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Viel zu wenig Müll: Preise auf Hohenloher Bauschutt-Deponie sollen sinken

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Die Mengen auf der neuen Kreisdeponie für Bauschutt und Erden in Beltersrot bleiben seit einem Jahr weit hinter den Erwartungen zurück. Jetzt reagiert die Abfallwirtschaft und will die Gebühren für Anlieferer reduzieren.

Die Kreismülldeponie in Beltersrot ist völlig umgestaltet worden. Der vorwiegend mit Hausmüll gefüllte Bereich (rechts) wird bis Sommer 2024 abgedichtet, der neue Abschnitt (links) steht seit Herbst 2022 für Bauschutt und Erden bereit.
Foto: privat
Die Kreismülldeponie in Beltersrot ist völlig umgestaltet worden. Der vorwiegend mit Hausmüll gefüllte Bereich (rechts) wird bis Sommer 2024 abgedichtet, der neue Abschnitt (links) steht seit Herbst 2022 für Bauschutt und Erden bereit. Foto: privat  Foto: privat

Die neue Deponie für Bauschutt und Erdaushub in Beltersrot ist seit einem Jahr in Betrieb. Doch die Menge des angelieferten Mülls liegt weit unter den Erwartungen. Um mehr Material zu bekommen, sollen die Preise für gewerbliche und private Anlieferer ab 2024 sinken. Der Kreistag wird an diesem Montag darüber entscheiden.

So viel fasst der neue Deponieabschnitt in Kupferzell

Ausgelegt ist der neue Abschnitt auf eine Jahresmenge von 49 000 Tonnen, wovon jeweils 24 500 Tonnen unbelasteter Abfall (entspricht Deponieklasse 0 oder DK 0) und schwach belasteter Abfall (Deponieklasse I oder DK I) aufgenommen werden können. Tatsächlich sind aber erst 8910 Tonnen im "Stäffelesrain" entsorgt worden: 2410 DK 0-Material und 6500 DK I-Material.

Auffällig ist, dass selbst im Probebetrieb, der von Oktober bis Dezember 2022 lief, 3745 Tonnen DK I-Müll entsorgt wurden, im Regelbetrieb seit Januar 2023 aber erst 2755 Tonnen. Gerade für diesen schwach belasteten Baumüll war der neue Deponiebereich konzipiert worden, weil es in der Region und ganz Baden-Württemberg dafür viel zu wenige Entsorgungsstandorte gibt.

Bisher nur ein Zehntel des Jahresvolumens in 2023 ausgeschöpft

Summiert man allein die Menge im bisherigen Regelbetrieb 2023, der für die jährliche Abrechnung relevant ist, sind von Januar bis Oktober lediglich zehn Prozent des zur Verfügung stehenden Volumens eingebaut worden: 5047 von 49.000 Tonnen. Der restliche Raum für jährlich 2000 Tonnen asbesthaltiger Abfälle wurde noch gar nicht in Anspruch genommen, weil die Abladerampe nicht fertig ist. Insgesamt können pro Jahr also 51.000 Tonnen Müll entsorgt werden.

"Die angelieferten Mengen an Bauschutt und Erdaushub haben zuletzt dramatisch abgenommen - nicht nur bei uns, sondern in ganz Baden-Württemberg", sagt Christoph Bobrich, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH), die den Betrieb managt.

 


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Die Oberfläche der einstigen Hausmülldeponie wird derzeit mit Schlacke und Gießerei-Sand verfestigt (mittlerer und rechter Bereich). Im neuen Abschnitt (links hinten) werden seit Oktober Bauschutt und Erdaushub entsorgt. Die Einfahrt wurde erneuert, links ist der überdachte Wertstoffhof, daneben entsteht die AWH-Zentrale.
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Neue Deponie in Beltersrot: Bauschuttmengen liegen weit unter den Erwartungen


Das sind die vier Gründe für den Materialmangel

Ein Hauptgrund sei der massive Einbruch der Bauwirtschaft, ein anderer der Fakt, dass unbelasteter Erdaushub der Deponieklasse 0 nun verstärkt wiederverwendet statt entsorgt wird, weil es der Gesetzgeber so vorgeschrieben hat. Hinzu kommt, dass die Firma Strabag dieses DK 0-Material zu weitaus günstigeren Konditionen abgreift, um den direkt danebenliegenden Deponiekörper des ersten Verfüllabschnitts von oben abzudichten. Diese Arbeiten an dem vorwiegend mit Hausmüll gefüllten und schon länger stillgelegten Bereich werden im Sommer 2024 abgeschlossen sein.

Kommunaler Eigenbetrieb kann nicht mit der Privatwirtschaft konkurrieren

Ein vierter Grund für die ausbleibenden Lieferungen von Bauschutt und Erdaushub auf der Kreismülldeponie ist, dass der kommunale Eigenbetrieb nicht mit den Preisen der privatwirtschaftlichen Entsorger mithalten kann. "Unser größtes Problem ist, dass wir keine Mehrwertsteuer auf das Material ausweisen können", sagt Bobrich. "Unsere Nettopreise sind also Bruttopreise." Das heißt: "Die 19 Prozent Mehrwertsteuer bleiben bei den Endkunden hängen". Dies führe dazu, dass die Anlieferung "in den Steinbrüchen der privaten Konkurrenz" um etwa die Hälfte günstiger sei.

Die Erddeponien der Städte und Gemeinden im Hohenlohekreis seien ein Faktor. "So lange diese kommunalen Deponien noch betrieben werden dürfen, fehlt uns auch dieses Material", so Bobrich.

Das sind die neuen Preise ab 2024

Der AWH bleibt deshalb nichts anderes übrig, als die Preise zu senken. Wenn der Kreistag am Montag zustimmt, heißt das: Der Preis für DK 0-Material sinkt ab 2024 von 28,56 auf 17 bis 19 Euro pro Tonne, der für DK I-Müll von 54,74 auf 45 bis 49 Euro. Private oder gewerbliche Kleinanlieferer, die über 500 und bis zu 4000 Kubikmeter auf dem neuen Deponieabschnitt anliefern, werden statt mit 54,74 Euro nur noch mit 49 Euro zur Kasse gebeten.

 


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Auch auf dem Wertstoffhof wird es günstiger

Wer als Privatanlieferer bis zu 500 Kubikmeter Bauschutt loswerden will, steuert dafür wie bisher den Wertstoffhof an. Er ist von dem großen Abladeplatz im Deponiebereich getrennt. Seit 2023 muss man dafür 90 Euro pro Kubikmeter hinlegen, der maximal zu zahlende Betrag liegt bei der Hälfte, also 45 Euro. Bis 2023 verlangte die AWH dafür 155 Euro beziehungsweise 77,50 Euro. Nun werden diese Preise ab 2024 noch einmal gesenkt: auf 71 Euro pro Kubikmeter oder den Maximalpreis pro Anlieferung von 35,50 Euro. Unberührt davon bleibt die Abgabe der jährlichen Freimengen von 100 Litern Bauschutt über die AWH-Servicekarte. Diese sind mit der allgemeinen Müllgebühr bereits abgegolten.

Das neue Deponieareal kostete 1,8 Millionen Euro. Ein großer Teil der kalkulierten Gebühreneinnahmen fehlt nun im ersten Betriebsjahr - auch um diese Investition zu refinanzieren. "Das exakte Defizit können wir erst am Jahresende nennen, da sich mit der Einbaumenge auch die Betriebskosten verringern", sagt AWH-Sprecherin Anja Kohr. Nur auf den Umsatz zu blicken, sei zu kurz gegriffen. Der erste von zwei Verfüllabschnitten fasst 550.000 Kubikmeter und hält 18 Jahre, wenn jährlich die maximale Menge eingebaut würde.

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