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Hilfe bei den ersten Mama-Schritten - eine Babylotsin berichtet

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Catharina Kochendörfer berichtet von ihrem Alltag als Babylotsin im Hohenloher Krankenhaus, in dem sie eine sinnvolle Ergänzung zum Pflegepersonal ist.

Was ist nach der Geburt zu tun und wie kann ich mich mit anderen vernetzen oder Hilfe holen: Catharina Kochendörfer (hinten) weiß Bescheid und gibt frischgebackenen Müttern Ratschläge.
Was ist nach der Geburt zu tun und wie kann ich mich mit anderen vernetzen oder Hilfe holen: Catharina Kochendörfer (hinten) weiß Bescheid und gibt frischgebackenen Müttern Ratschläge.  Foto: privat

Zeit haben, davon träumen viele, vor allem im Beruf. Frisch gebackenen Müttern, für die ohnehin eine neue Zeitrechnung in ihrem Leben beginnt, zuhören ohne Zeitlimit, gehört zu den Hauptaufgaben einer Babylotsin. Catharina Kochendörfer arbeitet seit rund einem Jahr in der neu geschaffenen Stelle im Hohenloher Krankenhaus in Öhringen und zieht nun Bilanz.

Unterstützung von Anfang an

Dabei ist das Programm keinesfalls aus der Pandemie heraus entstanden, wie man meinen könnte, sondern bereits vor rund 15 Jahren. Ein Großteil der Babylotsinnen deutschlandweit arbeiten im Krankenhaus.


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Meist am ersten Tag nach der Entbindung besucht Catharina Kochendörfer in Öhringen die Mutter im Krankenzimmer, als "Sozialpädagogin, nicht als Sozialarbeiterin", ergänzt sie lachend. Letzterer Begriff habe immer so einen negativen Bezug, denn in ihrer Tätigkeit besucht sie alle, nicht nur sozial Schwache.

Entlastung für Pflegekräfte

Reden, verarbeiten von vielleicht schwierigen Geburtserfahrungen, alles, was eben nicht medizinisch ist, gehört zu Kochendörfers Aufgaben, und sie erklärt: "Man hat erkannt, dass es eine sinnvolle Ergänzung auch für die Pflegekräfte ist, das es den Druck etwas herausnimmt." Die Kräfte auf der Station sehen es als Entlastung, und sie sei "mit offenen Armen" empfangen worden. Auch die Frauen sind manchmal kurz irritiert, dann aber offen. Sie ist selbst Mutter zweier kleiner Kinder und kann sich in die Situation einfühlen.

Unter dem Begriff psychosoziale Grundversorgung lässt sich Kochendörfers Beruf zusammenfassen. Die 32-Jährige nimmt sich die Zeit, über die vielen Dinge zu sprechen, die es nach der Geburt zu tun sind, gibt erste Tipps auch bei Geschwisterkindern und informiert zu anderen Angeboten für Familien mit Baby oder Rückbildungskurse. Sie leitet die Familie weiter oder hilft bei den vielen Formularen, die es nach der Geburt auszufüllen gilt.

Mangel an Hebammen

Der Mangel an Hebammen gehört zu den Hauptsorgen der Neu-Mamas. Sie können zu Hebammensprechstunden vermittelt werden oder bekommen sogenannte Familienhebammen, die länger nach Hause kommen. Kochendörfer erklärt: Familien mit Migrationshintergrund hätten oft Probleme, Anträge, wie etwa für das Standesamt, auszufüllen. Auch das sind Aufgaben, die das Pflegepersonal oft nebenbei noch erledigt hat. Es gehe bei ihrer Arbeit nicht um Probleme, sondern oft einfach darum, Hilfe beim Vernetzen zu geben. "Sich auszutauschen, das weiß ich selbst, ist so wichtig", betont sie. In Corona-Zeiten sei das oft auf der Strecke geblieben.

Dazu komme das Besuchsverbot im vergangenen Jahr. Viele Wöchnerinnen seien nach Möglichkeit einzeln gelegt worden, um das Infektionsrisiko gering zu halten. Für viele sei aber genau das in den ersten Tagen sehr belastend gewesen.

Für die Sozialpädagogin ist die Stelle selbst eine neue Herausforderung. "Früher habe ich mit Jugendlichen gearbeitet, etwa in der Eingliederungshilfe", ergänzt die Wüstenroterin. "Ich war die Feuerwehr." Jetzt präventiv zu arbeiten, genieße sie sehr. Innerhalb des vergangenen Jahres hat sie sich als Babylotsin weitergebildet und gemerkt, "was für Unterstützung es für junge Familien gibt, nicht nur, wenn es Probleme gibt, das wusste ich selbst nicht."

Kontakt halten

Mit dem Ende des Krankenhausaufenthalts endet der Kontakt oft nicht, freut sich Kochendörfer: "Ich habe auch einige Frauen, die ich mehrere Monate begleite, ich rufe sie nach ein paar Wochen auch bewusst wieder an und erkundige mich, wie es ihnen ergangen ist." Bei fast 20 Frauen in vergangenen Jahren bestand ein längerer Kontakt.

Auch das Projekt soll länger andauern. Pro 1000 Geburten soll es eine 50 Prozent Stelle geben. So ist das Ziel. Im Hohenloher Krankenhaus ist die Stelle auf drei Jahre begrenzt. Am Bad Mergentheimer Caritas-Krankenhaus geht das Projekt bereits in das vierte Jahr.

 

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