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Kupferzell
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Ein Ort unter Spannung: Kupferzell im Porträt

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Die Gemeinde mit den 21 Ortsteilen wächst und floriert: Das birgt jedoch auch Herausforderungen. Wir stellen Kupferzell vor.

von Christian Nick
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Hier wird über die Geschicke des Orts entschieden: Im Kupferzeller Rathaus beschäftigt man sich - fast - Tag und Nacht mit Politik. Foto: Heimatreporter Rüdiger Reingräber
Hier wird über die Geschicke des Orts entschieden: Im Kupferzeller Rathaus beschäftigt man sich - fast - Tag und Nacht mit Politik. Foto: Heimatreporter Rüdiger Reingräber  Foto: Im Kupferzeller Rathaus

Würde man an dieser Stelle alle Teilorte der großflächigen Kommune, die ihren Namen dem Flüsslein Kupfer – ein Nebenarm des Kochers – und einem Einsiedler-Mönch verdankt, samt deren Weilern und Wohnplätzen auflisten, wäre nurmehr wenig Platz für anderes. Und das wiederum wäre schade, denn über Kupferzell gibt es mehr zu berichten als nur diese Chronistenpflicht.

Daher – morgen gibt es mehr zu den Teilorten zu lesen – sei zunächst lediglich erwähnt, dass 1972 die Gemeinden Eschental, Feßbach, Goggenbach, Kupferzell, Mangoldsall und Westernach zur Kommune Kupferzell fusionierten.

Gestalten statt Verwalten ist angesagt

Ebendies hat nicht nur ein reges Vereinsleben zur Folge, sondern auch, dass bis heute der Gemeinderat, dem nach der 16-jährigen Ära Joachim Schaaf seit vergangenem Jahr Christoph Spieles (CDU) vorsteht, nach dem Prinzip der Unechten Teilortswahl mandatiert wird.

Und das Plenum kann gestalten, denn die Gemeindekasse ist voll: Für sprudelnde Steuereinnahmen sorgt nicht nur die Beteiligung am interkommunalen Gewerbepark Hohenlohe – sondern auch abseits davon viele auf dem Gemeindegebiet ansässige Firmen.

Und nicht nur die Wirtschaft wächst – sondern auch die Einwohnerzahl: Gab es vor zehn Jahren noch rund 5700 Kupferzeller sind es mittlerweile 6279. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Bevölkerungswachstum und der Boom im Gewerbepark haben Folgen: Zwar ist die Gemeinde gegenwärtig fast schuldenfrei, aber die Verkehrssituation platzt aus allen Nähten, Wohnraum, Parkmöglichkeiten und Kindergartenplätze sind ein rares Gut.

Natur pur gibt es an vielen Orten rings um Kupferzell. Foto: Heimatreporter Jugendwerk
Natur pur gibt es an vielen Orten rings um Kupferzell. Foto: Heimatreporter Jugendwerk  Foto: privat

Millionen für die Bildung

Das stellt die Verantwortlichen vor so manche Herausforderung und zwingt sie zur Reaktion: Nach dem Neubaugebiet an der Döttinger Straße wird die Gemeinde im Bereich „Beckenäcker“ und „Kupferaue“ weiterwachsen. Die örtliche Gemeinschaftsschule wurde in den vergangenen Jahren generalsaniert und erweitert – und für die Betreuung der Kleinsten will die Wachstumsgemeinde in den kommenden Jahren rund elf Millionen Euro für neue Kindergärten investieren. Mit 30 neuen Parkplätzen im Ortskern soll wenigstens etwas Erleichterung für die Kupferzeller Verkehrsmisere geschaffen werden.

Das von vielen geforderte Tempo 30 auf der Durchfahrtsstraße indes bleibt augenscheinlich weiterhin nur Vision. Auch damit, dass sich hunderte Pendler täglich auf dem Weg vom und zum Gewerbepark durchs Gemeindegebiet drängeln, wird Kupferzell wohl auf absehbare Zeit weiter leben müssen.

Schöner hingegen soll der Marktplatz werden, wo ein Künzelsauer Immobilien-Investor 2021 ein 43-Zimmer-Hotel bauen wird – verbunden mit einer generellen Aufhübschung der Örtlichkeit.

Spannende Zeiten stehen der Wachstumsgemeinde ins Haus: Ob Heimatreporter Heinrich Brehm daran gedacht hat, als er dieses Kugelpanorama gemacht hat. Foto: privat
Spannende Zeiten stehen der Wachstumsgemeinde ins Haus: Ob Heimatreporter Heinrich Brehm daran gedacht hat, als er dieses Kugelpanorama gemacht hat. Foto: privat  Foto: privat

Bald Standort der größten Batterie der Welt?

Apropos Bauen: Zwei Infrastrukturprojekte zur Realisierung der Energiewende stehen Kupferzell – durch geografische Lage und EnBW-Umspannwerk ein zentraler energetischer Knoten mit überregionaler Bedeutung für die Versorgungssicherheit – ins Haus. Das kleinere davon ist die geplante neue 110-Kilovolt-Trasse zwischen Rot am See und Kupferzell. Dazu wird im Bereich Kupferzells parallel zu einer schon existierenden Freileitung eine weitere gebaut, aber ansonsten ändert sich für die Kommune dadurch wenig. Auch weitere Hochspannungsleitungen werden zukünftig verstärkt. 

Deutlich gigantischer und Bedrohungsszenarien-erzeugender ist da der weltgrößte Netzbooster, den Transnet auf Gemeindegebiet bauen lassen will. Die Riesenbatterie, die für eine bessere Auslastung vorhandener Leitungen sorgen und damit den unpopulären Bau neuer Trassen zum Abtransport des Öko-Stros von Nord nach Süd auf ein Minimum begrenzen soll, ist Ende 2019 in den Netzentwicklungsplan aufgenommen worden.

Seit Wochen finden in Kupferzell regelmäßig Protestkundgebungen einer Bürgerinitiative statt – und auch die Gemeinde lässt rechtliche Möglichkeiten prüfen. Man fürchtet unter anderem Gefahren im Fall eines Brandes in der Anlage.

Es stehen der Gemeinde somit – auch im Wortsinne – durchaus spannende Zeiten ins Haus.  

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