bietet und sich der örtliche Gemeinderat - auch das ist nun bekannt - bereits im April nicht-öffentlich für diesen Platz anstatt der damals dominanten Idee eines Standorts im Lietenbachtal ausgesprochen hatte.
Andererseits schwinden aktuell die Alternativen: Denn wie der Projektierer im Rahmen der Sitzung mitteilte: Drei der Grundstücke bei Autobahn und Gewerbepark sind nicht verkäuflich - und gegen das verbleibende Flurstück der Stadtwerke Hall spricht weiterhin das Problem der Anbindung ans U-Werk mit massiven Mehrkosten und "signifikanten Eingriffen in die Umwelt" durch den erforderlichen Bau eines Erdkabels.
Lietenbachtal ist raus aus dem Standort-Karussell
Das von Transnet einst erworbene und bereits geologisch untersuchte Flurstück 81 im Lietenbachtal indes wollte und will die Gemeinde um jeden Preis verhindern. Die Gründe? Eine Lage nah an der Wohnbebauung - de facto sind das ein Einsiedlerhof und Hohebuch -, guter Boden, der landwirtschaftlich genutzt wird - und der Booster sei dort zu "landschaftlich dominant". Damit ist das Lietenbachtal wohl definitiv raus: Die entsprechenden Kaufverträge sind im Zuge des Flächentausches aufgelöst worden.
Transnet, Rat und Gemeindeverwaltung schwenken also grundsätzlich auf den Standort direkt am U-Werk ein: Dieser sei landschaftsplanerisch geeignet; er liege "hinter einer Senke - und eine mögliche Bebauung mit dem Netzbooster wäre durch landschaftliche Modellierungen weniger sichtbar", heißt es im Ergebnispapier zur Sitzung, das unserer Zeitung vorliegt. Spieles betont jedoch, dies sei noch keine endgültige Entscheidung, sondern es handele sich um "vorsorgliche Maßnahmen" - unter anderem für den Fall, dass "weiter entfernte Flächen, wie etwa an der Autobahn, tatsächlich aufgrund anderer Kriterien sich nicht durchsetzen werden".
Bürgerinitiative will Opposition nicht aufgeben
Allein: Damit läge die Riesenbatterie nur rund 300 Meter vom benachbarten Wohngebiet entfernt. Und die Anti-Booster-Bürgerinitiative "Ein Herz für Hohenlohe" will ihre vehemente Ablehnung dieses Standorts nicht aufgeben. "Da wird es wahrscheinlich keine Einigkeit geben", sagt der Rathauschef.
Er sehe jedoch in den Ausführungen des geladenen Experten Dr. Joachim Hartlik - der vereidigte UVP-Sachverständige für Verkehrs- und Bauvorhaben hatte verdeutlicht, dass im Planfeststellungsverfahren alternative Standorte und Umweltverträglichkeit geprüft sowie die Öffentlichkeitsbeteiligung gewährleistet werde - einen Grund für Optimismus: "Es ist noch nichts verloren."
Was Transnet plant:
Annett Urbaczka, Sprecherin des Übertragungsnetzbetreibers, zum aktuellen Stand der Dinge und zu den Plänen ihres Unternehmens: „Mit dem Regierungspräsidium haben wir unlängst ein Vorgespräch bezüglich der Erstellung der Genehmigungsunterlagen geführt.“ Auch der Konzern-Repräsentantin ist wichtig zu betonen, dass es „eine Entscheidung über den Standort in Kupferzell erst mit dem Planfeststellungsbescheid geben wird“. Der weitere Zeitplan? „Wir planen aktuell, die Genehmigungsunterlagen im ersten Quartal 2022 einzureichen, erst dann beginnt das formale Verfahren mit Vollständigkeitsprüfung sowie Prüfung der Unterlagen.“




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