Kommt Solaranlage auf Deckel der Hohenloher Hausmülldeponie?
Das Umweltministerium schwenkt um und forciert eine Prüfung. Acht Hektar wären dafür gut geeignet. Eine Einigung mit dem Artenschutz steht noch aus.

Es ist die größte Außenbaustelle im Hohenlohekreis. Nachdem der neue Deponieabschnitt in Beltersrot seit Anfang Oktober in Betrieb ist, wird die ehemalige Hausmülldeponie abgedichtet. Bis Frühjahr 2024 soll dies erledigt sein. Könnte dann auf der riesigen Oberfläche eine Solaranlage installiert werden?
Darüber wird seit Jahren spekuliert. Doch erst jetzt besteht die Chance, dass eine Teilfläche dafür infrage kommen könnte. Das Umweltministerium hatte bisher immer abgeblockt, weil der Natur- und Artenschutz höher bewertet wurde. Nun denkt die Behörde um und stellt diese Möglichkeit in Aussicht: für alle Deponien im Land.
Bereitschaft war seitens des Kreises schon immer da
"Der Zeitpunkt hat uns doch etwas überrascht" , sagt Sebastian Damm, Geschäftsführer der federführenden Abfallwirtschaft Hohenlohekreis (AWH). Die Bereitschaft, eine PV-Anlage auf dem abgedichteten Deponiekörper zu installieren, war indes schon immer da. Nun wurde und wird diese Option intensiv geprüft. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) hat die Fläche unter die Lupe genommen und ist zu dem Schluss gekommen, dass bis zu acht Hektar mit Solarmodulen bestückt werden könnten. Das gesamte Deponiegelände misst nach den Worten Damms insgesamt 18 Hektar.
Landesanstalt: Teile des Geländes für PV-Anlage gut geeignet
In dem LUBW-Papier steht, Teile des Deponiegeländes seien "gut geeignet". Eine Trafostation sei vorhanden, die frühere Waldfläche könne bei einem räumlichen Ausgleich bis zum Jahr 2049 anderweitig "umgewandelt" werden. Straßen würden von einer PV-Anlage nicht geblendet, die Wohnbebauung liege 400 Meter entfernt. Das Landschaftsbild werde nicht beeinträchtigt, durch "einfache Maßnahmen" könnten die Module "weithin nicht sichtbar" gemacht werden.
Trotzdem muss mit der Forstwirtschaft und dem Artenschutz eine Einigung erzielt werden. "Das für den Forst zuständige Landwirtschaftsministerium zeigt sich sehr kompromissbereit", sagt Damm - und kann dahinter fast schon einen Haken machen. "Mit den Artenschützern ist es schwieriger." Auf dem Deponiegelände tummeln sich Gelbbauchunken, Haselmäuse und Zauneidechsen.
Drei geschützte Arten haben AWH schon viel Zeit gekostet
Diese drei streng geschützen Arten haben die AWH schon viel Zeit und Geld gekostet. Eigentlich sollten sie ihre Habitate auch auf dem Deponiekörper beziehen, wenn dieser abgedichtet ist. "Mit ganz speziellen Mäh- und Pflegeplänen, die auch Spezialmaschinen erfordern", so Damm. "Wir haben sie im Zuge der Baumaßnahmen alle vergrämt, sollen sie aber wieder hereinholen und müssen in einem mehrjährigen Monitoring dokumentieren, wie sich die Populationen entwickeln."
Ist höhere Agri-PV-Anlage die Lösung?
Eine Lösung könnte der Bau einer Agri-PV-Anlage sein, die einige Meter über der Oberfläche steht. "Zu prüfen ist, ob die Tiere auch darunter leben können. Bei einigen Eidechsenarten scheint dies möglich zu sein."
Landrat ist optimitisch
Landrat Matthias Neth sagt zu dem möglichen Bau von Solaranlagen auf der Deponie: "Wenn wir jetzt endlich dürfen, werden wir es auch tun." Man entziehe der Landwirtschaft damit keine Flächen. Und: "Die Landesregierung hat die Erwartungshaltung, dass man das jetzt macht. Uns wurde zugesagt, dass das Umweltministerium die artenschutzrechtlichen Themen gut lösen wird."
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Kommentare
Michael Schenk am 23.11.2022 17:13 Uhr
Es würde nur Sinn machen auf der Deponie eine Freiflächenphotovoltaikanlage zu installieren. das macht mehr Sinn wie auf landwirtschaftlich genutzten Flächen die zur Produktion von Lebensmitteln benötigt wird. Ich denke, dass sich sowohl die Gelbbauchunke wie auch die Eidechsen unter der Anlage wohl fühlen. Die Fläche wird ja nicht zu 100% versiegelt.