Kunstverein Bretzfeld zeigt Bandbreite an Techniken
Künstler stellen zeitgenössische und gesellschaftskritische Werke im Öhringer Schloss aus. Ein Gang durch die Schau.

Erschreckend aktuell ist die Schau des Bretzfelder Kunstvereins. Auf zwei Stockwerken zeigen die Künstler im Öhringer Schloss nicht nur die Vielfalt ihres Schaffens. Sie verstärken mit ihren Werken auch den Blick auf die Welt.
Zündler der Welt
Gleich gegenüber der Treppe steht ein Objekt des Holzkünstlers Rolf Anger. Fast schon sakral mutet es an, wie die überdimensionalen Zündhölzer im Fenstergewölbe stehen. "Brandstiftung" nennt der Dimbacher seine abgebrannten Holzstelen. "Ich möchte mit meinem Werk auf die schlimmen und unbegreiflichen Gräueltaten in der Ukraine aufmerksam machen", erklärt der Hobbykünstler.
"Jede einzelne der abgebrannten Stelen steht für tausendfaches Leid in diesem einst freien Land. Und mittendrin thront anscheinend unberührt und unbeteiligt der Brandstifter." Leicht erkennbar am einzigen roten Zündkopf. Müßig zu erklären, dass dieses Objekt 2022 entstanden ist. "Eingefangen" nennt Rolf Anger ein zweites Werk, das nur wenige Meter entfernt steht und trotz der Schönheit des Fundholzes ebenfalls etwas Kriegerisches hat. Das gefangene Objekt erinnert mit seinen Zacken an einen Morgenstern.

Kein Kaffee ohne Social Media
Weniger kriegerisch und trotzdem sehr aktuell und zeitkritisch sind die Fotografien von Eva-Maria Gebhardt. Da ist beispielsweise die dreiteilige Reihe, die eine junge Frau mit Essen und Beauty zeigt. Überflüssig eigentlich das mittlere Bild, das auf die sozialen Medien verweist und den Drang, jede Sekunde des noch so banalen Lebens mit möglichst vielen Menschen zu teilen.
Fast schon sakral und an alte Meister erinnernd sind die großformatigen Bilder von Massimo Vinco. Farbgewaltig "Il volo della Mosca". Verschmitzt das royalblaue "JHW", das ein Gesicht zeigt. Es gibt aber auch Bilder in dunklen Tönen, die aus einer alten italienischen Kirche stammen können und auf irgendwelchen Wegen ins Öhringer Rathaus gekommen sind.
Sonniger Süden
Auch Gudrun Hartl bringt Impressionen aus dem sonnigen Süden nach Hohenlohe. "Strand in der Normandie" ist ihr Acrylbild unterschrieben, das mit streng grafischen Farbflächen eine blaue Bucht zeigt.
Dass es auch in der Heimat schön sein kann, das beweist Karin Laute mit ihren schwerelosen Bildern. Mal zeigt sie den Weg vom Siebeneicher Himmelreich durch die Weinberge. Mal baut sie Aluminiumkügelchen und Aluminiumblümchen in die bunten Bilder mit ein und lässt sie noch mehr leuchten.

Sehr wandelbar ist auch Wolfgang Steck. Er, der auch lebensgroße Figuren aus dem Stein holt, hat zwei kleinere Statuen mitgebracht und vor seinen Bildern platziert, die in neuen Farbkombinationen aus weiß, gelb und grün daher kommen und eine erstaunliche Leichtigkeit passend zum Frühling im Öhringer Treppenhaus verbreiten. Auch er hat Momente in der Heimat eingefangen und zeigt den Blick vom Hofgarten auf die Schlosstreppe.
Nah dabei hängt ein Porträt mit großen, durchdringenden Augen des Kupferzeller Hobbykünstlers Frank Rehm. Im Bretzfelder Kunstverein sind Menschen unterschiedlichen Alters vertreten. Sie malen und gestalten mit unterschiedlichen Werkzeugen und Materialien. Sie haben unterschiedliche Sichtweisen. Das macht die Betrachtung spannend.