Modellprojekt, das Altfett-Reste in Bio-Sprit verwandelt, ist erfolgreich angelaufen
Nach einem halben Jahr ziehen die Verantwortlichen eine positive Zwischenbilanz bezüglich des landesweit einzigartigen Pilotprojekts zur Herstellung von Bio-Kraftstoff aus Altfett-Resten. Ein zusätzlicher Sammel-Automat kommt bald hinzu.

Es war der erste Versuch in ganz Baden-Württemberg. Und er ist laut den Verantwortlichen erfolgreich gestartet: Ende Oktober vergangenen Jahres wurde in Öhringen mit ordentlich Presserummel das Modellprojekt "Jeder Tropfen zählt" gestartet. Seitdem haben die Bürger die Möglichkeit, an bislang vier Automaten im Stadtgebiet gesammelte Speiseöl-Reste aus Privathaushalten mittels froschgrüner Dose einzuwerfen, aus denen dann synthetischer Bio-Kraftstoff gemacht wird.
Auf "mindestens zwei Jahre Laufzeit" ist der landesweit bisher einmalige Versuch nun angelegt - in Bayern gibt es indessen bereits über 20 Automaten-Standorte. Grund zur Nachfrage nach der "Eingroove-Phase": Wie funktioniert die Idee im hiesigen Landkreis? Nehmen die Öhringer das Angebot ausreichend an? "Sehr gut" sei die Resonanz in der Gesamtgemeinde bislang, berichtet Anja Kohr, die bei der Abfallwirtschaft des Hohenlohekreises - wo man das Projekt zusammen mit dem Öhringer Brennstoff-Handelsunternehmen Edi und der bayrischen Firma "Jeder Tropfen zählt" nach Hohenlohe geholt hat - für die Presse-Kommunikation verantwortlich zeichnet.
4700 Kilo wurden bereits abgegeben
Die Zahlen nach der ersten Phase seien "erfolgversprechend": Bis zum 31. März 2022 wurden laut ihren Angaben in den vier Öhringer Automaten mehr als 4700 Kilogramm Altspeisefette und -öle gesammelt. "Da Altfette aus Haushalten meist nur wenig verschmutzt sind, liegt die Upcycling-Quote bei rund 95 Prozent", sagt Kohr. Nach der Reinigung und technischen Aufbereitung im bayrischen Werk blieben dann "rund 4500 Kilo beziehungsweise 5000 Liter gereinigte Fette übrig, die zu Bio-Diesel verarbeitet wurden", informiert sie.
Jener synthetisch hergestellte Bio-Kraftstoff wird an den Tankstellen - kraft aktueller deutscher Rechtslage ist solcher "Care Diesel" in privaten Autos und Lastwagen nur als Beimischung von maximal 26 Prozent zugelassen - von den Verbrauchern dem herkömmlichen Diesel-Sprit beigemischt. Bundesweit bieten jedoch erst wenige Tankstellen den synthetischen Bio-Kraftstoff überhaupt an. Im Hohenlohekreis hat die Firma Edi bislang noch das Monopol auf den Sprit, der laut Hersteller eine über 90 Prozent bessere CO2-Bilanz als konventioneller Diesel aufweisen soll.
"Über dem Durchschnitt"
Die für die Altfett-Akquise Verantwortlichen sind jedenfalls mit der Ausbeute auf der Sammel-Seite zufrieden: Bislang sei statistisch pro Öhringer Bürger rund 0,2 Kilogramm Rohstoff über die Automaten gesammelt worden. "Damit liegt Öhringen im Vergleich zu anderen Gemeinden außerhalb des Hohenlohekreises, die am Projekt teilnehmen, über dem Durchschnitt."
Und weil das so ist, laufen mittlerweile die Pläne für einen fünften Automaten, der die vier existierenden am Edi-Tankpunkt an der Rudolf-Diesel-Straße, beim Ö-Center, am Busbahnhof und im Gewerbegebiet Steinsfeldle ergänzen soll: "Derzeit befinden wir uns in den letzten Zügen der Abstimmung für einen weiteren Standort im Hohenlohekreis", berichtet Abfallwirtschaft-Vertreterin Anja Kohr. Nähere Informationen hierzu soll es bereits in näherer Zukunft geben. Und es gelte weiterhin: Je mehr Bürger mitmachen, umso besser. Denn für das bei der Einführung des Projekts verlautbarte Ziel, irgendwann auf 12 500 Liter abgeliefertes Öl und Fett pro Jahr zu kommen, fehlen noch einige Dosen.