Netzbooster: Energieprojekt entwickelt sich zum Aufreger-Thema in Kupferzell
Der von Transnet in Kupferzell projektierte Netzbooster war 2020 das bestimmende Thema in Kupferzell. Sogar die Bundesregierung bezog Stellung zum Vorhaben. Antworten auf zentrale Fragen gibt es indes wohl erst im kommenden Jahr.

Er hat sich in diesem Jahr zu einem echten Aufreger-Thema mit überregionaler Beachtung entwickelt: Knapp zwei Jahre ist es nun her, dass der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW erste Pläne bekanntgemacht hatte, in Kupferzell den bisher weltgrößten Netzbooster bauen zu wollen.
Bereits beim ersten Versuch des Projektierers im Sommer 2019, die Öffentlichkeit per Info-Veranstaltung frühzeitig zu beteiligen, wurde klar: Nicht nur in Kupferzell gibt es so manche Bürger mit kritischen Fragen an die Verantwortlichen - und auch die Gemeinde steht dem Vorhaben kritisch gegenüber.
Bürgerinitiative hat sich gegründet
Doch erst in diesem, nunmehr verstrichenen, Jahr 2020 kochten die Wogen um das Pilotprojekt, mit dem die vorhandenen Stromleitungen effektiver ausgenutzt werden sollen, dann so richtig hoch.
Und das war zu Jahresbeginn noch gar nicht unbedingt absehbar gewesen: Nachdem der Booster zuvor im Netzentwicklungsplan 2030 (NEP) bestätigt worden war, wurde vom Projektierer Transnet fast mantrahaft kommuniziert, der Bau sei nunmehr nur noch "Formsache".
Organisierte Kritik damals? Fehlanzeige. Dies indes hat sich geändert: Im Sommer formierte sich die Bürgerinitiative (BI) "Ein Herz für Hohenlohe", die seitdem mit mehreren Demonstrationen im Kupferzeller Bahnpark, einem Sternmarsch im Oktober, viel Verve und mitunter schrillen Tönen gegen das Energieprojekt mobil macht.
Projekt mit bundesweiter Beachtung
Ebendieses zog in der zweiten Jahreshälfte denn auch Kreise weit über Kupferzell und Hohenlohe hinaus. Denn es wurde nicht nur vor Ort der Vermittlungsausschuss "Forum Energiedialog" geschaffen und auch die Kommune engagierte einen Anwalt, der prüfen sollte, ob die Rechtsgrundlage zum Bau gegeben sei, sondern die 250-Megawatt-Riesenbatterie beschäftigte vielmehr zunehmend auch Parlamentarier in Land- und Bundestag.
Nachdem bereits die baden-württembergische Landesregierung im Oktober mittels Antwort auf eine parlamentarische Anfrage aus der FDP-Fraktion zu den Booster-Plänen des Übertragungsnetzbetreibers Stellung bezogen hatte und das Projekt in einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestages entgegen der Erwartung im Vorfeld so gut wie nicht thematisiert wurde, äußerte sich im November dann die Bundesregierung doch noch zur Thematik des innovativen Energieprojektes.
Wichtige Fragen sind noch offen
Allein: Die zentralen Fragen, die nicht nur den Kritikern der Bürgerinitiative unter den Nägeln brennen, sind aktuell nach wie vor allenfalls unzureichend beantwortet: Wo soll der genaue Standort sein? Welche Bedeutung hat der Booster wirklich für die Energiewende und die zuverlässige und kostengünstige Stromversorgung der Zukunft? Wie genau sieht das Sicherheitskonzept aus? Hält die Argumentation von Projektierer, Landes- und Bundesregierung, es gebe auch ohne Aufnahme des Projekts in das Bundesbedarfsplangesetz ausreichend gesetzliche Legitimität für den Bau, tatsächlich juristischer - und gegebenenfalls gerichtlicher - Überprüfung stand?
Auf viele dieser Fragezeichen wird wohl das kommende Jahr Antworten geben. Sicher scheint indessen eines: Mit dem ursprünglich bereits für 2021 geplanten Baubeginn wird es wohl noch nichts werden.