Hohenloher Mülldeponie ist bereit für Bauschutt und Erdaushub
Der Betrieb in Beltersrot startet am 4. Oktober. Vom privaten Kleinanlieferer bis zur großen Baufirma können dort alle ihren Bauschutt und Erdaushub loswerden. Der Entsorgungsschwerpunkt ist für die gesamte Region gedacht. Was die Kunden jetzt wissen müssen.

Das Regierungspräsidium Stuttgart hat die neue Deponie für Bauschutt und Erden in Beltersrot am Dienstag abgenommen. Damit steht dem Betriebsstart am 4. Oktober nichts mehr im Wege. Der Bau des ersten Abschnitts inklusive Zwischenabdichtung zur stillgelegten Hausmülldeponie sollte rund 2,1 Millionen Euro kosten, bislang wurden dafür 1,5 Millionen Euro ausgegeben. "Aktuell gehen wir davon aus, dass die Kosten im Rahmen bleiben", erklärt Sebastian Damm, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft (AWH).
Private Kleinanlieferer können zunächst nur bar zahlen
In den nächsten vier Wochen seien noch einige Restarbeiten zu erledigen. Am wichtigsten sei die Installation der EDV-Anlage im neuen Wiegehaus am heutigen Freitag. Ohne sie sind keine Abrechnungen möglich. Allerdings muss die AWH zunächst mit einem mobilen 5-G-Netz Vorlieb nehmen, weil der Glasfaseranschluss für schnelles Internet nicht fristgerecht fertig wurde. "Deshalb können private Kleinanlieferer zunächst nur bar zahlen, weil das System für EC-Karten zu anfällig ist." Gewerbliche Kunden, die größere Mengen anliefern, würden ohnehin nur per Rechnung belangt.
Das sind die Kapazitäten
Auf der Deponie kann unbelasteter und schwach belasteter Bauschutt und Erdaushub entsorgt werden. Dies entspricht den Deponieklassen 0 und I (DK 0 und DK I). Die maximale Jahresmenge liegt bei jeweils 24 500 Tonnen, plus 2000 Tonnen asbesthaltige Abfälle, so dass insgesamt 51 000 Tonnen eingebaut werden könnten. Alle Nachbarkreise hätten ihre Bereitschaft signalisiert, die neue Deponie nutzen zu wollen, sagt Deponieleiter Michael Freiberg. Etliche Bauprojekte und Baufirmen, die für eine Anlieferung infrage kämen, habe die AWH bereits auf dem Schirm. Man sei auch schon an Ausschreibungen beteiligt. Der Betrieb werde aber nicht vom Start weg brummen, sondern erst mal sanft anlaufen. "Einen heißen Oktober sehe ich noch nicht, wir haben auch noch keine festen Anlieferverträge." Dafür könnte es einen heißen April geben. "Man weiß jetzt, dass es uns gibt. Die meisten Anlieferungen werden dann etwas zeitversetzt kommen." Auch benötige man einen Puffer, wenn zu Beginn doch Probleme auftauchten.
Die Ladung von 400.000 Lastwagen passt in den ersten Abschnitt
Die Deponie ist montags, dienstags und mittwochs von 8 bis 16 Uhr geöffnet, donnerstags bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 13.30 Uhr. Der erste Abschnitt fasst 550 000 Kubikmeter und soll 17 Jahre halten. "Das entspricht einer Ladung von 400 000 Lastwagen", rechnet Freiberg vor. Pro Jahr seien es also durchschnittlich 2353 Lkw, pro Monat 196 und pro Tag zehn. "Das wird monatlich und jährlich auch mal schwanken." Hinzu kämen "private Häuslebauer und Badrenovierer", die kleinere Mengen Bauschutt bringen. "Da rechnen wir mit 3000 bis 4000 Anlieferern pro Jahr", also 250 bis 330 pro Monat - wobei die geringeren Mengen schwächer ins Gewicht fielen.

Von der Großbaustelle bis zur Badrenovierung: Hier kann der Bauschutt entsorgt werden
Folgende Vergleiche verdeutlichen dies. Eine recht große Baustelle sei der Neubau des Peka-Areals in Künzelsau. "Da fallen bestimmt 27 000 Tonnen an Bauschutt und Bodenaushub an", erklärt Freiberger. Die Hälfte werde wiederverwertet, sodass es möglich gewesen wäre, etwa 13 500 Tonnen auf der Deponie zu entsorgen - immerhin fast ein Viertel des maximalen Jahresvolumens. Beim Neubau einer Lagerhalle fielen etwa 1700 Tonnen ab, also gut 850 Tonnen Material, das nicht recycelt werden kann. Was rund ein Sechzigstel der Jahresmaximus ist. Ein privater Kleinanlieferer, der sein Haus teilweise selbst ausbaut oder saniert, komme womöglich nur auf eine Tonne. Und ein Haushalt, der lediglich alte Fliesen oder Waschbecken abschlägt, lade nur einen Hänger mit 100 Litern oder 0,1 Tonnen. Und liege damit genau in jenem Bereich, der über die allgemeine Müllgebühr noch abgedeckt ist. Pro Jahr dürfen zwei Mal 50 Liter Bauschutt ohne Zusatzkosten abgeladen werden. Dazu muss man die entsprechende Servicekarte vorzeigen.
Deponie-Gebühren deutlich geringer, weil Bauschutt vor Ort entsorgt werden kann
Alle Privatanlieferer, die mehr entsorgen wollen, müssen dafür schon bisher extra zahlen. Ab jetzt müssen sie den Bauschutt in Beltersrot nicht mehr auf dem Wertstoffhof, sondern direkt auf der Deponie abladen, für die neue Gebühren gelten. Doch die Abfallwirtschaft hat eine gute Nachricht für alle, die Bauschutt bisher auf dem Wertstoffhof in Beltersrot oder den vier Schwerpunkthöfen im Kreis abgeben. "Bislang musste dieser auf Deponien außerhalb des Hohenlohekreises gefahren und dort in Deponien der Klasse DK II zu einem höheren Preis entsorgt werden. Sowohl die Fahrtkosten als auch die Deponie-Gebühren werden künftig deutlich geringer ausfallen."
Asbesthaltige Abfälle werden erst 2023 angenommen
Am teuersten ist die Entsorgung von asbesthaltigen Abfällen. Diese würden erst ab 2023 in Beltersrot angenommen, weil dazu ein bestimmtes Deponie-Volumen erreicht sein müsse.
Baustellenstammtisch am 12. September
Der letzte Baustellenstammtisch vor dem Start des Betriebs und der erste vor Ort seit Beginn der Corona-Pandemie beginnt am Montag, 12. September, um 17 Uhr auf dem Gelände in Beltersrot. Bei dem Rundgang kann die fast fertige Deponie für Bauschutt und Erden besichtigt werden. Die Abfallwirtschaft zeigt, wie der Müll ab Oktober eingebaut wird. Auch der Ablauf an den Waagen wird erklärt. Danach können bei einem Imbiss Fragen gestellt und Gespräche vertieft werden. Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sind unbedingt erforderlich. Eine Anmeldung ist nicht nötig.



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