Zu teuer und zu klein? Kritik an neuem Regenwasserbehälter auf Hohenloher Deponie
Die Abfallwirtschaft Hohenlohekreis will auf der Mülldeponie in Beltersrot mehr Regenwasser auffangen und vor Ort nutzen. Der hohe Preis für das Bauvorhaben und das geringe Volumen des Behälters sorgen bei Kreisräten für Unmut.

Ein neuer Regenwasserbehälter für 425.000 Euro, der nur 250 Kubikmeter fasst? Und eine Baumaßnahme auf der Mülldeponie Stäffelesrain, die mit Verdolung und Elektroarbeiten dann insgesamt fast 500.000 Euro kostet?
Dies ist einigen Kreisräten entschieden zu teuer. Sie fordern, dass die Kalkulation neu geprüft wird. Was Landrat Matthias Neth auch prompt zusichert. Trotzdem stimmen in der Sitzung des Kreistagsausschusses zehn Mitglieder dagegen. Elf sind dafür. Und Neth verspricht, "mit der Planung und den Ausschreibungsunterlagen nochmal ins Gremium zu kommen".
Aufwendiges Wassermanagement
Der neue Deponieabschnitt für Bauschutt und Erdaushub in Beltersrot ist seit Oktober 2022 in Betrieb, die alte Hausmülldeponie wird bis 2024 fertig abgedichtet. Für beide Areale muss die Abfallwirtschaft (AWH) das Wassermanagement ordnen. Sickerwasser aus dem alten Deponiekörper muss aufgefangen und vorbehandelt werden, bevor es in der Kläranlage Waldenburg gereinigt wird.
Das normale Abwasser wird daneben gesammelt und abgeleitet. Bleibt noch das Oberflächenwasser. So viel wie möglich soll auf der Deponie gehalten werden. Einerseits, um den zweiten Verfüllabschnitt bei anhaltender Trockenheit zu berieseln und so die Staubbelastung in der Luft zu minimieren. Andererseits, um die Zufahrtstraßen zu reinigen.
Neues Becken soll Speicherkapazität erhöhen
Dazu reichen die Speicher noch nicht aus. Ein größerer Regenwasserbehälter im Eingangsbereich soll Abhilfe schaffen. Allein aus Kostengründen, erklärt AWH-Betriebsleiterin Silvia Fritsch: "Wir brauchen dieses Wasser, sonst müssten wir es teuer in die Kläranlage abführen, wenn es viel regnet, und Trinkwasser teuer zukaufen, wenn es länger trocken ist." Darüber herrscht Einigkeit. Nicht aber über den Preis und die Größe des Behälters.
Kreisräte sagen unisono: zu klein und zu teuer
CDU-Kreisrat Rolf Weibler moniert: "Er ist zu klein und zu teuer." Klassische Güllegruben seien für "ein Bruchteil dieses Geldes" zu haben. Martin Schäfer (Grüne) berichtet, er habe mal eine "für 30.000 Euro gebaut, die 600 Kubikmeter gefasst hat". Und er fragt: "Warum muss der Behälter betoniert werden? Es genügt doch, eine Grünfläche auszugraben, das ist günstiger und ökologischer."
FDP-Kreisrat Michael Schenk sagt, die Verdolung sei unnötig und der Preis für die Elektroarbeiten mit 20.000 Euro zu hoch. Woraufhin Silvia Fritsch von der AWH erklärt, das Amt würde die Preise "immer eher höher ansetzen". Peter Lemke (Freie Wähler) stimmt in den Chor des "fraktionsübergreifenden Unmuts" mit ein und bilanziert: "Das ist alles sehr teuer, es gibt garantiert billigere Lösungen." Was Landrat Matthias Neth so kommentiert: "Wenn die ganz große Koalition das so will, machen wir das."
Auch der teure Tümpel für die Gelbbauchunke sorgt einmal mehr für Unmut
Zum Schluss geht es noch einmal ins Grundsätzliche. Martin Schäfer ruft in Erinnerung, dass man vor einigen Jahren auf dem Deponiegelände für die Gelbbauchunke einen künstlichen Tümpel angelegt habe, "der völlig unökologisch" sei. Kostenpunkt: 70.000 Euro. "Mit deutlich weniger Geld hätte man hier den gleichen Erfolg erzielen können." Der Grünen-Kreisrat kritisiert: "Da nimmt man Geld, das man gar nicht hat, und gibt es aus." Zumal in diesem Wasser-Habitat seither gar keine Gelbbauchunke mehr gesichtet wurde. Der Landrat nickt.
Dann schüttelt er den Kopf über teils absurde Auflagen des Naturschutzes, die immer wieder solch teure, aber fragwürdige Maßnahmen notwendig machten. Beim aktuellen Regenwasserbehälter zieht dieses Argument freilich nicht.
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