Neue Deponie in Beltersrot: Bauschuttmengen liegen weit unter den Erwartungen
Auf dem Deponieabaschnitt, der seit Oktober 2022 in Betrieb ist, sind erst 6500 Tonnen angenommen worden. Die Preise für Privatanlieferer sind seit 2023 gesunken. Die einstige Hausmülldeponie ist bis Juli 2024 fertig abgedichtet.

Die größte Außenbaustelle im Hohenlohekreis wird im Sommer 2024 diesen Status verloren haben. Dann soll die alte Hausmülldeponie von oben abgedichtet sein. Der nächste Bauabschnitt schließt sich nahtlos an. Neben dem überdachten Wertstoffhof, der seit April 2022 im Regelbetrieb ist, entsteht die neue Zentrale der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH). Vier bis fünf Jahre dürfte dies dauern. Seit Oktober 2022 können im hinteren Bereich der Kreismülldeponie Bauschutt und Erden entsorgt werden. Was läuft planmäßig - was nicht? Die Stimme hat sich vor Ort umgehört.
Bauschutt-Deponie: Bisherige Mengen unter den Erwartungen
Viel weniger Bauschutt und Erdaushub als gedacht wurde von Oktober bis Mitte April angeliefert: 1550 Tonnen unbelastetes Material (Deponieklasse 0) und 4600 Tonnen schwach belasteter Abfall (Deponieklasse 1). Das macht 6150 Tonnen. Ausgelegt ist die neue Deponie auf eine Jahresmenge von zweimal 24 500 Tonnen für DK 0 und DK 1, also 49 000 Tonnen. Die Fläche ist im maximalen Jahres-Saldo also erst zu 13 Prozent befüllt. Dass in der Startphase wenig Material kommen würde, war klar. Auch über den Winter fällt normalerweise nicht so viel an. Doch im Frühjahr steht fest: Die Nachfrage stagniert auf niedrigem Niveau. Eigentlich sollte das Geschäft ab April richtig losgehen. "Die Baubranche liegt brach", nennt Deponieleiter Michael Freiberg den Hauptgrund. Es habe zwar vermehrt Anfragen gegeben, doch viele der geplanten größeren Baustellen lägen still oder liefen nur auf Sparflamme.
Auch privater Wohnungsbau lahmt
Die Misere spiegelt sich auch im privaten Wohnungsbau wider. Nur 120 Tonnen Bauschutt kamen aus diesem Segment. Prognostiziert worden waren 3000 bis 4000 Anlieferer pro Jahr, oder bis zu 330 pro Monat. So viele sind es nicht einmal von Oktober bis Mai gewesen. Entsprechend ruhig und sauber verlaufen die Müll-Transporte. Im Tagesschnitt kommen nur wenige Laster oder Pkw dort an. "Aus der Bevölkerung und von den Anliegern gibt es fast keine Beschwerden", sagt Freiberg. Der erste Verfüllabschnitt fasst 550 000 Kubikmeter und soll für 18 Jahre halten. Dies sind 400 000 Lkw-Ladungen: also durchschnittlich 2353 pro Jahr, 196 pro Monat oder zehn pro Tag. Wobei saisonale Schwankungen die Zahl auf 40 Laster pro Tag steigern können. Um den zweiten Abschnitt zu bauen , waren bis zu 60 Laster pro Tag unterwegs. Auch da gab es freilich kaum Ärger wegen Dreck oder Lärm.
Kann die Investition noch refinanziert werden?
Bleiben größere Mengen wegen der flauen Baukonjunktur länger aus, kann die AWH das Deponie-Volumen um einige Jahre strecken. Doch kann sie die Investition von 1,8 Millionen Euro auch refinanzieren, wenn fix eingeplante Entgelte fehlen? Derzeit sei noch alles im Lot, sagt Silvia Fritsch, Betriebsleiterin der AWH. "Vielleicht müssen wir das über eine gewisse Zeit zwischenfinanzieren, um den laufenden Betrieb aufrechterhalten zu können." Sieben neue Stellen wurden dafür geschaffen. Die Bauschutt-Deponie wird über einen separaten Haushalt abgerechnet. Mit den normalen Abfallgebühren für Rest- und Biomüll hat dieser nichts zu tun. Deshalb wirken sich die Refinanzierung der Investition sowie die Bezahlung des Betriebs auch nicht negativ auf deren Höhe aus, wenn einkalkulierte Einnahmen nun ausbleiben.
Private Anlieferer profitieren
Private Anlieferer, die mehr als 500 Liter Bauschutt entsorgen wollen, profitieren seit 2023 von der neuen Deponie. Sie müssen nur rund 55 Euro pro Tonne bezahlen. Die Preise sind gesunken, weil das Material nun nicht mehr nach Heilbronn transportiert werden muss.
Asbesthaltige Abfälle können erst ab Sommer 2023 entsorgt werden
Am teuersten ist die Entsorgung asbesthaltiger Abfälle, was bislang noch nicht möglich ist. 2000 Tonnen können pro Jahr in die Deponie eingebaut werden. Der Prozess ist aufwendig, die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch. Besonders geschultes Personal und spezielles Material sind nötig. Im Sommer 2023 soll der Bereich geöffnet werden. Eine Tonne zu entsorgen, kostet 208,25 Euro.
Wertstoffhof: Betrieb läuft mittlerweile rund
Wer als Privatanlieferer bis zu 500 Liter Bauschutt loswerden will, steuert wie bisher den Wertstoffhof an. Dafür muss man seit 2023 nur noch 90 statt 155 Euro pro Kubikmeter hinlegen. Der maximale Preis liegt nun also bei 45 Euro für 500 Liter und nicht mehr bei 77,50 Euro wie noch 2022. Unberührt davon bleibt die Abgabe der jährlichen Freimengen von 100 Litern Bauschutt über die AWH-Servicekarte. Ansonsten läuft der Betrieb auf dem Wertstoffhof mittlerweile recht rund. Seit der Eingangsbereich und die Anfahrtswege neu geordnet wurden, halten sich die Wartezeiten auch zu Spitzenzeiten in Grenzen. "Bis auf die Straße stehen die Anlieferer fast gar nicht mehr", berichtet Michael Freiberg.
Hausmüll-Deponie: Jetzt erst im Juli 2024 fertig abgedichtet
Der Deckel der einstigen Hausmülldeponie wird derzeit mit Schlacke und Gießerei-Sand verfestigt. Vlies und Folie folgen, bevor die letzte Schicht aufgebracht wird. Auch hier gibt es Lieferprobleme wegen der wenigen Baustellen. Außerdem sorgte das nasse Wetter in den letzten Monaten für Verzögerungen. So wird die 2,8 Millionen Euro teure Abdichtung erst bis Juli 2024 fertig. Für gerodete Bäume und vertriebene Tiere, die streng geschützt sind, sind andere Flächen als Ausgleich eingeplant. Auch die Oberfläche der einstigen Deponie muss bei der Rekultivierung strengen Kriterien genügen. Inwieweit dies mit dem Bau einer großen Solaranlage auf drei bis sechs Hektar vereinbar ist, wird aktuell geprüft. Es ist Wille des Landes, dies zu ermöglichen. Allerdings bleibt der Artenschutz heikel.
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