Nach langem Knatsch: Konzept für Logistikzentrum von Schäfer und Peters präsentiert
Als 2018 bekannt wurde, dass das Unternehmen sein Hochregallager im Öhringer Westen bauen lassen will, kochten Emotionen hoch. In Neuenstein hat man jetzt einen Standort gefunden, mit dem alle zufrieden sind. Im örtlichen Gemeinderat wurden die konkreten Pläne nun vorgestellt.

"Seit dem 7. April sehen Sie mich strahlen": Die Freude von Neuensteins Bürgermeister Karl Michael Nicklas erreicht bei der jüngsten Gemeinderatssitzung einen weiteren Höhepunkt. Denn nachdem vor knapp vier Monaten bekanntgegeben wurde, dass der Befestigungsmittelanbieter Schäfer und Peters (S&P) sein seit Jahren geplantes Hochregallager doch nicht in Öhringen, sondern in Neuenstein bauen lässt - und überdies auch seinen Verwaltungssitz dorthin verlegen wird - , kann nun erstmals die Planung für den großen Gebäudekomplex vorgestellt werden.
Ebendieser wird aus dem Hochregallager mit einer Höhe von bis zu 40 Metern, einer Logistikhalle sowie dem Verwaltungsgebäude bestehen. Im Rat präsentierten unter anderem der verantwortliche Architekt Martin Knorr vom Büro Knorr & Thiele sowie S&P-Geschäftsführer Gerhard Schäfer das Konzept und ein - freilich noch nicht gänzlich finalisiertes - Modell.
Erweiterungen sind vorgesehen
Vom 2020 neu entstandenen Kreisverkehr an der Haller Straße aus baut die Gemeinde eine Erschließungsstraße nach Westen, die in die Robert-Bosch- sowie in die Max-Eyth-Straße mündet. Rund 76 000 Quadratmeter Fläche werden Lager und Logistikhalle zunächst beanspruchen - Erweiterungsbereiche auf dem insgesamt rund 14 Hektar großen Gelände stehen zur Verfügung und sollen perspektivisch auch genutzt werden.
Das vollautomatisierte Lager wird zwischen 22 und 40 Metern Höhe messen, man ermittle derzeit noch die beste Dimension. 40 Meter könnte es jedoch durchaus gen Himmel ragen, so Planer Knorr auf Nachfrage von Klemens Treffert (Aktive): "Das ist der Plan."
In der benachbarten großen Logistikhalle können in Spitzenzeiten 25 Lastwagen gleichzeitig Waren anliefern oder abholen. Täglich sollen dort zwischen 30 und 50 Fahrzeuge ankommen oder abfahren. Davor befindet sich ein rund 50 Meter breiter Hof, auf dem die LKW-Fahrer kurzzeitig verweilen können, bis die Abfertigung startet.
Unmittelbar südlich liegt - auf einem kleinen Plateau - das Verwaltungsgebäude, welches in Teilen sechsstöckig geplant ist. Alleine im zweiten Obergeschoss werden voraussichtlich über 100 Büro-Arbeitsplätze angesiedelt.
Darunter - eine Premiere im Neuensteiner Stadtgebiet - entsteht eine große Tiefgarage mit ganzen 160 Stellplätzen. Ebenfalls vorgesehen: eine Kantine mit Kapazität für 100 Personen, Besprechungs- und Konferenzräume, ein kleiner Lichthof, drei Treppenhäuser sowie eine Terrasse mit "hoher Aufenthaltsqualität". Die Zufahrt wird über zwei getrennte Wege erfolgen. Einer führt zum Logistikhof, der andere bedient Bürotrakt, Feuerwehrzufahrt und Parkplätze. Letztere werden teilweise Carports mit installierter Photovoltaik bekommen.
Energieautarkie als Ziel
Aber auch an und auf den Gebäuden setzt man auf Solarenergie, wie Geschäftsführer Peters erläutert: "Wir haben vor, auf allen möglichen Flächen, auch auf dem Dach und möglicherweise auch an der Fassade, Anlagen zu installieren." Die komplette Energieautarkie werde angestrebt.
Klar ist: Für das Projekt mit Baukosten im zweistelligen Millionenbereich sind Modellierungen des Geländes erforderlich, um die notwendige ebene Fläche hinzubekommen. "Unser Plan ist, möglichst kein Erdreich abzufahren, sondern einen massengleichen Ausgleich hinzubekommen", so Architekt Knorr. Im westlichen Bereich - in Richtung BAG-Areal - müsse etwa "deutlich aufgefüllt" werden. Ein Entwässerungskonzept wird derzeit erarbeitet und mit den Genehmigungsbehörden abgestimmt.
Apropos Genehmigung: Der fürs betreffende Areal des Gewerbegebiets Lange Klinge seit 2010 in Aufstellung befindliche Bebauungsplan soll so nicht weiter fortgeführt werden. Vielmehr beabsichtigen Kommune und Planer, diesen in einen Nordteil - dort befinden sich dann die Bauten von S&P - sowie einen Südteil aufzusplitten.
Dadurch ermögliche man planerisches Fortschreiten "in zwei Geschwindigkeiten". Im Oktober sollen die Aufstellungsbeschlüsse stehen, danach folgt die Öffentlichkeitsbeteiligung. Im Frühjahr 2024 sollen die Erschließungsarbeiten starten, so dass, wie Nicklas sagt, "im Idealfall" noch 2024 mit dem Bau begonnen werden kann: "Wir wollen keine Zeit verlieren und nun Nägel mit Köpfen machen."
Langer Knatsch ums Projekt
Als 2018 die Pläne für das Hochregallager-Projekt publik wurden, das im Öhringer Westen angesiedelt werden sollte, kochten Emotionen hoch: Es gründete sich die Bürgerinitiative "Prima Klima West", um das Vorhaben zu verhindern. Mit Erfolg: 2019 cancelte das Unternehmen die Pläne und wollte sich daraufhin im Areal "Krötenäcker" zwischen Bitzfeld und Öhringen ansiedeln. Doch die Offerte aus Neuenstein war offenkundig attraktiver.